Festivalbericht: Wacken Open Air 2019 – Teil 2

31.07.2019 - 03.08.2019 Wacken

Zurück zu TEIL 1…

… unter anderem mit SLAVE TO SIRENS, DRUNKEN BUDDHA und THE WILD! (Mittwoch) und BEYOND THE BLACK, HAMMERFALL, VERSENGOLD und SABATON (Donnerstag).

Freitag 02.08.2019:

Auch der Freitag des WACKEN OPEN AIR 2019 hält bereits früh am Tag einige Hochkaräter parat. Bereits um 11 Uhr geben EQUILIBRIUM auf der Faster Stage und JINJER auf der Louder Stage Vollgas. Besonders die ukrainische Prog-Djent- Metalcore-Combo zeigt sich einmal mehr sehr vielseitig und so wird schon früh am Morgen in den Pits gerannt und getanzt.

Foto: Manuel Miksche – apesmetal.com

Deutlich gemächlicher geht es beim Auftritt von QUEENSRŸCHE zu. Der noch immer relativ frühen Stunde geschuldet, sind die Zuschauerzahlen recht übersichtlich und viele Besucher sitzen bequem auf dem Rasen und stärken sich mit einem kleinen Snack oder wahlweise dem ersten Bier. Es ist eben eine dieser typischen Mittagsshows auf dem W.O.A. QUEENSRŸCHE selbst passen sich dieser gemütlichen Atmosphäre offensichtlich gerne an. Der Auftritt verläuft wenig spektakulär und trotz einiger Klassiker wie „Queen Of The Reich“, „Operation: Mindcrime“ oder „Screaming In Digital“ merkt man sofort, dass die Band mehr von der Größe des Namens lebt als von aktuellen Erfolgen. Mangelnde Dynamik und ein eher weicher Sound runden das Bild von der entspannten Mittagspause ab.

Die nächste Band verspricht allein schon vom Namen deutlich mehr Spaß und Unterhaltung. GLORYHAMMER schicken sich an, die Louder Stage zu einem weiteren Schlachtfeld in ihrem intergalaktischen Kampf zu machen. Eine mit Plastikschwertern bewaffnete Armee steht auf jeden Fall im riesigen Publikum bereit.
Nach und nach betreten die Musiker unter dem Applaus der Zuschauer die Bühne und Thomas Winkler aka Angus McFife XIII gibt von Beginn an alles, um das Publikum zu animieren. Ein besonderes Spektakel ist dabei allein schon das Minenspiel des Sängers, der aber auch so viel in Bewegung ist. Die aberwitzigen Geschichten hinter Songs wie „ The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)“, „ Hootsforce“ und „Goblin King Of The Darkstorm Galaxy“ ziehen unheimlich. Natürlich wird zwischenzeitlich auch der galaktische Hammer auf die Bühne geholt. Den Fans wird dann in aller Ruhe erklärt, dass die Band es geschafft hat, Geräusche im All hörbar zu machen und auf humoristische Weise werden die Klänge des Hammers und von zerquetschten Ogern imitiert.
GLORYHAMMER und ihre Fans sind also grad richtig in Fahrt, als ausgerechnet während „Masters Of The Galaxy“ auf einmal der Sound ausgeht und die nächste Unterbrechung wegen eines nahenden Unwetters ansteht.

  1. Into The Terrorvortex Of Kor-Virliath (Intro)
  2. The Siege Of Dunkeld (In Hoots We Trust)
  3. Gloryhammer
  4. Angus McFife
  5. The Land Of Unicorns
  6. Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!
  7. Legend Of The Astral Hammer
  8. The Hollywood Hootsman
  9. Goblin King Of The Darkstorm Galaxy
  10. Hootsforce
  11. Masters Of The Galaxy

Hier müssen wir aus Verständnisgründen nun ein wenig subjektiver Berichten. Wie gehabt begeben wir uns also aufgrund der Unwetterwarnung in den Pressebereich, wo wenig später auf einer Anzeige bekannt gegeben wird, dass die Veranstaltung für den gesamten Tag abgesagt wird. Leicht irritiert über diesen schnellen Entschluss sind wir schon. SLAYER sollen heute doch ihre große letzte Show auf einem deutschen Festival spielen. Dementsprechend warten wir noch ein paar Minuten. Aber weder über die App noch anderswo gibt es weitere Infos. Wir begeben uns also zum Auto, warten weitere 30 Minuten und entschließen uns dann, erst mal nach Itzehoe zu fahren, um irgendwie an Essen zu kommen. Kaum dort angekommen, heißt es, dass das Programm jetzt weiterläuft. Natürlich begeben wir uns schnellstmöglich zurück, doch dank der nicht ganz optimalen Informationspolitik entfallen für uns die Auftritte von CRADLE OF FILTH, NASTY und BLACK STONE CHERRY.
Leider mussten auch TRIBULATION ihren auf einen späteren Zeitpunkt verlegten Auftritt absagen. Also vier Bands von denen wir euch sehr gern berichtet hätten.

