Review Vyre – The Initial Frontier Pt. 1

  • Label: Soulfood, Supreme Chaos
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Als Alboin, Kopf der deutschen Black Metaller Geïst aka Eïs, 2001 bekannt gab, man werde zukünftig als Duo weitermachen, war die Überraschung zunächst groß. Dass sich die Geister offenbar an der musikalischen Ausrichtung der Band schieden, wird jetzt, zwei Jahre später deutlich. Denn während sich EÏS mit „Wetterkreuz“ (2012) dem traditionellen Black Metal zugewandt haben, zeigen die ehemaligen Mitmusiker Doc Faruk, Zyan, Hedrykk und KG Cypher, wie EÏS vielleicht auch hätten klingen können.

Frisch nämlich und innovativ klingt zumindest das Debüt ihrer neuen Formation VYRE, welches nun unter dem Titel „The Initial Frontier Pt. 1“ erscheint. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig: Während das oft sehr straighte Riffing stolz die Fahne des Black Metal hoch hält und KG Cyphers Gesang dem Ganzen eine angenehm eisige Atmosphäre verleiht, lassen VYRE zu keiner Zeit Zweifel daran aufkommen, dass sie sich um Konventionen wenig scheren. Da geht ein hartes Riff auch mal spontan in ein lässiges Piano-Stück mit Cellobegleitung und milde solierender Gitarre über, zudem man am liebsten in einer gediegenen Hotel-Lounge einen Martini bestellen würde. Genießen hingegen könnte man ihn wohl kaum, denn ehe man sich versieht, ist der Black Metal zurück am Tisch und der Martini vermutlich vom entsetzten Kellner getrunken.

Neben den Melodien, die „The Initial Frontier Pt. 1“ regelmäßig versüßen und die nicht zuletzt des von Nostarion (Dämmerfarben) gespielten Cellos wegen gelegentlich an Pantheon I denken lassen („The Initial Frontier“), sind es vor allem die synthetischen Elemente, die zu begeistern wissen – beziehungsweise die Eleganz und Zurückhaltung im Umgang mit ebendiesen: Wo die meisten Bands, die synthetische Klänge in ihren (Black) Metal einbauen, dem Irrglauben anheim fallen, derartige Elemente müssten stets im Vordergrund stehen, markant aus dem Gesamtgebilde herausragen und in möglichst großem Kontrast zu den instrumentalen Klängen stehen, gelingt Doc Faruk das genaue Gegenteil. Die elektronischen Elemente, dezent, aber gezielt gesetzt, ergänzen den Sound der Instrumental-Fraktion stets perfekt, ohne sich aufdringlich in den Vordergrund zu drängen, und geben auch nach diversen Durchläufen noch bisher überhörte Details preis. Mit „Miasma“ findet „The Initial Frontier Pt. 1“ ein Ende, das nicht nur die Stimmung des gesamten Albums noch einmal schön auf den Punkt bringt, sondern nach knapp zehn Minuten auch noch mit einer epischen Schluss-Inszenierung aufwarten kann, auf die selbst die unübertroffenen Nagelfar stolz gewesen wären.

VYRE vermeiden es auf „The Initial Frontier Pt. 1“ so geschickt, in die gleiche Falle zu tappen wie all die Bands, die ohne Sinn und Verstand Black Metal mit Synthesizer-Klängen vermischen, dass es schon wieder schade ist, dass die elektronischen Spielereien stets schmückendes Beiwerk bleiben: Durch ein paar stärkere Akzente hätte man eventuell eine noch etwas deutlichere Abgrenzung von der durch den Gesang stets mitschwingenden Geïst-Atmosphäre bewirken können. Doch auch so ist „The Initial Frontier Pt. 1“ ein mehr als interessantes Album für alle, die dem Wald-und-Wiesen-Black-Metal entwachsen sind.

Wertung: 8 / 10

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