Konzertbericht: Faun

15.08.2020 Dachau, Ludwig-Thoma-Wiese

Klein, fein, akustisch. Auf dem Dachauer Musiksommer zeigen FAUN, wie mittealterlich-folkige Konzerte jetzt und in naher Zukunft aussehen könnten: Ohne große Effekte, dafür mit viel musikalischer Qualität stellen die Süddeutschen ihr aktuelles akustisches Programm sowie ihre neue Sängerin Adaya vor.

Insgesamt 400 Stühle, immer zwei nebeneinander und mit jeweils 1,5 Meter Sicherheitsabstand, stehen auf dem Konzertgelände verteilt. Normalerweise finden die Konzerte des Dachauer Musiksommers, auf dem auch schon Dinosaur Jr. aufgetreten sind, auf dem Rathausplatz statt. Die Schotterwiese, auf der pandemiebedingt die Abstands- und Autokonzerte dieses Jahr stattfinden, wirkt anfangs noch etwas trist, doch spätestens mit einsetzender Dunkelheit stimmt auch das Ambiente für den Konzertabend: Milde Temperaturen und ein sternenklarer Himmel lassen die ungewohnte Konzertsituation schnell vergessen. Auch den fünf Musikern ist die Freude, endlich wieder auf der Bühne zu stehen, von der ersten Sekunde an deutlich anzumerken. Normalerweise würden FAUN gerade die nationalen und internationalen Festivals bereisen, 2020 erscheint Dachau als das Maß aller Dinge: Sanfte Streicher, verspielte Flöten und virtuose Perkussion dominieren das Klangbild, welches durch Adaya um weitere Facetten und Nuancen bereichert wird. Die neue Multiinstrumentalistin wechselt fließend zwischen Harfe, Dudelsack, Bouzouki, Banjo und Lyra, stimmlich hinterlässt sie neben und besonders in Harmonien mit Laura Fella ebenfalls einen sehr positiven Eindruck, genau wie der Rest der Pagan-Folker, die keine Zeichen von Bühenrost zeigen. Lediglich auf den Elektro-Virtuosen Niel Mitra muss die Menge bei dem Akustikprogramm verzichten. Musikalisch bewegen sich FAUN – zumindest akustisch – wieder merklich zu ihren Anfängen zurück. Nachdem der Vertrag mit Labelriese Universal ausgelaufen ist, könnte sich diese Entwicklung auch abseits der Unplugged-Shows fortsetzen.

Denn das Fundament stimmt: Oli, Stephan, Laura, Rüdiger und neuerdings Adaya entführen ihre Zuhörer quer durch ganz Europa: direkt zu Beginn ins spätmittelalterliche England („Adam Lay Ibounden“), später nach Südspanien und schließlich auch in den hohen Norden. Zwischen den einzelnen Songs, die sich wunderbar aneinander fügen, ergreift Oli immer wieder das Wort: Likes seien bestenfalls eine temporäre Ersatzwährung für echten Applaus, sagt der Frontmann mit einem Lächeln im Gesicht. Zwischenzeitlich kreiert er gut gelaunt auch Wortneuschöpfungen wie „purzelbaumen“ oder klaut sich für ein Duett mit Adaya spontan einen Mikroständer, als die Technik streikt. In Verbindung mit der Songauswahl und Liedern wie „Des Wassermanns Weib“ versprüht die Darbietung eine angenehme Leichtigkeit. Selbst der Tod ist dabei nicht das Ende: In „Tanz über die Brücke“ versinnbildlicht eine Brücke die Reise ins Jenseits. Der Trip ist dabei weder furchteinflößend noch bitterlich, sondern man springt dem Tod vielmehr fröhlich entgegen.

Im Angesicht von Corona beweisen FAUN mit ihren Akustikkonzert, was trotz Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen möglich ist. Vielleicht legen sie damit den Grundstein für andere Projekte aus dem weit gefassten Folk-Genre, die wie Subway to Sally („Nackt“), Schandmaul („Kunststück“) oder Versengold („Nacht der Balladen„) bereits bewiesen haben, dass sie ihre Fans und auch allgemein eher klassisch interessierte Konzertbesucher mit Alternativprogrammen begeistern können. Auf opulente Orchester und das Drumherum vergangener Tourneen wird man wohl bis auf Weiteres verzichten müssen, schlussendlich ist es aber wohl immer die Musik und ihr Kern, der die Menschen berührt und begeistert. So wie es FAUN eindrucksvoll bewiesen haben.

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