ESCAPE WITH ROMEO ist ein Name, der seit mittlerweile über 20 Jahren durch die Szene spukt. Die Szene ist in diesem Fall nicht die metallische, sondern eher die elektrisch angehauchte, womit die Berührungspunkte zu Metal1.info eher als gering einzuordnen sind. Andererseits tauchen immer wieder Bands im Metalsektor auf, die eigentlich so viel mit Stromgitarren und Double-Bass nicht zu tun haben. Ein Blick in das altbekannte Online-Lexikon bringt außer der Tatsache, dass drei aktuellen zehn ehemalige Mitglieder gegenüber stehen, nicht viel Neues ans Tageslicht. Besonders der Posten der Bassisten scheint ein ziemlich kurzlebiger zu sein.
Nun, ein Urteil soll natürlich nicht gesprochen werden, ohne alle Seiten gehört zu haben. Heißt hier: „Samsara“ sollte einige Rotationen im CD-Player bekommen. Angenehm überrascht der Opener „Everyone Against Everyone“. Die elektrischen Anteile halten sich arg in Grenzen, dafür prescht die Nummer ordentlich nach vorne los und gefällt dementsprechend nicht nur auf den Tanzflächen der Düster-Discos, für die allem Anschein nach das gesamte Album geschrieben wurde. Im weiteren Verlauf nehmen die Anteile aus der Konserve leider für meinen Geschmack zu sehr überhand, die gitarrenrockenden Elemente sind zwar zu aller Zeit präsent, aber eher im Hintergrund gehalten. Weiterhin liegt der Schwerpunkt auf treibenden Rhythmen, die die Tanzbeine derjenigen, die eine Affinität für derartige Klänge aufbringen können, sicher zum Zucken bringen werden. Ich bleibe allerdings bei meiner Meinung: Mehr Rock / Metal hätte dem Album besser getan, auch wenn man sicherlich nicht die Erwartungshaltung von Band und Fans aus dem Blick verlieren darf. Eine Band wie ESCAPE WITH ROMEO ist nun mal nicht im Metalsektor zu dem Bekanntheitsgrad, der sie heute auszeichnet, aufgestiegen, sondern eher in der Schnittmenge Post Punk / Elektro Pop / Wave. Zudem wäre es nicht fair, der Band die Anerkennung absolut handwerklichen Könnens zu verweigern. Praktisch jeder Refrain sitzt, die Melodien gehen zügiger ins Ohr als ein Hochprozentiger ins Blut und zum Mitsingen sind die Lieder allemal geeignet. Etwas störe ich mich am etwas näselnden Gesang von Fronter Thomas Elbern, aber das nenne ich jetzt einfach mal Geschmackssache.
Nun, mein Geschmack ist die ganze Musikrichtung nicht, oftmals finde ich es sogar ärgerlich, dass aus sehr guten Ansätzen nicht viel gemacht wird. Elektriker sehen das freilich anders und sollten sich hier auch angesprochen fühlen, aber das werden sie von einem zehnten Album einer Band mit über 20 Jahren Historie wohl sowieso. Um eine zementierte Wertung abgeben zu können, fehlt mir persönlich der Background. Die Lieder sind eingängig, rhythmisch und durchdacht arrangiert, so viel erkenne ich auch, ob ESCAPE WITH ROMEO in der Szene nun das Nonplusultra darstellen, vermag ich aber nicht zu beurteilen. Die Bewertung ist mit entsprechender Vorsicht zu genießen.
Wertung: 6.5 / 10