Das reguläre Programm geht dann mit BODY COUNT FEAT. ICE-T weiter. Eröffnet wird die Show durch ein Cover des Motörhead-Klassikers „Ace Of Spades“ und ansonsten ist ICE-T von Beginn an vor allem in Redelaune. Nach und nach werden die einzelnen Bandmitglieder, wie Ernie C oder Tracy Marrow Jr., sein eigener Sohn, vorgestellt. Dann erklärt ICE-T noch seinen richtigen Namen für diesen speziellen Tag. Es ist, wenn es nach dem 61jährigen Rapper geht, „Ice-Motherfucking-T-Bitch“. Das Publikum ist natürlich sichtlich amüsiert. Songs wie „Manslaughter“ und „No Lives Matter“ erfreuen die Menge ebenfalls bereits zu Beginn. Dass diese aber nicht nur unterhalten sollen, macht ICE-T in seinen Ansagen immer wieder deutlich. Politische Statements und vor allem seine Kritik an den noch immer großen Problemen mit Rassismus bringt das Sprachrohr von BODY COUNT absolut klar zum Ausdruck. Selbst an diesem Wochenende, auf diesem Festival ist ihm unterschwelliger Rassismus begegnet, wenn man den Ansagen Glauben schenkt.
Für einen richtigen Fremdscham-Moment sorgt ICE-T als er einem kleinen Mädchen erklärt wie man mit Mobbern umzugehen hat und sich umgehend rausstellt das er mit einem Jungen redet. Nichtsdestotrotz gibt er ihm die, nach seinen Maßstäben, richtigen Worte gegen Mobber an die Hand. Es sind die Worte „Talk Shit, Get Shot“.
Insgesamt ist der Auftritt von BODY COUNT FEAT. ICE-T. gar nicht so spektakulär und trotzdem doch erfrischend anders. Den passenden Ausklang des Konzerts bildet „This Is Why We Ride“.

  1. Ace Of Spades (Motörhead Cover)
  2. Bowels Of The Devil
  3. Manslaughter
  4. No Lives Matter
  5. Body Count
  6. Necessary Evil
  7. Drive By
  8. Voodoo
  9. Black Hoodie
  10. There Goes The Neighborhood
  11. Schlagzeug-Solo
  12. KKK Bitch
  13. Disorder (The Exploited Cover)
  14. Postmortem (Slayer Cover)
  15. Talk Shit, Get Shot
  16. Cop Killer

Zugabe

  1. Institutionalized (Suicidal Tendencies Cover)
  2. This Is Why We Ride

Foto: Manuel Miksche – apesmetal.com

Weiter geht der Abend auf dem W.O.A. mit dem nächsten Urgestein. ANTHRAX spielen auf der Faster Stage und auch hier ist der Bereich vor der Bühne gut gefüllt. Bereits nach wenigen Augenblicken machen ANTHRAX zudem klar, Altersschwäche gibt es auch hier nicht. Im Gegenteil, Joey Belladonna und Scott Ian sind richtig gut aufgelegt. Die Eröffnung der Setlist erfolgt standesgemäß durch „Caught In A Mosh“ und die Zuschauer sind sofort bei der Sache. Belladonna ist unermüdlich in Bewegung und animiert immer wieder die Fans. Crowdsurfer gibt es en masse und auch so ist reichlich Bewegung im Publikum. Wie es sich für das Wacken Open Air gehört, jagt ein Klassiker den anderen. „Madhouse“, „I Am The Law“, „A.I.R.“ und „Indians“ zieren beispielsweise die heutigen Songauswahl.
Joey Belladonna erinnert in einer Ansprache noch an die verstorbenen Brüder im Geiste und nennt als Beispiele unter anderem Dio, Dimebag und Vinnie Paul.
Alles in allem ein gelungener Auftritt, so kurz bevor die alten Weggefährten von SLAYER sich verabschieden werden.

