Review Shrapnel – The Virus Conspires

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Thrash Metal

Mehr als wohl jede andere Metal-Szene muss man die des Thrash Metal wohl als eine Art Familie, als Kollektiv mit einem großen, gemeinsamen Ziel anstatt als Ansammlung von Individualisten, die nach Selbstverwirklichung streben, ansehen. Anders ist es kaum zu erklären, dass nicht nur die etablierten Bands allesamt über Jahre und Jahrzehnte ihrem (untereinander nicht all zu unähnlichen) Stil treu bleiben, sondern sich auch viele Newcomer direkt in diesen Tenor einstimmen.

Die erst 2009 gegründeten SHRAPNEL aus England sind eine jener Formationen, die sich von Grund auf bedingungslos diesem Konzept des großen Ganzen zu unterwerfen scheinen: Von der ersten Note an klingt deren Debüt „The Virus Conspires“ nach Thrash Metal der traditionellen Machart. Sodom, Destruction und Konsorten schwingen hier in jedem Takt, jeder Strophe mit.

Das ist, zunächst einmal, natürlich ein Kompliment für Jungspunde wie die Jungs hinter SHRAPNEL – und durchaus so gemeint. Denn wenn eine Band ein Debüt veröffentlicht, das sich problemlos an den aktuellen Alben von Szeneveteranen messen lassen kann, hat diese Leistung einigen Respekt verdient. Sowohl was das Songwriting, als auch was den Sound angeht, findet sich auf „The Virus Conspires“ nicht ein Hauch der oft als „Charme des Erstlings-Werkes“ verklärten Unprofessionalität, die andere Bands auch oft nach mehreren Alben noch nicht abgelegt haben. Vom ersten bis zum letzten Song packend und energiegeladen, bietet „The Virus Conspires“ dem Hörer absolut kurzweilige Unterhaltung – der Sound von Russ Russell, welcher unter anderen Bands wie Napalm Death, Lock Up, Dummu Borgir oder Evile produziert hat, tut sein übriges zum perfekten, professionellen Auftreten der Band.

Dennoch täuscht alle Professionalität und alles zur Schau gestellte instrumentale und kompositorische Talent nicht darüber hinweg, dass man es bei „The Virus Conspires“ nur mit einem weiteren guten Thrash-Album zu tun hat, dessen Urheber ebenso gut aus Deutschland oder den USA kommen und gleichwohl alte Hasen wie Newcomer sein könnten. Eigenständigkeit, Charakteristika oder auch nur einzelne, markante Eckpunkte, die im Gedächtnis hängen bleiben, nachdem das Album verstummt ist, sucht man hier (wie so oft) vergeblich.

Da es sich dabei allerdings um ein Szene-Merkmal handelt, kommt hier der altbekannte Ausspruch It’s not a bug, it’s a feature zum Tragen: Wer sein Debüt-Album mit vollem Recht zwischen die aktuellen Releases von Genregrößen und -legenden stellen könnte, ohne dass dieses in irgend einem Punkt negativ auffallen würde, kann so viel nicht falsch gemacht haben. Respekt!

Wertung: 8 / 10

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