Review Triptykon – Requiem

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Metallica und Rage haben es getan, zuletzt aber auch Black-Metal-Bands wie Dimmu Borgir oder Satyricon: die Rede ist von Live-Auftritten mit Orchesterbegleitung. Auf dem Roadburn Festival 2019 war es quasi „posthum“ auch für Celtic Frost so weit: verkörpert durch ihre Nachfolgeband TRIPTYKON und in Begleitung von The Dutch Metropole Orkest unter Leitung von Dirigent Jukka Iisakkila.

Doch während für solche Special-Shows sonst für gewöhnlich bestehendes Songmaterial durch Orchesterspuren angereichert und dafür – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg – umarrangiert wird, ist in diesem Fall schon die Ausgangssituation eine andere. Auf dem Programm stand schließlich nichts weniger als eine musikalische Weltpremiere: Das „Requiem“, das mit „Rex Irae“ 1987 auf „Into The Pandemonium“ begonnen und mit „Winter“ auf „Monotheist“ 2006 weitergeführt wurde, fand in Tilburg nach über 30 Jahren erstmalig seine Vollendung.

Dass „Rex Irae“, als Ouvertüre des „Requiem“, sowie „Winter“ als dessen Finale von der leibhaftigen Orchestrierung profitieren, verwundert wenig. Schließlich sind beide Stücke bereits in den Albumversionen instrumental entsprechend angereichert. Der spannende Teil ist vielmehr „Grave Eternal“ – das erst jetzt für die Roadburn-Show zu Ende geschriebene Herzstück („Transition“) des „Requiem“.

Während beide anderen Teile auch in der Liveversion bei knapp sechseinhalb Minuten bleiben, nimmt „Grave Eternal“ stattliche 32 Minuten der Darbietung ein. Mal majestätisch, mal bedrohlich und zwischendurch durchaus experimentell, vereint das Stück die düstere Grundstimmung von Celtic Frost so organisch mit den symphonischen Elementen, dass man gar nicht erst versucht ist, diese im Kopf voneinander zu lösen: Nichts könnte die Riffs von TRIPTYKON schwärzer klingen lassen als der krasse Kontrast zu den lieblichen Streichern, nichts ihnen mehr Kraft verleihen als das Donnern der Pauken.

So verbinden sich die orchestralen Elemente absolut organisch mit den Gitarren von Tom Warrior und V. Santura, der mit einem virtuos-gefühlvollen Solo glänzt. Komplettiert wird die Live-Besetzung aber erst durch Safa Heraghi, die ein packendes Gesangsduett mit Tom Warrior nach dem anderen abliefert und – tatkräftig unterstützt vom Chor – dem „Requiem“ als Co-Lead-Sängerin zu einer wahrlich einzigartigen Stimmung verhilft.

Der Videomitschnitt der Darbietung ist zugegebenermaßen eher für Fans relevant, die live dabei waren und in den Publikumsaufnahmen ihr Gesicht suchen wollen: Auf der Bühne ist schon aus Platzgründen wenig los, und da der Zuschauerraum bestuhlt ist, bietet auch dieser nur statische Bilder. Das macht aber gar nichts, denn wie selbst Tom Warrior zugeben musste: Am Ende schaut man Live-DVDs ja sowieso kaum. Umso relevanter ist die Audio-Version dieser einmaligen Show – als Zeitdokument der erst- und (bislang) einmaligen Vollendung des „Requiem“, aber auch ganz schlicht und ergreifend als packender Livemitschnitt mit Gänsehaut-Garantie.

Dass das Material dafür – neben einer astreinen Performance – auch tontechnisch eine mehr als gelungene Nachbearbeitung durch V. Santura erhalten hat, ist umso erfreulicher, als es nicht selbstverständlich ist: Den Klangraum im Zusammenspiel aus Blackened-Doom-Metal und Orchester im Mix fair zu verteilen und allen Instrumenten gerecht zu werden, ist wohl wahrlich keine leichte Aufgabe. Chapeau!

Mit „Requiem (Live At Roadburn 2019)“ schließen TRIPTYKON ein über drei Jahrzehnte altes Kapitel, das Celtic Frost nicht mehr zu schließen gegeben war. Vielleicht war diese Zeitspanne und schlussendlich der Druck, die Komposition bis zur terminierten Uraufführung fertigstellen zu müssen, aber auch notwendig, um aus Tom Warrior das herauszukitzeln, was nun – endlich – als vollendetes „Requiem“ genossen werden kann.

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Wertung: 10 / 10

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