Review Nachtmystium – Assassins: Black Meddle Pt. I

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

„Assassins: Black Meddle Pt. I“ ist das bereits vierte Album der 2000 gegründeten US-amerikanischen Band NACHTMYSTIUM. Im Zuge der Veröffentlichung der neuen EP „Resilent“ erscheint das Album nun via Lupus Lounge / Prophecy Productions als Digipak-CD, auf Vinyl and als edles 2CD-Artbook. Einziges Manko: Aus lizenzrechtlichen Gründen offiziell nicht in Europa. Einer Bestellung nach Europa über den US-Ableger des Labelshops steht jedoch nichts im Wege.

Während die Jungs um Frontmann Blake Judd auf ihren ersten beiden CDs noch Black Metal spielten, entschieden sie sich bereits mit ihrem 2006er-Output „Instinct: Decay“, neue Wege zu gehen und eher psychedelisch angehauchte, experimentelle Musik zu schreiben. Auch „Assassins“ schlägt in diese Kerbe und lässt sich mit „Black Metal“ nur äußerst unzureichend beschreiben.

Dabei fängt alles noch recht generisch an: „One Of These Nights“ ist ein äußerst unspektakuläres Intro der Marke „Wind (atmosphärisch)“. Danach folgt noch einige Sekunden Gitarrengeriffe, unterlegt mit einem martialisch-stampfenden Rhythmus. Mit dem Titeltrack geht es dann aber richtig los: Doublebass und Tremolo-Riffing, dazu Judds leicht gepresstes, sehr angestrengt klingendes Gekreische. Es finden sich ein paar nette Melodien, im Großen und Ganzen handelt es sich beim Titeltrack und dem darauf folgenden „Ghosts Of Grace“ aber noch um handelsüblichen, atmosphärischen Black Metal, der allenfalls gelegentlich etwas Stoner-Rock-Attitüde durchscheinen lässt.

Spätestens mit „Away From Light“ brechen NACHTMYSTIUM jedoch mit den Konventionen, indem sie ein psychedelisches Pianostück in den Song einflechten. Zwischen das immer wieder aufflammende Black-Metal-Geblaste mischen sich hier dezente elektronsche Klänge, da eine Prise Rotzrock-Attitüde und dort ein ganz klassisches Heavy-Metal-Gitarrensolo. Gekrönt wird die Vielfalt mit „Seasick Part II: Oceanborne“, in dem sich die Gitarren mit einem solierenden Saxophon duellieren – eine gewagte Mischung, die aber absolut lässig rüberkommt und sich überraschend in den Gesamtkontext einfügt.

Die schönen Riffs spielen NACHTMYSTIUM zwar oft sehr ausführlich aus, aber nie so exzessiv, dass es langweilt. Dafür sorgen – neben all den eingeflochtenen experimentellen Spielereien – auch die häufigen Tempowechsel. Mal musizieren NACHTMYSTIUM im schleppenden Downtempo, mal gibt es heftiges Geblaste und oft eher gemäßigtes Midtempo zu hören. Die Produktion tut ihr Übriges: Sehr transparent und druckvoll, hat der Sound aber noch genug Ecken und Kanten, um sich nicht als generisch abstempeln zu lassen.

Trotz allem gibt es auf „Assassins“ auch ein paar Sachen zu kritisieren: Etwa das leider uninspirierte Drumming von Tony Laureano: Hin und wieder kommt der gute Mann zwar mal in Fahrt. Über weite Strecken spielt er jedoch ziemlich stumpfe 08/15-Figuren. Der andere Streitpunkt ist ohne Frage der Gesang von Blake Judd: Die aggressive, gepresste Art zu singen trägt zwar zum charakteristischen Klangbild von NACHTMYSTIUM bei – ist aber fraglos nicht Jedermanns Sache. Da das im Großen und Ganzen auf die ganze Platte zutrifft, schließt sich hier der Kreis.

„Assassins: Black Meddle Pt. I“ ist sicher keine Scheibe, die jeder Black-Metaller besitzen muss. Wer seinen Black Metal am liebsten pechschwarz mag und Experimente in jeder Form verteufelt, wird mit dem Werk der Amerikaner wohl nichts anfangen können. Wer dem einen oder anderen Experiment jedoch nicht abgeneigt ist und sich trotzdem ein Faible für rohe Klänge bewahrt hat, dürfte an diesem innovativen Album Freude finden.

Die Artbook-Edition jedoch lohnt sich zumindest aus musikalischer Perspektive lediglich für eingefleischte Fans: Während Aufmachung und visuelle Kunst im Buch einiges hermachen, sind die drei Bonustracks mit gutem Willen als halbwegs anständig produzierte Demotracks zu umschreiben, die nicht ansatzweise auf dem Level der Albumsongs rangieren.

Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Nachtmystium – Assassins: Black Meddle Pt. I

  1. Nichts für ungut, aber der Rezensent hat den mehr als eindeutigen Bezug zu Pink Floyd komplett außen vor gelassen oder er war ihm nicht bekannt. Der Name des Albums bezieht sich auf „Meddle“ von Pink Floyd, die Einleitung beginnt ebenfalls wie ein Stück der Band. Der Grund, warum ich darauf rumreite, ist der, dass das Album dadurch eine ganz neue Ebene erhält. Es steht nicht nur für sich, sondern verbindet wunderbar mehrere Welten miteinander, zitiert, komponiert neu. Für mich ist es daher umso mehr das beste Album von Nachtmystium.

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