Review Ska-P – Lagrimas Y Gozos

Auch wenn die Teenagerzeiten, und mit ihnen die Tage meiner heißen Leidenschaft für Ska schon einige Jährchen zurück liegen, und meine Engagement, neue Bands dieses Genres kennenzulernen, gegen Null geht, so gibt es doch immernoch einige „Relikte“ aus dieser Zeit, die mir immer wieder Freude bescheren können. Zu diesen gehören neben den beNuts, den und den nahezu unerreichten Distemper Moscow seit jeher auch die baskischen Anarcho-Ska-Punker von SKA-P.
Dementsprechend wehmütig nahm ich vor einige Jahren die Nachricht über ihren Split auf, waren sie doch sowohl auf Album als auch live stets Garant für hohe Qualität und eine einzigartige Atmosphäre gewesen. Mittlerweile ist die Horde nicht nur wieder live unterwegs, sondern hat auch ein neues Album herausgebracht – „Lagrimas Y Gozos“, das mittlerweile sechste Studioalbum in der bald 15 jährigen Geschichte der Band.

Ich muss sagen, ein wenig bin ich doch überrascht – wie bereits oben angedeutet, hat es Ska bei mir nicht mehr ganz so leicht wie noch vor einigen Jahren. Hierdurch, aber auch durch die Erfahrung, dass Reunion-Alben nicht immer aus neu geschöpfter Energie sondern all zu oft auch aus leeren Geldbeuteln entstehen, war ich mehr als skeptisch, was ein neues SKA-P-Album angeht – war doch „¡¡Que Corra La Voz!!“ nicht unbedingt DER Brüller gewesen, und somit ausser einem Live-Album seit dem Jahre 2001, als das unsterbliche „Planeta Escoria“ veröffentlicht wurde, nichts weltbewegendes mehr aus dem Hause SKA-P zu hören gewesen.
Und dann kommt ein Album wie „Lagrimas Y Gozos“.
Nicht nur, dass man zu alter Form zurückgefunden hat – hier stimmt einfach alles: Von schnell bis langsam, von aggressiv bis melancholisch, stets mit einer Priese Ironie und Fuck-Off-Attitüde – Ohrwurmmelodien, Arschtrittriffs, ein Hauch Moderne und dabei stets eindeutig und unverwechselbar SKA-P, wie man sie kennt und liebt.
Vor Allem die unverwechselbare Stimme von Frontsau Pulpul sorgt hier für einen kaum zu übertreffenden Wiedererkennungswert – überzeugend und kraftvoller denn je trägt er die, wie eh und je sozialkritisch gehaltenen Texte vor.
Das wohl Reizvollste an SKA-P sind aber auch 2009 noch die perfekte Symbiose aus meodiösen, eingängigen Bläsermelodien, wie man es aus dem klassischen Ska eben kennt ist, mit knallharten Punk-Riffs – versteht man es doch wie kaum eine andere Band, diese Stilmittel zu verbinden.Dabei wirkt „Lagrimas Y Gozos“ im Vergleich zum Vorgänger durchdachter, vielleicht im positiven Sinne gemeint „erwachsener“. Damit will ich nicht sagen, dass man spießig geworden wäre, oder langweilig oder gar beides. Die Songs wirken einfach besser strukturiert, auskomponierter, vielleicht einen Tick weniger aggressiv, dafür etwas eingängiger und vielseitiger. Wie bereits erwähnt – über die 13 Stücke verteilt finden sich die unterschiedlichsten Stimmungen – fetzt der Opener „Ni Fu Ni Fu“ in eher klassischer Ska-Manier, gibt es bei „La Colmena“ kein halten mehr, Uptempo mit viel geschrammel sind hier Programm. Mit „Gasta Claus“ folgt dann schon fast eine Schunkel-Hymne, während „Que Puedo Decir“ schon fast baladeske Züge annimmt. Sicherlich, nicht jeder wird hier mit jedem Song gleich viel Freude haben – dafür ist das Album (in Maßen) vielseitig und alles andere als eintönig. Der Rausschmeißer „Wild Spain“ ist dann wieder SKA-P in Reinkultur und gibt dem Werk nach über 50 Minuten einen würdigen Abschluss.

Was soll ich sagen? Alle Erwartungen übertroffen, ich bin beeindruckt.
Dass Ska geil ist, stand auch vorher schon ausser Frage, ebensowenig die Qualitäten dieser Band. Dass die Herren aber nach ihrer Kreativitätspause derart stark, vielleicht gar stärker denn je zurückkehren würden, hätte zumindest ich nicht (mehr) erwartet.
Ich ziehe meinen (imaginären) Pork Pie und vergebe begeisterte

Wertung: 9.5 / 10

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