Review Sinsaenum – Repulsion For Humanity

  • Label: earMUSIC, Peccatum
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Death Metal

Viele dürften das „Allstar-Projekt“ SINSAENUM mit seinem Debüt „Echoes Of The Tortured“ (2016) für eine Eintagsfliege gehalten haben: Kaum vorstellbar, dass Frédéric Leclercq (Dragonforce), Sean Zatorsky (Dååth), Attila Csihar (Mayhem), Stéphane Buriez (Loudblast), Heimoth (Seth) und Joey Jordison (Vimic) gemeinsam genügend Zeit finden würden, das Projekt dauerhaft am Leben zu erhalten. Doch SINSAENUM straften alle Zweifler Lügen: Bereits 2017 erschien die EP „Ashes“, nun, wieder nur ein Jahr später, steht das zweite Studioalbum ins Haus. Die letzten Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der SINSAENUM die Sache betreiben, dürfte dann die Europatour im Herbst ausräumen.

Während das zugegebenermaßen auf technisch höchstem Level leider recht belanglose Debüt den durch die prominente Besetzung geweckten Erwartungen noch nicht ganz gerecht wurde, hatten SINSAENUM ihren Stil bereits auf „Ashes“ merklich verfeinert. Doch das war erst der Anfang, wie es scheint. Auf „Repulsion For Humanity“ zeigen sich SINSAENUM nämlich mitunter von einer gänzlich neuen Seite.

Der Grundtenor bleibt natürlich der gleiche: Bereits mit dem das Album eröffnenden Titeltrack knallen SINSAENUM den Hörern einen knackigen Death-Song vor den Latz: Die griffigen Midtempo-Riffs und bissigen Growls geben der Nummer einen Hauch von Kataklysm, dazu gesellen sich gelegentliche flinke Leadgitarren-Einsprengsel und Uptempo-Passagen, die den Tech-Aspekt hineinbringen. Soweit, so erwartbar – lagen im Riffing und der technischen Brillanz ja bereits beim Debür klar die Stärken der Band.

Doch was „Repulsion For Humanity“ ausmacht, ist das merklich weiterentwickelte Songwriting, das sowohl die einzelnen Songs wie auch deren Zusammenstellung auf ein ganz neues Level hebt: In „Final Resolve“ gehen eher schleppend zu Werke, „Sworn To Hell“ kommt mit unverkennbarem Thrash-Einschlag daher, „I Stand Alone“ geht mit einem fetten Mainriff und stimmungsvoll-düsterem Cleanpart hingegen eher in die Sludge-Richtung. In „Rise OF The Light Bearer“ finden sich epische Soli und dezente Chöre, in „Manifestation Of Ignorance“ hingegen drehen SINSAENUM den Temporegler zunächst bis in den Doom-Bereich (inklusive Klargesang!) nach unten, um ihn später mit einem Schlag auf Anschlag zu schieben. Die Aufzählung ließe sich bis Track elf fortführen – tatsächlich klingen zwar alle Songs irgendwo nach SINSAENUM, jedoch kein Stück wie das andere.

Wer das Debüt gehört hat, weiß, wie dass diese Entwicklung gar nicht hoch genug gewertet werden kann: Klang „Echoes For The Tortured“ bisweilen noch oft nach „Schema F“ und Reißbrett-Kompositionen, hört man auf „Repulsion For Humanity“ eine Band in perfektem Zusammenwirken. Dass Attila aus terminlichen Gründen nicht an den Aufnahmen mitwirken konnte, ist zwar ein kleiner Wermutstropfen, da der gebürtige Ungar stets für eine Prise Irrsinn gut ist, wird durch die durchweg starke Leistung der restlichen Truppe jedoch voll aufgefangen.

Wirklich beeindruckend, so dass er keinesfalls unerwähnt bleiben darf, ist das schwarzmetallen angehauchte „My Swan Song“: SINSAENUM gelingt es, den Hörer hier über acht Minuten lang bei der Stange zu halten und ihm, ganz nebenbei, mit dem sich ganz langsam anbahnenden Refain und der dazugehörigen, getragenen Melodie noch einen massiven Ohrwurm einzupflanzen.

Spätestens, als SINSAENUM das Album mit dem Neunminüter „Forsaken“ mit dem längsten Stück des Albums ausklingen lassen und in diesem Grande Finale auch noch mit Elementen des symphonischen Black Metals sowie bislang ungehörter Eleganz in den Leadmelodien aufwarten, ist klar: „Repulsion For Humanity“ ist nicht das Produkt eines aus Bierlaune oder Langeweile gegründeten Projektes. Vielmehr steht hinter SINSAENUM eine klare Vision und voller Einsatz – anders ist ein solches Meisterwerk in Sachen Vielfalt, Atmosphäre und Komposition, aber auch vertonter Aggressivität und technischer Brillanz nicht zu vollbringen.

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Wertung: 9 / 10

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