Review Wednesday 13 – Mid Death Crisis

Die Freude am Sound seiner Anfangstage hatte WEDNESDAY 13 (mit bürgerlichem Namen irgendwie anders) ja schon auf dem ziemlich gelungenen „Horrifier“ wiederentdeckt. Drei Jahre und eine Murderdolls-Jubiläumstour-Tour später steht mit „Mid Death Crisis“ das nächste Album des Schock-Rockers in den Startlöchern. Die Vorzeichen sehen dabei recht gut aus: Schon das Artwork erweckt nicht mehr wie auf den letzten beiden Platten den Eindruck einer verhinderten Death-Metal-Scheibe, sondern sieht so richtig schön nach Misfits-mäßigem Grusel-Punk aus. Auch die vorab vorgestellte Single „No Apologies“, an der sogar Faster-Pussycat-Gründer Taime Downe mitwirkte, klang schwer nach dem 2005er Debüt „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“.

Geht man nach den ersten beiden Songs, wird die von der Aufmachung geschürte Hoffnung allerdings enttäuscht. Sowohl „Decease And Desist“ als auch „When The Devil Commands“ beschränken sich auf ein, maximal zwei Riffs und stampfen im monotonen Industrial-Gleichschritt dahin. Das erinnert vor allem an Marilyn Manson und vielleicht auch an W.A.S.P. auf „K.F.D.“, erreicht aber zu keiner Zeit das Niveau dieser Referenzen und lässt jegliche Hooks oder Emotionen vermissen. Das neue WEDNESDAY-13-Album findet so leider den denkbar schwächsten Einstieg. Es lohnt sich aber, dabeizubleiben, denn hat man es durch die beiden schwächsten Songs der Platte geschafft, wird „Mid Death Crisis“ kontinuierlich besser.

Schon mit dem treibenden „Rotting Away“ gibt es auf „Mid Death Crisis“ den ersten rotzig-punkigen Mitgröl-Song, wie man ihn vor allem aus den Anfangstagen von WEDNESDAY 13 gewohnt ist. So richtig stark wird es im Anschluss mit dem partytauglichen „No Apologies“ und ab jetzt bleibt das musikalische Niveau der Platte konstant hoch. Tracks wie „Decapitation“, „Blood Storm“ oder „Xanaxtasy“ bieten spaßigen Horror Punk im Geiste von „Transylvania 90210“ – wenn auch nicht ganz so abwechslungsreich – und animieren durchgehend zum Mitsingen. Anders als auf dem legendären Debüt der Truppe ist das auf dieser Platte mithin etwas gleichförmig, doch auch hier gibt es ein paar Überraschungen wie z. B. das unerwartet atmosphärische „In Misery“.

Inhaltlich ist „Mid Death Crisis“ natürlich so eindimensional wie infantil. Die Texte beschränken sich auf „Du (möglicherweise Ex-Partner*in, Elternteil, lästige*r Klassenkamerad*in o. Ä.) bist total doof, darum wünsche ich mir deinen möglichst grausamen Tod. Hui, ich bin ja so ein Freak. Hier noch irgendwas mit Messern. Motherfucker!“ Das wirkt heutzutage in etwa so „edgy“ wie der TikTok-Auftritt von Philipp Amthor, und wenn man ehrlich ist, haben WEDNESDAY 13 hier den Misfits-Klassiker „Die, Die My Darling“ in unterschiedlichsten Versionen reproduziert – mit schwächerem Text. Allzu hart sollte man damit aber nicht ins Gericht gehen, denn der lyrische Inhalt ist wahrlich nicht das, worauf es hier ankommt und in seinen besten Momenten – allen voran „I Hurt You“ – vermag das tatsächlich an Schock-Rock-Ikone Alice Cooper zu erinnern.

In seinen besten Momenten ist „Mid Death Crisis“ so etwas wie ein Alice-Cooper-Album für Gen Z, in seinen schwächsten ein reichlich monotones Gruselkabinett mit müden Jumpscares. Dazwischen gibt es zum Glück eine ganze Reihe unterhaltsamer Horror-Punk-Songs im Geiste der Nullerjahre, die inhaltlich sicherlich nicht besonders tiefgründig sind, aber dafür etliches Ohrwurmpotenzial mitbringen. Wer auf den eher metallischen, Industrial-geprägten Sound von Alben wie „Condolences“ oder „Necrophaze“ steht, wird nach den ersten beiden Songs enttäuscht. Aber all jene, die sich schon über das Kopfnicken von „Horrifier“ in Richtung Transylvanien gefreut haben, werden „Mid Death Crisis“ lieben, denn so rockig wie hier waren WEDNESDAY 13 schon lange nicht mehr unterwegs.

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Wertung: 7 / 10

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