Drei Jahre ist es her, dass Korn mit „Requiem“ ein Album veröffentlicht haben. Es wäre also mal wieder Zeit … dachten sich TETRARCH. Und hier sind wir nun: Mit „The Ugly Side Of Me“ veröffentlichen die Nu-Metal-Newcomer zwar einerseits ihre dritte Full-Length, vor allem aber ein Werk, das in weiten Teilen auch als neues Korn-Album durchgehen könnte.
In erster Linie liegt das natürlich am Gesang von Josh Fore, der auf dieser Scheibe noch deutlicher als schon auf dem Vorgänger „Unstable“ (2021) an Jonathan Davis erinnert. Aber auch die Gesamtkomposition, vom Riffing bis zu den Sounds, erinnert nicht nur an, sondern könnte tatsächlich von Korn sein. Die Chancen, dass selbst eingefleischte Fans das Material in einer verblindeten Hörprobe der Nu-Metal-Legende zuordnen würden, stehen jedenfalls nicht schlecht. Auf seine Art ist das beeindruckend, insbesondere für eine vergleichsweise junge Band. Die Beurteilung macht das allerdings nicht unbedingt einfacher – aus gleich zwei Gründen.
Zum einen gibt es da natürlich besagte Gruppe aus Bakersfield, Kalifornien, die selbst mit vergleichsweise hoher Frequenz Alben veröffentlicht: 14 sind es bis heute, ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Wer also Korn hören möchte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit lieber das Original hören als die Soundalikes von TETRARCH. Zum anderen sind aber auch die Alben von Korn seit vielen Jahren nicht mehr zwingend oder gar revolutionär. Da sich TETRARCH aber unüberhörbar eher an den letzten als an den ersten Korn-Platten orientieren und diesen stilistisch wirklich gar nichts Neues hinzuzufügen wissen, klingt „Anything Like Myself“ für das Werk einer jungen Band ziemlich unambitioniert.
Der große Unterschied zwischen einer KI und einem Menschen ist, dass der Mensch eigene Kreativität besitzt, die KI aber nur bereits Bekanntes neu kombinieren kann. TETRARCH lassen sich auf ihrem dritten Album leider auf das Niveau der KI herab: Songs im Stile von Korn schreibt (und spielt) das Quartett wirklich gut – aber das reicht eben nicht, um relevante Kunst zu erschaffen. Wer einfach nicht genug von Korn bekommt, sollte sich mit TETRACH beschäftigen. Für einen nennenswerten Bekanntheitsschub dürfte diese musikalische Mimikry jedoch nicht reichen.
Wertung: 6.5 / 10