  1. Caught In A Mosh
  2. Got The Time
  3. Madhouse
  4. I Am The Law
  5. Now It’s Dark
  6. In The End
  7. A.I.R.
  8. Antisocial
  9. Indians

Erstmal geht es aber wieder weg vom Thrash hin zu deutlich mehr Epik. WITHIN TEMPTATION setzen das Programm auf den Hauptbühnen fort.
Sängerin Sharon den Adel betritt, in Anlehnung an das aktuelle Album „Resist“, völlig in Weiß und mit Flagge bewaffnet die Bühne. Das Bühnenbild selbst ist gekennzeichnet durch eine vermeintliche Metalloptik, zwei große an die Werke von H.R. Giger erinnernde Konstruktionen und der LED-Leinwand im Hintergrund. Völlig souverän gehen die ersten beiden Songs „Raise Your Banner“ und „The Reckoning“ vorüber, bevor mit „Stand My Ground“ eines der ersten älteren Stücke folgt.
Blendet man die Uhrzeit einmal aus, zeigen WITHIN TEMPTATION hier ziemlich schnell, warum sie auf der großen Bühne des WACKEN OPEN AIR stehen. Jedenfalls ist der Bereich vor der Harder Stage nicht umsonst prall gefüllt. Viele Fans in den vordersten Reihen sind von Beginn an dabei und immer wieder sieht man ein Meer aus Armen in der Luft. Bei „In The Middle Of The Night“ taucht dann auch die erste größere Flut an Crowdsurfern auf. Die Niederländer selbst verstehen ihr Handwerk sowieso und auch wenn die Show natürlich nicht so opulent ist, wie bei den eigenen Tourkonzerten, wissen sie genau welche Effekte es braucht. Die Videosequenzen auf der LED-Wand, der auf den Punkt getroffene Sound und die gezielt eingesetzte Pyrotechnik unterstreichen das harmonische Gesamtbild. Zum Ende des Konzerts sorgen WITHIN TEMPTATION mit Songs wie „Faster“, „What Have You Done“ und „Mother Earth” dann noch mal für deutlich mehr Schwung und einen rundum gelungenen Abschluss.

  1. Raise Your Banner
  2. The Reckoning
  3. Stand My Ground
  4. In The Middle Of The Night
  5. The Heart Of Everything
  6. Ice Queen
  7. Faster
  8. Supernova
  9. Paradise (What About Us?)“

Zugabe

  1. What Have You Done
  2. Mad World
  3. Mother Earth

Wenn wir bei WITHIN TEMPTATION schon von Epik gesprochen haben, dann pusten die nun folgenden DEMONS & WIZARDS das imaginäre Dach von der Hütte. Jon Schaffer und Hansi Kürsch stehen endlich wieder gemeinsam auf der Bühne und vor genau dieser steht eine sehr große Zahl an Fans, die bereits beim Intro keine zusätzliche Motivation mehr brauchen.
Schon während des Openers „Heaven Denies“ zeigt Hansi Kürsch, dass er stimmlich auch heute wieder in absoluter Top-Verfassung ist und sein Kollege Schaffer fällt vor allem durch seine deutlich kürzeren und vollkommen ergrauten Haare auf. Man möchte sagen, ein Glück hat dieses peinliche Gefärbe endlich ein Ende. Leicht versetzt auf einer Art Balkon steht dann noch ein vierköpfiger Chor, der Hansi bei den Refrains unterstützt. DEMONS & WIZARDS zeigen sich sehr spielfreudig und dynamisch und selbst Marcus Siepen (Bass) und Jake Dreyer (Lead-Gitarre) wirken als stünden sie schon seit Jahren gemeinsam auf der Bühne. Ab „Crimson King“ wird es zusätzlich noch recht feurig auf der Bühne als die ersten Pyroelemente zum Einsatz kommen und schon ist das Bild eines perfekten Konzerts vollkommen.
Immer wieder rollen während des Auftritts Wellen von Crowdsurfern heran und fast durchgängig sind die Arme zum Mitklatschen in der Luft. Kleinere Moshpits öffnen sich hier und da und auch Headbanger gibt es doch noch auf dem WACKEN OPEN AIR. Kein Wunder also, dass sich André Olbrich (Blind Guardian) eher etwas am Rande unter das Publikum gemischt hat und die Show verfolgt.
Mit „Burning Times“ und “Welcome To Dying” bauen DEMONS & WIZARDS bereits frühzeitig die ersten Cover ihrer jeweiligen Hauptbands ein und anhand der Reaktionen im Publikum wird deutlich, dass dies die völlig richtige Entscheidung ist. Nur selten singt selbst das Publikum in den hintersten Reihen so laut mit wie hier. Das mächtige „Terror Train“ ist wie gemacht für einen solchen Abend und bei „Valhalla“ übernimmt endgültig das Publikum. Selbst Hansi Kürsch hat hier einmal mehr Probleme, um zu Wort zu kommen. Sowas nennt man Gänsehautmoment. Mit „Blood On My Hands“, bei welchem nochmals kräftig mitgesungen wird, und dem eher ruhigen „Fiddler On The Green“ endet eine beeindruckende Show von DEMONS & WIZARDS.

