Review Austere – The Stillness Of Dissolution

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Black Metal

Wenn Bands nach einer langen Auszeit auf einmal in hoher Frequenz veröffentlichen, gibt es zwei Szenarien: Entweder surfen sie auf einer Welle der Kreativität – oder aber sie wähnen sich nur auf ebendieser, liegen jedoch nur mit Sonnenstich am Strand. AUSTERE befinden sich in diesem Bild nicht nur am Strand, sondern eher schon mit Schüttelfrost und Delir im Bett.

Nachdem die Australier die Depressive-Black-Metal-Fans mit zwei herausragenden Alben angemessen deprimiert hatten, lag die Band über eine Dekade im Dornröschenschlaf. Nun jedoch erscheint nach „Corrosion Of Hearts“ (2023) und „Beneath The Threshold“ (2024) mit „The Stillness Of Dissolution“ bereits das dritte Album in nur drei Jahren – und war erstgenanntes nur ein enttäuschendes Comeback-Album und zweitgenanntes noch schwächer, ist das neueste Machwerk der Presslufthammer am eigenen Monument.

Das Fazit des Reviews zum Vorgänger-Album beginnt mit folgender These: Überspitzt ausgedrückt spielen AUSTERE jetzt Black Metal für Menschen, die keinen Black Metal mögen.“ Über „The Stillness Of Dissolution“ muss man nun leider konstatieren: AUSTERE spielen über weite Strecken gar keinen Black Metal mehr. Stattdessen versucht sich das Duo in einer Art Melodic Death Metal stark finnischer Prägung – Insomnium und Konsorten lassen grüßen –, in die AUSTERE gelegentlich Double-Bass und Screams einbauen … häufiger aber reichlich unpassend anmutende Rock-Elemente (etwa völlig inflationär eingesetzte Flagolett-Töne).

Insbesondere in der ersten Albumhälfte klingt wirklich überhaupt nichts rund. Von Abbaths Heavy-Metal-Band I oder eben Insomnium würde man das eine oder andere dieser Riffs kaufen, nicht aber von AUSTERE. Etwas besser wird es in Hälfte zwei, in der Drummer Sorrow zumindest über etwas längere Passagen die Double-Bass tritt: Mit „Storm Within My Heart“ stemmen sich AUSTERE gegen Ende sogar nochmal gegen den steten Sog der Belanglosigkeit – enttäuschenderweise aber auch das nur halbherzig: Selbst dieser vergleichsweise abwechslungsreiche Zehnminüter bleibt kompositorisch völlig witz- und ausdruckslos.

Auch der Gesang gibt – in jedweder Form – Anlass zu umfassender Kritik: Das Screaming klingt zaghaft bis schlichtweg stümperhaft, und mehr noch als auf dem Vorgänger-Album ist jeder Klargesangs-Part ein atmosphärischer Tiefpunkt: Der weckt nämlich nicht nur keinerlei (!) Erinnerungen an den eindringlich wehklagenden Gesang auf den frühen Alben, sondern kann auch im Kontext nicht als „neuer Stil“ überzeugen. Dafür fehlt es dem Album an eingängigen Melodien, spannenden Riffs, Charakter … kurz gesagt: an allem.

Mit ihrem dritten Machwerk nach dem Comeback gelingt AUSTERE nur eines: die endgültige Selbst-Demontage. Was früher verzweifelt-schön war, klingt jetzt nurmehr zum Verzweifeln belanglos; was früher im besten Sinne „depressive“ klang, nurmehr deprimierend. Ein stilistischer „roter Faden“ ist in den Songs nicht mehr zu erkennen, von so etwas wie Atmosphäre ganz zu schweigen. Wer einfach nur so etwas Ähnliches wie ein Metal-Album hören möchte, kann sich natürlich auch „The Stillness Of Dissolution“ anhören – dazu raten möchte man aber niemandem. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass zumindest im Titel ein Fünkchen Wahrheit steckt: Stille und Auflösung wären tatsächlich Begriffe, über die AUSTERE eingehend sinnieren sollten, ehe sie sich nochmal ans Songwriting für ein neues Album machen.

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Wertung: 3.5 / 10

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Ein Kommentar zu “Austere – The Stillness Of Dissolution

  1. Ich musste wirklich schmunzeln, schön geschriebene Rezension, auch wenn ich gänzlich anderer Meinung bin.
    Ich habe das Album verschlungen und lege es jeden, der etwa Harakiri for the Sky oder Katatonia zu besten Brave Murder Day Zeiten mag, wärmstens ans Herz. Aber so unterschiedlich sind Geschmäcker. Meine Wertung wäre mindestens eine 8,5/10.

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