Review Pestilence – Hadeon

2014, ein Jahr nach der Veröffentlichung des siebten Albums „Obsideo“, schien das Kapitel PESTILENCE für immer geschlossen: Die Band sei „dauerhaft zur Ruhe gelegt“, ließ Patrick Mameli die Fans damals wissen. So ganz ohne PESTILENCE konnte der Ausnahmegitarrist dann aber doch nicht: Seit 2016 ist die Band unter seiner Führung, ansonsten aber einmal mehr auf allen übrigen Positionen mit neuen Musikern besetzt, wieder zurück. Die Manifestation der neuerlichen Reunion in Form neuen Materials ließ nicht lange auf sich warten: Mit „Hadeon“ erscheint nun das achte Studioalbum.

Bereits nach den ersten Takten von „Non Physical Existent“ ist klar: Wo PESTILENCE drauf steht, ist auch 2018 noch PESTILENCE drin. Ohne Verschnaufpause haut das Quartett dem Hörer auch diesmal technisch versierte, mitunter fast mechanisch klingende Riffs um die Ohren. Doch nicht nur das Riffing, auch der bandtypische, sterile Gitarrensound sorgt für massig Wiedererkennungswert. Und spätestens Mamelis heiserer Gesang macht das Resultat vollkommen unverwechselbar – Vergleiche mit anderen Bands sind also überflüssig.

Vergleicht man „Hadeon“ jedoch mit den vorangegangenen Werken, stellt man – wohl zur Freude vieler Fans – einen gewissen Retro-Charme fest: Gerade die eingestreuten Effekte (wie die spacige Gesangsmodulation in „Astral Projection“), aber auch die verspielten Soli und atmosphärischen Parts („Subvisions“) erinnern an die „guten, alten Zeiten“. Die Produktion, für die wie schon bei „Obsideo“ Christian „Moschus“ Moos vom Spacelab Studio verantwortlich zeichnet, tut hier ihr Übriges: Anders als beim knackig-modern klingenden Vorgänger schwingt im Sound diesmal eine angenehme Oldschool-Note mit.

Was die Songstrukturen angeht, agieren die Niederländer einmal mehr bandtypisch monoton: Oftmals belassen es PESTILENCE bei zwei Riffs (und ein paar wenigen Variationen), die den Song in endlosen Wiederholungen bis zum Solo (und darüber hinaus) tragen müssen. Dass alle beteiligten Musiker dabei größte Spielfertigkeit an den Tag legen, schützt „Hadeon“ zwar nicht davor, dass der eine oder andere Song (auf sehr hohem Niveau) dann doch etwas stumpf klingt. Da das aber quasi schon in der PESTILENCE-DNA verankert ist, sollten sich zumindest Fans der Band daran aber nicht weiter stören.

Schlussendlich ist „Hadeon“ sowohl der logische „Obsideo“-Nachfolger als auch eine tiefe Verneigung vor den Frühwerken der einflussreichen Tech-Deather aus den Niederlanden: Was „Hadeon“ in puncto Riffs bisweilen an Pepp fehlt, macht das Album an anderer Stelle mit verspielten Soli und schicker Retro-Atmosphäre wett. In knapp 40 Minuten geben PESTILENCE so einen gelungenen Abriss dessen, wofür sie mit ihrem Namen 2018 stehen. Aber auch, warum der Name nach 32 Jahren (und zuletzt einigen eher mittelmäßigen Alben) seine Strahlkraft zu Recht nicht verloren hat.

Wertung: 8.5 / 10

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