  1. Rites Of Passage
  2. Heaven Denies
  3. Poor Man’s Crusade
  4. Crimson King
  5. Love’s Tragedy Assunder
  6. Burning Times (Iced Earth Cover)
  7. Welcome To Dying (Blind Guardian Cover)
  8. Wicked Witch
  9. The Gunslinger
  10. Terror Train
  11. I Died For You (Iced Earth Cover)
  12. Valhalla (Blind Guardian Cover)
  13. Tear Down The Wall
  14. Gallows Pole
  15. My Last Sunrise
  16. Blood On My Hands
  17. Fiddler On The Green

Nun ist es aber soweit und SLAYER werden auf dem WACKEN OPEN AIR 2019 ihre letzte europäische Festivalshow spielen. Natürlich fragen sich alle, was man von diesem Auftritt erwarten kann und ob Tom Araya und seine Mannen noch etwas Spezielles geplant haben.
Eröffnet wird der Abend jedenfalls erst mal mit „Repentless“ und „Evil Has No Boundaries“. Jedem Fan im mehr als gut gefüllten Infield ist klar, was hier heute Abend, in diesem Moment passiert. SLAYER spielen und mit jeder Minute die vergeht, rückt das Ende der Band näher. Der Sound ist für dieses Ereignis passend druckvoll und man merkt, wie sehr die Musiker an ihren Instrumenten ins Volle gehen. Leider ist das bei SLAYER auch schon so ziemlich alles, denn dynamisch ist der Auftritt nicht wirklich. Klar, die Lichtshow ist beeindruckend und auch die Pyrotechnik wird in großem Maße eingesetzt, aber so richtig kann das doch nicht alles sein. Vielleicht ist man aber auch einfach nur durch die jüngeren Thrash-Generation verwöhnt.
Einem großen Teil des Publikums ist sowieso egal was auf der Bühne passiert, da man mit Mosh- und Bangaktivitäten zu tun hat. Musikalisch ist der Auftritt nämlich weiterhin auf höchstem Niveau und die Setlist ist gespickt mit Klassikern der langen Bandgeschichte. „War Ensemble“ und „Mandatory Suicide“ sind dabei nur die Vorboten dessen, was am Ende kommt. Hintereinander weg werden „Seasons In The Abyss”, „Hell Awaits“, „South Of Heaven“ und “Raining Blood” durch die Soundanlage gejagt. Spätestens jetzt kommt auch wieder dieses seltsame Gefühl in einem hoch, dass hier wirklich gleich etwas Großes endet. Plötzlich ist es soweit. „Angel Of Death“ ertönt und kurz danach ist es ruhig. Tom Araya steht an seinem Mikrofon und schaut noch mal in die große Runde, bevor er leise „Auf Wiedersehen“ sagt. Weshalb „Auf Wiedersehen“, wird sich vielleicht in zwei Jahren zeigen, wenn das WACKEN OPEN AIR die Slayer-Reunion-Show ankündigt. So zumindest die nicht ganz ernst gemeinte Ansicht einiger Fans im Publikum.
  1. Delusions Of Saviour (Intro)
  2. Repentless
  3. Evil Has No Boundaries
  4. World Painted Blood
  5. Postmortem
  6. War Ensemble
  7. Gemini
  8. Disciple
  9. Mandatory Suicide
  10. Chemical Warfare
  11. Payback
  12. Temptation
  13. Born Of Fire
  14. Seasons In The Abyss
  15. Hell Awaits
  16. South Of Heaven
  17. Raining Blood
  18. Black Magic
  19. Dead Skin Mask
  20. Angel Of Death

