Review Mare Cognitum – Luminiferous Aether

  • Label: I, Voidhanger
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Es gibt wohl kaum ein Metal-Subgenre, das sich derart gut dazu eignet, eine außerweltliche Stimmung zu erzeugen, wie Atmospheric Black Metal. Und was könnte wohl atmosphärischer sein als der Weltraum? Da ist es nur folgerichtig, dass Jacob Buczarski sein Soloprojekt MARE COGNITUM nach einem sogenannten Mondmeer benannt hat und sich in seinen Texten mit kosmischen, philosophischen Themen auseinandersetzt. Erst seit 2011 macht der produktive Amerikaner im Alleingang Musik wie von einem anderen Stern und doch ist „Luminiferous Aether“ bereits sein viertes Album. Ob es sich deshalb um einfallslosen Black Metal vom Fließband handelt? Mitnichten!

Ganz und gar nicht schwarzmetallisch erhebt sich der Opener „Heliacal Rising“ bedächtig mit sphärischen Gitarren und Ambient-Sounds. Nach einer Weile setzen entfernte, kernige Screams ein, die jedoch keineswegs zu grobschlächtig klingen, sondern die eindringliche Atmosphäre sogar untermauern, die nach ungefähr drei Minuten durch unfassbar schöne Tremolo-Leads abermals eine Steigerung erfährt. Obwohl MARE COGNITUM bereits da seine fesselnden Gitarrenmelodien mit getragenen Double-Bass-Drums unterlegt, ist es erst das anschließende „The First Point Of Aries“, das mit seinen intensiven Blasts und melancholischen, kraftvollen Riffs das volle Spektrum des atmosphärischen Black Metals offenbart.
Dabei spielt es jedoch überhaupt keine Rolle, ob MARE COGNITUM uns mit sanften Clean-Gitarren im Geiste durch das All schweben lässt oder den Saiten majestätische Riffs mit der Energie einer Supernova entlockt, „Luminiferous Aether“ ist seine 50 Minuten lang durchgehend unglaublich stimmungsvoll. Selbst das unerwartet düstere, betont schwarzmetallische „Occultated Temporal Dimensions“, in dem MARE COGNITUM seine Screams durch raumfüllende Backing-Growls verstärkt, tut dem kosmischen Sound-Fluss des Albums keinen Abbruch.
Obwohl die Songs stilistisch nahe beieinander liegen und mit achteinhalb bis zwölfeinhalb Minuten Länge nicht gerade Easy Listening sind, fühlt sich „Luminiferous Aether“ zu keiner Zeit zu repetitiv oder verkopft an. Zudem prägen sich gerade die packenden Leadgitarren auf Anhieb ein und sogar der an sich eigentlich gar nicht so abwechslungsreiche Schreigesang ist so ausdrucksstark, dass man zu keiner Zeit die fehlenden Clean-Vocals vermisst. Der Gesang mag eine Spur zu leise abgemischt sein, doch ansonsten ist sogar der transzendentale Sound der Platte irrsinnig gut gelungen und trägt somit ebenfalls dazu bei, den Hörer in eine andere Dimension zu entführen.

Während andere Bands zehn Minuten lange Songs auf ein, zwei Motive stützen, diese mit ein wenig Ambient ausschmücken und das zu Tode langweilende Ergebnis als Atmospheric Black Metal überbewerten, verkörpert MARE COGNITUM ebenjenes Genre geradezu perfekt. Die Wiederholung von Melodien ist natürlich auch auf „Luminiferous Aether“ ein vielfach eingesetztes Stilmittel, jedoch werden die epischen Leads immer wieder variiert und spannend auf- und abgebaut. Wer atmosphärischem Black Metal etwas abgewinnen kann und MARE COGNITUM noch nicht kennt, sollte letzteres unbedingt so schnell wie möglich ändern!

Wertung: 9 / 10

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