Review Origin – Antithesis

Ist man nicht immer wieder erfreut, wenn man zwecks Anhören einer CD diese ins Rechnerlaufwerk schiebt und dann die nette Mitteilung erhält, dass das Silberscheibchen absolut leer ist? Sehr nett, wenn man doch über die Musik, die offenkundig nicht auf dem Medium enthalten ist, ein Review schreiben sollte. So oder so ähnlich geschah’s mir mit ORIGINs neustem Output „Antithesis“ (dessen Cover mich irgendwie frappierend zeitgleich an Motörhead und Hypocrisy erinnert, aber das nur am Rande). Nachdem ich dann also so vier bis sechs mal gestutzt hatte, holte ich das Ding wieder aus dem Laufwerk raus und warf einen genauen Blick auf das Scheibchen. Aha, „Copy protected. Not playable on PC“. Gutt, kein Problem, kann ja verstehen, dass die Bands und Plattenfirmen gerne gegen Musikpiraterie vorgehen wollen. Also die gute alte Stereoanlage entstaubt, Scheibe rein und ein weiteres Mal nicht schlecht gestaunt. 94 Tracks, das klingt nach einer Menge Musik. Dann sah ich aber, dass jedes der Stücke nur etwa zwischen 10 und 40 Sekunden lang ist. Grindcore? Ne, Relapse sind nur auf die lustige Idee gekommen, die insgesamt zehn Tracks der Scheibe auf 94 Stück aufzusplitten. Was haben wir gelacht. Dementsprechend werden meine Aussagen zu einzelnen Songs eher vage gehalten werden, ich habe nämlich leider keinen Schimmer, zu welchem Stück nun Track 17, Track 46 oder aber Track 83 gehört…

Egal, genug auf der Plattenfirma rumgehackt, kommen wir lieber zu dem, was wirklich zählt: die Musik. Die US-Amerikaner ORIGIN sind schon seit 1997 im Bereich des Metals der extremeren Gangart zuhause. Spielen tun sie sehr technischen, sehr fiesen und vor allem verflucht schnellen Death Metal, der sich laut Bandhistorie folgendermaßen ausnimmt: „(…) a punishing concussion, fusing merciless staccato guitar riffing with a homicidal vocal triumvirate and a rapid-fire percussive attack that shatters the space-time continuum.“ Grundgütiger, das klingt ja schmerzhaft.

Und das ist es auch. ORIGIN machen keine Gefangenen, sondern bolzen von der ersten Sekunde an wüst drauf los. Allerdings mit stil, groove und vor allem technischer Versiertheit. Es gibt eigentlich keinen Augenblick, an dem die Finger der linken Hände der beiden Gitarreros still stehen, ein Riff jagt das nächste und das in so nackenbrechender Geschwindigkeit, dass man Drumtier John Longstreth beinahe bemitleiden möchte, prügelt der gute Mann sich doch konsequent (bis auf gaaaanz wenige Außnahmen, erst am Ende des Titeltracks und damit am Ende der CD wird mal einen Gang runtergeschaltet…) im Uptempo durch die 10 (resp. 94… ja, ich werde einfach nicht müde das zu erwähnen) Tracks. Eingängige Parts sucht das Ohr dabei vergebens, ORIGIN scheren sich nicht darum, ihr Krachkonstrukt durch irgend welche bewußt gesetzten Höhepunkte aufzulockern. Sie gehen eher so subtil wie eine High-Speed-Dampfwalze zu Werke und mähen konsequent alles nieder.

So weit, so gut. Das macht ja alles schon mächtig viel Spaß, vor allem weil die Produktion besser eigentlich nicht sein könnte (schön transparent, schön fett) und die drei (! oder aber auch vier, da ist sich die Bandinfo nicht ganz einig…) Sänger sich konsequent die Klinke in die Hand (bzw. in den Rachen) geben (wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass ich bei den Schrei-Leistungen der drei keinen wirklichen Unterschied ausmachen konnte, bzw. keine Ahnung hab wer von den dreien jetzt was ins Mikro gröhlt). Aber jetzt kommt das große Aber.

Zum einen macht sich das Fehlen wirklicher Höhepunkte bei mehrmaligem Durchhören schmerzlich bemerkbar. Die Songs sind zu einförmig, es wird eigentlich immer nur (auf technisch sehr hohem Niveau) voll auf die Zwölf geprügelt, was ja sicher ordentlich Freude machen kann. Aber hier kommt der zweite Mängel ins Spiel: Die CD ist zu lang. Ja, eigentlich bin ich ein Freund von Value for Money und nehm auch mal eher die 60-Minuten-Scheibe als die mit nur ’ner halben Stunde Spielzeit, aber nach etwa dreißig Minuten Dauergeprügel geht ORIGINs Material langsam aber Sicher die Luft aus. Und das Fatale daran ist: Danach geht die Scheibe immerhin noch gute zwölf Minuten.

Ich will damit jetzt nicht andeuten, dass „Antithesis“ eine schlechte CD wäre. Ganz im Gegenteil, das Ding ist unglaublich nett anzuhören und macht einen Heidenspaß. Aber sie wäre besser, wenn sie zehn Minuten kürzer wäre. Dann hätten ORIGIN ein Mörderalbum hingelegt… Aber so zieht sich das Ding eben ein wenig. Eine Kaufempfehlung kann man trotzdem jedem aussprechen, der auf technisch hochwertigen, bösartigen und vor allem pfeilschnellen Death Metal steht.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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