Während SLAYER noch am Werkeln sind, haben im Bullhead City Circus längst schon THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA zum Tanz gebeten. Die Truppe um Björn Strid und David Andersson ist vermutlich eine der angesagtesten Bands im Bereich des Classic Rock. Dies liegt nicht zuletzt an den beiden charmanten Stewardessen, die als erste die Bühne betreten und die doch recht zahlreichen Zuschauer mit einem Glas Champagner begrüßen. Der Sound ist von Beginn an sehr sauber und die Setlist bunt gemischt mit Songs aus allen Schaffensphasen der Band. Die synthielastigen und extrem tief in den 80er Jahren verwurzelten Stücke animieren das Publikum problemlos zum tanzen und viele der Stücke wie „Midnight Flyer“, „Gemini“ und „This Time“ werden lauthals mitgesungen. Zum Abschluss des Auftritts bildet sich ein großer „Conga Train“, welcher quer durch das Publikum führt.

Den Abschluss des Abends liefern auf den drei Hauptbühnen OPETH, D-A-D und HÄMATOM.

Samstag 03.08.2019

Los geht es an diesem letzten Festivaltag wahlweise mit BLEED FROM WITHIN, MANTICORA oder der Kulttruppe DIE KASSIERER. Ebenfalls extrem früh in diesem Jahr müssen SUBWAY TO SALLY ans Werk.

Nach SUBWAY TO SALLY kann man je nach Gusto zwischen KVELERTAK oder BATTLE BEAST wählen. Beide Bands locken jedenfalls ein angemessenes Publikum vor die jeweiligen Bühnen. BATTLE BEAST präsentieren sich zudem auch noch sehr gut gelaunt zu solch einer frühen Stunde. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Finnen eine besondere Verbindung zum WACKEN OPEN AIR haben, denn die Band gewann 2010 den Metal Battle.
Sehr schnell sticht aber erstmal das gewöhnungsbedürftige Haarteil von Sängerin Noora Louhimo ins Auge. Das Gesteck mit seinen zwei Hörnern wirkt als hätte die Band mal eben das Set eines Schlefaz-würdigen Fantasyspektakels aus dem Hause Asylum geplündert. Zum Glück täuscht die Optik ja gerne mal und sehr schnell zeigt die Sängerin, zu welchen Gesangsleistungen sie im Stande ist. Mit ihrer kräftigen Stimme und ihrer agilen Art geht sie voll und ganz in ihrer Rolle als Frontfrau auf. Aber auch die restlichen Bandmitglieder haben sichtlich Spaß auf der Bühne und verstehen es, einen unterhaltsamen Auftritt abzuliefern.
Auch wenn die Menge an Menschen vor der Faster Stage etwas anderes vermuten lässt, ist der Auftritt zu so früher Stunde aber fast schon ein wenig verschenkt. BATTLE BEAST hätten nämlich auch gut in das Abendprogramm auf der Louder Stage gepasst und sicher noch mehr Stimmung bei den Fans gemacht.

Wie schon das gesamte Wochenende, geht es abwechslungsreich weiter. Auf Power Metal folgt Metalcore. OF MICE & MEN dürfen die Harder Stage beackern. Bereits bei den ersten Songs wie „Defy“ und „Would Yo Still Be There“ öffnen sich diverse Pits im Publikum und die Jungs aus Kalifornien scheinen den Auftritt schon jetzt zu genießen. Den Wechsel zwischen Screams und cleanen Vocals meistert Sänger Aaron Pauley ohne Probleme. Die mal etwas mehr groovenden und mal direkt nach vorn gehenden Songs gehen zudem leicht ins Ohr und in den Nacken. Genau das Richtige nach mittlerweile 3,5 Tagen Festival. Es braucht eben nicht immer vertrackte Spielereien, um auch heute noch vernünftigen Metalcore zu präsentieren. Das heißt jetzt aber nicht, dass die Musik von OF MICE & MEN an diesem Nachmittag technisch nicht anspruchsvoll ist.
Nichtsdestotrotz hat das Konzert vor allem in der Mitte einige Längen und erst mit „Bones Exposed“ und „Instincts“ gewinnt die Show wieder an Fahrt. Die letzten drei Songs bringen OF MICE & MEN ebenfalls souverän über die Bühne. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein gutes Konzert und die Tatsache, das Metalcore eben doch Spaß machen kann.

  1. Warzone
  2. Defy
  3. Would You Still Be There
  4. Earth & Sky
  5. How To Survive
  6. O.G. Loko
  7. Unbreakable
  8. On The Inside
  9. Mushroom Cloud
  10. Bones Exposed
  11. Instincts
  12. Pain
  13. You Make Me Sick
  14. The Depths

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Nach BODY COUNT FEAT. ICE-T am Freitag folgt heute der zweite Auftritt, der durchaus viele Hip-Hop-Elemente bereithalten dürfte. PROPHETS OF RAGE, die Allstar-Truppe um Tom Morello (Rage Against The Machine), B-Real (Cypress Hill) und Chuck D (Public Enemy) schickt sich an, mit einer Menge Funk das Publikum zum Tanzen zu bringen. Überraschenderweise ist es gar nicht so voll auf dem Gelände, aber das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Eröffnet wird das Set mit Sirenengeheul, den gereckten Fäusten von B-Real und Chuck D sowie dem namensgebenden Public-Enemy-Cover „Prophets Of Rage“. Tatsächlich springen die Zuschauer sofort im Takt während die Musiker sich grad erst warm spielen. Aus den ersten Reihen leicht erkennbar, befindet sich über die Boxen gehangen übrigens eine Sea-Watch-Flagge. Natürlich ist dies nicht die einzige politische Botschaft die sich während des Auftritts finden lässt und so wird im Laufe der Show ein durchgestrichenes Hakenkreuz auf einer der Gitarren von Tom Morello enthüllt.
Bei Songs wie „Testify“ und „Guerilla Radio“ wird endgültig wieder klar, wie großartig es ist, eben diesen speziellen Gitarristen mal wieder live zu sehen. Was der gute Mann an der Gitarre abliefert macht einfach Spaß. Die Songs fliegen nur so vorbei, während im Publikum gesprungen und Pogo getanzt wird. Ein richtiges Highlight ist übrigens auch das eingestreute Hip-Hop-Set mit „Hand On The Pump”, „Can’t Truss It”, „Insane In The Brain” und „Jump Around“, welches dann direkt in „Sleep Now In The Fire“ mündet. Energiegeladen geht der Auftritt weiter und natürlich warten nun alle auf den Klassiker schlechthin. Ganz am Ende des Sets gibt es ihn dann endlich. „Killing In The Name“ mobilisiert nochmals alle Kräfte und natürlich bekommt nun auch Donald Trump noch sein Fett weg.

  1. Prophets Of Rage
  2. Testify
  3. Unfuck The World
  4. Guerilla Radio
  5. Made With Hate
  6. Know Your Enemy
  7. Heart Afire
  8. Take The Power Back
  9. Hip-Hop-Medley (Hand On The Pump/Can’t Truss It/Insane In The Brain/Jump Around)
  10. Sleep Now In The Fire
  11. Living On The 110
  12. Bullet In The Head
  13. How I Just Could Kill A Man
  14. Bulls On Parade
  15. Killing In The Name

Foto: Manuel Miksche – apesmetal.com

Bevor es musikalisch weitergeht erfolgt nun die Vorstellung von Laura und ihrem Team „Die mit den Händen tanzen“, welche einige der Konzerte in Gebärdensprache begleitet haben und noch begleiten werden. Auch der Verein „Inklusion muss laut sein“ finden Erwähnung und Thomas Jensen bringt noch ein passendes Zitat von Bruce Dickinson an. „Wacken is for everybody!“ Gemeinsam mit dem Publikum wird dann in Gebärdensprache applaudiert.

Die nächste Band auf der Harder Stage sind BULLET FOR MY VALENTINE und natürlich ist das Infield nun wieder deutlich stärker gefüllt. Die Briten kommen mit ihrem Sound einfach an. Wir nutzen die Show jedoch für eine kurze Verschnaufpause, da der Abend noch lang wird und bereits das gesamte Festival hinter uns liegt.

Foto: Manuel Miksche – apesmetal.com

Nun geht auch der Samstag in die Vollen. POWERWOLF dürfen als erster Headliner des Abends ans Werk gehen. Natürlich ist es brechend voll und alle erwarten eine große Show. Genau diese liefern die Power-Metaller auch von Beginn an. Das imposante Bühnenbild, die aufwändige Kostümierung und die in Perfektion choreographierten Abläufe, funktionieren genau wie immer. Der Großteil der Fans zelebriert deshalb auch von der ersten Sekunde an mit POWERWOLF die selbsternannte Metalmesse. Immer wieder beginnt das Publikum auf Kommando die Fäuste zu recken, zu chanten und zu klatschen. Keine Frage, Falk Maria Schlegel, die Greywolf-Brüder und Attila Dorn sind längst in der obersten Liga des Power Metal angekommen.
Es verwundert daher natürlich auch nicht, dass die Armee aus Crowdsurfern absolut nicht mehr zählbar ist und es im Laufe der Show nicht mal mehr die Anweisungen der Band braucht, damit die Fans den nächsten Song anstimmen. Das perfekte Beispiel hierfür zeigt sich bei „Armata Strigoi“. Während „Stossgebet“ erscheinen auf der Bühne ein beeindruckendes LED-Kreuz und jede Menge Feuer und während des gesamten Konzerts wechselt immer wieder das Backdrop. Irgendwann tauchen, passend zu der sakralen Anmutung von POWERWOLF, sogar noch Jesus und ein paar Nonnen vor der Bühne auf.
Natürlich wird das Set auch standesgemäß mit „Werewolves Of Armenia“ und „We Drink Your Blood“ beendet. POWERWOLF haben also genau das abgeliefert, was alle erwartet haben. Die Show ist mittlerweile eben Spektakel und Gewohnheit in einem. Trotz allem darf man, ohne dass man sich zu weit aus dem Fenster lehnt, davon ausgehen, dass PARKWAY DRIVE es schwer haben werden, eine ähnlich gute Stimmung zu verbreiten.

  1. Lupus Daemonis (Intro)
  2. Fire And Forgive
  3. Army Of The Night
  4. Incense & Iron
  5. Amen & Attack
  6. Demons Are A Girls Best Friend
  7. Armata Strigoi
  8. Stossgebet
  9. Blessed & Possessed
  10. Where The Wild Wolves Have Gone
  11. Ressurection By Erection
  12. Sanctified With Dynamite
  13. Werewolves Of Armenia
  14. We Drink Your Blood
  15. Wolves Against The World (Outro)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Zunächst steht aber das nächste Special ins Haus. Die 30th Anniversary Show des WACKEN OPEN AIR. Von der Hauptbühne bis zum Ende des Infields erstrahlt eine beeindruckende Lasershow und auf allen Leinwänden laufen Bilder aus 30 Jahren W.O.A. Als nächstes taucht MATT HEAFY (TRIVIUM) zwischen den beiden großen Bühnen auf und spielt zu einer gewaltigen Pyroshow, auf einer funkensprühenden Gitarre sein Solo. Auf der Harder Stage erscheinen dann CEMICAN in ihren Azteken-Kostümen, während auf den Videowänden die Optik für das WACKEN OPEN AIR 2020 sowie die ersten Bands enthüllt werden. Besonders bei den Ankündigungen von AMON AMARTH, HYPOCRISY, JUDAS PRIEST und MERCYFUL FATE ist die Freude entsprechend groß. Zugegeben, das war eine eindrucksvolle Art, die ersten Bands für ein Festival anzukündigen.

Foto: Manuel Miksche – apesmetal.com

Jetzt dürfen aber PARKWAY DRIVE endlich ans Werk und natürlich ziehen die Australier noch immer ein gewaltiges Publikum. Mit Fackeln bewaffnet schlendert die Band durch das Publikum zur Bühne und vor allem Sänger Winston McCall sticht sofort ins Auge. Egal ob Kunstpelz oder echt, irgendwie verliert er bereits ohne ein Wort gesagt zu haben an Sympathie. Der Sänger wirkt während der Show sowieso nicht unbedingt wie der sympathischste Frontmann.
Den Opener „Wishing Wells“ und das folgende „Prey“ spielt die Band überraschenderweise ohne ihren Bassisten. Es ist zwar bekannt, dass dieser sich am Knie verletzt hatte, aber eigentlich sollte er im Rollstuhl auch bei den weiteren Konzerten dabei sein. Kurze Zeit später wird das Ganze dann aufgelöst und Jia O’Connor wird durch seine Mutter auf die Bühne geschoben. Diese wiederum wird nach kurzer Vorstellung standesgemäß verabschiedet und zum Crowdsurfen geschickt.
Leider dauert es bis zum fünften Song, bis mit „Karma“ endlich mal ein Stück aus den guten Zeiten der Band in der Setlist auftaucht. Während die Masse des Publikums den Auftritt feiert und definitiv Spaß hat, sieht man aber auch immer wieder Fans der frühen Jahre, die weniger begeistert sind. Sei es ob der Songauswahl, die sich hauptsächlich auf die Alben „IRE“ und „Reverence“ konzentriert oder ob der stellenweise arg gebeutelt klingenden Stimme von McCall.
Keine Frage, soundtechnisch geht die Show absolut in Ordnung und stimmungstechnisch ist definitiv auch einiges los. Immer wieder gibt es große und kleine Circle-Pits, hier und da eine Wall Of Death und jede Menge Crowdsurfer sind sowieso obligatorisch. Aufgrund der Konzentration auf die letzten zwei Alben gibt es zudem immer wieder laute Chants aus dem Publikum. Die Bühnenshow ist für die Headliner ebenfalls angemessen und doch scheint etwas zu fehlen. PARKWAY DRIVE haben früher ganze Festivals in Schutt und Asche gelegt und genau dieses Gewaltige ist gefühlt nicht mehr da.
Zu „Writings On The Wall” und “Shadow Boxing” holt die Band dann plötzlich ein Streicherquartett auf die Bühne. Die vier Musiker stehen auf eigenen Podesten und sind leider doch nicht mehr als ein nettes Gimmick. Den Abschluss der regulären Setlist liefern PARKWAY DRIVE mit „Chronos“.
Nach einer kurzen Pause kehrt die Band nochmals auf die Bühne zurück und mit einem Molotow-Cocktail setzt McCall die gesamte Bühne in Brand. Es folgen „Crushed“ und „Bodom Feeder“, bevor der Auftritt endgültig beendet wird.

  1. Wishing Wells
  2. Prey
  3. Carrion
  4. Vice Grip
  5. Karma
  6. Cemetary Bloom
  7. The Void
  8. Idols And Anchors
  9. Dedicated
  10. Absolute Power
  11. Writings On The Wall
  12. Shadow Boxing
  13. Wild Eyes
  14. Chronos

Zugabe

  1. Crushed
  2. Bottom Feeder

Mit dem Ende der Show endet für uns auch das 30. WACKEN OPEN AIR, obwohl mit SAXON, RAGE und den DEATHSTARS noch einige Hochkaräter auf den Bühnen agieren werden.

Fazit: Was bleibt vom 30. Geburtstag des WACKEN OPEN AIR? Vor allem die Erinnerung daran, dass einige Auftritte nicht das gehalten haben, was sie versprachen. Sicherlich waren SABATON gut, aber mit zwei Bühnen war da mehr drin. SLAYER waren gut, aber eben auch nicht mehr. PARKWAY DRIVE und POWERWOLF werden wohl noch auf viele Jahre ihre Headlinerposten sicher haben. DEMONS & WIZARDS haben als eine der wenigen Bands vollends zu überzeugen gewusst und einen denkwürdigen Auftritt hingelegt. BODY COUNT und PROPHETS OF RAGE sind definitiv eine angenehme Abwechslung und Wölfi von DIE KASSIERER hat dieses Mal die Hosen anbehalten.
Ebenfalls in Erinnerung bleibt, dass es immer schwieriger wird, auf den kleinen Bühnen interessante Bands zu entdecken, da die Anzahl an Bühnen einfach zu hoch ist. Vor allem der Metal Battle leidet sehr unter den Überschneidungen mit den Hauptbühnen. Bands wie DRUNKEN BUDDHA und ARCHAIC würden sicherlich auch ein größeres Publikum begeistern, wenn man den Metal Battle aufwertet. Vielleicht sollte man einfach mehr Jugend wagen und einige alte Größen in den Wacken-Ruhestand schicken.
Zu den Themen eSports, Bundeswehr und World Of Tanks haben wir uns ja im Preview bereits geäußert, weshalb wir hier lediglich den Supermarkt nochmals lobend erwähnen wollen.
Ein weiterer positiver Aspekt war der Umgang mit den möglichen Unwettern, auch wenn die Kommunikation noch verbessert werden muss. Das wachsende Angebot an veganen und vegetarischen Essensständen ist ebenso erfreulich und auch die Tatsache, dass man den Dialog zum Thema Nachhaltigkeit sucht, bleibt positiv in Erinnerung.
Das WACKEN OPEN AIR wird seinen Ruf als polarisierenstes Metalfestival jedenfalls wohl nicht mehr los.

Publiziert am von Christoph Ilius

Fotos von: Christoph Ilius

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert