Interview mit Emiliano Lanzoni von Code666

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Ende der 90er Jahre gründete Emiliano Lanzoni CODE666 als Label für avantgardistische und extreme Tonkunst. Seitdem hat der Italiener vielen namhaften Bands wie Ne Obliviscaris, Imperial Triumphant und Negură Bunget zu ihrer verdienten Bekanntheit verholfen. Den aktuellen Stillstand der Musikindustrie aufgrund des Coronavirus haben wir genutzt, um Lanzoni ein paar Fragen über den Werdegang des Labels zu stellen. Ein Gespräch mit dem Labelgründer über die ihn erfüllende Arbeit als Wegbereiter für aufstrebende Bands, das Unternehmertum wider Willen, die Vorzüge des Scheiterns und Italo-Pop.

Guten Tag! Vielen Dank, dass du dir hierfür Zeit nimmst. Wie geht es dir derzeit?
Im Moment befinden wir uns aufgrund der Covid-19-Pandemie in großer Not. Es ist sicherlich keine gute Zeit für die ganze Welt und insbesondere für Italien, das als erstes europäisches Land von dem aus China stammenden Virus schwer getroffen wurde. Da dies unser dritter Quarantänemonat ist, gewöhne ich mich an die Situation und versuche, ein gutes psychologisches Gleichgewicht zu entwickeln, um die nächsten Monate, die sehr schwierig sein werden, zu bewältigen. Es ist eine Herausforderung für die ganze Welt. Ich hoffe, dass wir aus dieser Erfahrung etwas lernen und damit beginnen werden, die wirklichen Prioritäten einer zivilisierten Gesellschaft zu setzen: den Schutz unseres Planeten und seines empfindlichen Gleichgewichts, das Wohlergehen und die Gesundheit aller Menschen und die Solidarität zwischen allen Völkern. Ziemlich weit entfernt von den Idealen des Profits, des Erfolgs, der „Likes“ und der „Follower“, die in den letzten Jahren zu den neuen anzubetenden Idolen geworden zu sein scheinen.

Du hast CODE666 im Jahr 1999 gegründet, nachdem du mit deinem vorherigen Label Boundless Records und mit deiner Gesundheit große Probleme gehabt hattest. Wie hast du CODE666 nach all diesen Schwierigkeiten zum Laufen gebracht?
Meine früheren Erfahrungen haben mir sehr geholfen – Fehler zu machen ist ein Teil des Lebens, und ich habe immer versucht, aus meinen zahlreichen Misserfolgen zu lernen. Das ist wahrscheinlich der Grund, aus dem ich mich selbst als den typischen „Verlierer“ sehe und die so genannten „Gewinner“ wirklich unangenehm finde.
Als meine Erfahrung mit Boundless Records zu Ende ging, wurde mir klar, dass ich ein Ventil brauchte, um die schwere Zeit, die ich damals durchgemacht habe, zu überwinden. CODE666 fing als ein Fanzine an, in dem ich schreiben und das Unwohlsein, das sich bei mir angehäuft hatte, austreiben konnte; dann, nach den ersten paar Ausgaben, verwandelte ich es in ein Plattenlabel. Ich war bereit für ein neues Abenteuer und hier bin ich nun nach 21 Jahren. Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde!

Den Namen CODE666 hast du einem obskuren mexikanischen Film entnommen, den du gesehen hast, als du mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen hattest. Kannst du dich damit auch heute noch identifizieren?
Dieser Film war absoluter Müll – hässlich, verrucht und obszön; in der Tat war er perfekt für den Moment, den ich durchlebte. Heute würde ich ihn nicht genießen, aber damals funktionierte er; ich hatte den Tiefpunkt erreicht, und er half mir, zu verstehen, dass ich aus diesem Tief nur wieder aufsteigen konnte, indem ich das Unwohlsein selbst als Startrampe benutzte, anstatt dass es als Gewicht zu sehen, das mich am Boden hielt. CODE666 ist ein Name, der widersprüchliche Erinnerungen weckt: Ich erinnere mich sehr gut an mein Leiden, aber ich erinnere mich auch daran, wie dasselbe Leiden mir geholfen hat, dorthin zu gelangen, wo ich jetzt bin. Solche Strapazen tun nicht nur gut, sie sind im Leben eines jeden Menschen genauso notwendig wie gute, positive Dinge. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.

Du hast aber auch schon selbst Musik gespielt. Warum war es für dich dennoch die größte Erfüllung, ein Label zu gründen und zu führen, anstatt in einer Band zu spielen?
Weil ich nie das Talent zum Musiker hatte. Ich habe mit meiner Band gespielt und es genossen; wir fuhren in unserem Van durch Europa und spielten in jedem heruntergekommenen Loch, aber kein Label war daran interessiert, uns zu pushen, also beschlossen wir, unser eigenes Label zu gründen und selbst zu produzieren. Es war Anfang der 90er Jahre, vor dem Internet-Zeitalter; zu dieser Zeit war es schwierig, Zugang zu Informationen zu bekommen; ich brauchte Monate, um zu lernen, wie man eine CD presst, und fragte herum, um Informationen und Hilfe zu bekommen. Dennoch fand ich den Prozess, zu lernen, wie man ein Label führt, so interessant, dass ich bald erkannte, dass ich darin viel besser war, als eine Karriere als talentloser Musiker zu verfolgen.

Gibt es bei dir eine Art Labelphilosophie, die dir in deiner Tätigkeit die Richtung weist?
Wahrscheinlich gibt es eine, aber es ist nichts, was bewusst ausgearbeitet wurde. Da CODE666 mein Geschöpf ist, bewegt es sich, handelt und atmet mit mir; es ist praktisch mein Selbst, mit all meinen Fehlern, meinen Widersprüchen, meinen Grenzen und meinen guten Seiten. Ich weiß, dass es vom rationalen Standpunkt aus gesehen Zeiten gab, in denen ich andere Entscheidungen hätte treffen sollen, aber ich habe mich entschieden, immer meinem Instinkt zu folgen und das zu tun, was mein Gewissen oder, wenn man so will, der Geist, der mich führt, mir vorgeschlagen hat, und alles in allem bin ich auf diese Weise glücklich.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigst du aktuell?
Keinen. Ich bin nicht gut in Teamarbeit, ich bin ein „Einzelgänger“, der es liebt, die Dinge auf seine Weise zu tun. Ich hatte in der Vergangenheit Mitarbeiter, aber es hat nie richtig funktioniert, deshalb führe ich das Label seit vielen Jahren alleine.

Welche Veröffentlichungen von CODE666 waren aus deiner Sicht die wichtigsten für das Label?
Ich könnte – und vielleicht sollte ich – die erfolgreichsten Veröffentlichungen nennen, diejenigen, die sich am besten verkauft haben und gut aufgenommen wurden; das waren sicherlich die besten, was Geld und Geschäft betrifft, aber es sind nicht die wichtigsten, weil CODE666 für mich nie nur Geschäft war und sein wird. Natürlich ist es mein Job und mein Lebensunterhalt, aber was mich wirklich interessiert, ist die Veröffentlichung von Platten, auf die ich stolz bin und die mich repräsentieren. Tatsächlich sind die wichtigsten Veröffentlichungen von CODE666 diejenigen, die sich nur sehr wenig oder gar nicht verkauft haben, diejenigen, die niemand bemerkt hat und die wie kleine (oder eher große) versteckte Edelsteine sind, die jemand früher oder später finden wird. Es ist mir oft passiert, dass ich Bands entdeckt und lanciert habe, die jahrelang unbekannt geblieben sind, bis sie endlich den Lohn für ihr Talent bekommen konnten, wie etwa Imperial Triumphant, Ne Obliviscaris oder vor langer Zeit Ephel Duath.

Wie kommt eine Band dazu, von dir unter Vertrag genommen zu werden? Läuft das eher über Bewerbungen von Bands oder suchst du selbst aktiv nach neuen Talenten?
Die Bands, die ich selbst finde, sind viel zahlreicher als die, die ich aus den Promos auswähle, die ich bekomme. Ich glaube, das liegt daran, dass ich sehr wählerisch bin; ich weiß, was mir gefällt, also bin ich besser dran, wenn ich aktiv auf der Suche nach neuen Talenten bin. Ab und zu bekomme ich zufällig eine Promo, die mich beeindruckt, aber das ist ziemlich selten.

Wie intensiv befasst du dich mit einer Band, die sich bewirbt oder bezüglich der du an einem Signing interessiert bist? Reicht da schon ein kurzes Hineinhören in ihre Musik?
Ich habe sehr wenig Zeit, um mir die Promos anzuhören. Da ich alles alleine machen muss, bin ich gezwungen, eine sehr strenge Auswahl zu treffen – manchmal zu hastig, aber es gibt keinen anderen Weg, wenn ich mir alles anhören will, was ich bekomme. Das bedeutet, dass jede Band etwa 30 Sekunden bekommt. Wenn es mich in diesen 30 Sekunden nicht beeindruckt, fliegt es raus. Wenn eine Promo diese erste Hürde überwindet, höre ich sie mir vollständig an und entscheide dann, ob ich sie ablege oder zu den ganz wenigen Bands gebe, die ein paar aufmerksame Hördurchläufe verdienen. Auf diese Weise habe ich viele Chancen verpasst und mir sind viele Bands entgangen, die spannend gewesen wären, aber das ist die unvermeidliche Konsequenz daraus, wenn man das Geschäft allein betreibt.

Soweit ich weiß, ist CODE666 als Label für extreme und avantgardistische Musik gedacht, wohingegen die von dir gegründete Mutterfirma Aural Music auch leichter zugängliche Musik herausbringt. Spielen Verkaufszahlen für CODE666 daher keine Rolle mehr?
Am Anfang war das die Idee: CODE666 von jeder geschäftlichen Notwendigkeit zu befreien und die Platten, die ich wollte, unabhängig von den Verkaufszahlen zu veröffentlichen. Aber leider hat die Krise aufgrund der Piraterie und des riesigen Einbruchs der Verkaufszahlen von Platten und Musik im Allgemeinen diesen Ansatz unmöglich gemacht. Nun wird auch CODE666 nach einer Art Geschäftsplan geführt, der darauf abzielt, zumindest die Kosten abzudecken. Manchmal scheitere ich sogar an diesem Ziel, weil ich immer wieder unkluge Entscheidungen treffe (ich bin kein Geschäftsmann, ich will keiner sein, und es gefällt mir nicht, zu wissen, dass ich in Wirklichkeit auf meine eigene Weise einer bin).

Wonach entscheidet sich, welche Band bei CODE666 und welche bei einem anderen Sublabel unterkommt – gibt es da überhaupt eine klare Abgrenzung?
In den 90er Jahren, als ich mit meiner Arbeit angefangen habe, war die Unterscheidung viel klarer, die Szenen waren getrennter und die Notwendigkeit von Sublabels war offensichtlich. Wenn man eine Vielzahl von Genres abdecken wollte, musste man verschiedene Marken haben; jetzt haben sich die Dinge geändert und eine solche Notwendigkeit besteht in der Tat nicht mehr.

Da CODE666 für speziellere Musik vorgesehen ist, die dir persönlich zusagt, könnte man auf die Idee kommen, dass bei Aural Music auch Bands unter Vertrag stehen, die dich zwar weniger begeistern, aber eben leichter zu vermarkten sind. Inwieweit ist das der Fall?
Aural Music spiegelt mich genauso wider; es ist nur ein weiterer Aspekt meiner Persönlichkeit. Die Platten im Roster von Aural Music sind einfach mehr „Mainstream“ oder zugänglicher, aber ich liebe sie genauso sehr wie die, die ich auf CODE666 veröffentliche. Ich war nie ein Ein-Genre-Mann; ich habe selbst auf CODE666 sehr unterschiedliche Bands herausgebracht. Mit Aural Music habe ich nur versucht, ein wenig Ordnung in das Chaos meines Geschmacks zu bringen, aber, wie ich bereits sagte, sind die verschiedenen Sublabels nicht mehr notwendig. Ich könnte nur Aural Music verwenden und das wäre in Ordnung; in der Tat behalte ich CODE666 einfach, weil es mir gefällt; aus persönlichen, sentimentalen Gründen möchte ich das Symbol meiner Wiedergeburt nicht sterben lassen.

Wie eng ist das Verhältnis zwischen den Bands deines Labels und dir? Ist es dir wichtig, sie alle auch persönlich zu kennen?
Zu einigen der Bands habe ich ein ausgezeichnetes Verhältnis: Wir sind täglich in Kontakt und arbeiten freundschaftlich zusammen; mit anderen Bands ist das Verhältnis nicht so eng. Ich nehme an, dass dies auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist: die unterschiedlichen Persönlichkeiten und die unterschiedlichen Herangehensweisen an zwischenmenschliche Beziehungen. Ich bin ein sehr schüchterner und einsamer Mensch und habe seit meiner Kindheit mit enormen Beziehungsproblemen zu kämpfen. CODE666 hat mir in dieser Hinsicht sehr geholfen: Jetzt habe ich Freunde auf der ganzen Welt und trotz all meiner Grenzen habe ich dank meiner Arbeit riesige Schritte im Umgang mit anderen Menschen gemacht.

Fallen dir aus dem Stegreif bestimmte Bands ein, mit denen die Zusammenarbeit besonders angenehm oder umgekehrt besonders schwierig war?
Sicher, es gibt Bands, mit denen man von Anfang an auf einer Wellenlänge ist, weil sie eine positive Einstellung haben und sich bewusst sind, was es bedeutet, bei einem kleinen Label unterschrieben zu haben, nämlich, dass es gegenseitige Hilfestellung erfordert. Andere wiederum denken, dass sie sich, sobald sie einen Vertrag unterschrieben haben, hinsetzen und das Label die ganze Arbeit machen lassen können und sich beschweren, wenn sie keinen „Erfolg“ haben. Es gibt auch Bands, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu managen; sie verbringen die ganze Zeit damit, sich zu streiten, können guten Rat nicht wertschätzen und verlieren sich in nutzlosen und sinnlosen Plänen. Genau hier erweist sich ein Label als nützlich: als jemand, der weise und fachkundig ist, der einen beraten und einem helfen kann, seine Karriere zu managen, wenn man es nicht selbst schafft.

Gab es auch schon Signings, die du hinterher bereut hast – sei es aus finanziellen oder gar persönlichen Gründen?
Natürlich gab es welche! Fehler gehören zum Leben, wie ich bereits sagte; sie sind das Wichtigste: Je mehr Fehler man macht, desto mehr lernt man aus ihnen. Ich habe viele gemacht, ich mache immer noch einige und werde in Zukunft noch mehr machen. Es ist unvermeidlich, und das ist gut so; wir müssen uns die Möglichkeit erlauben, Fehler zu machen: Das Scheitern ist genauso wichtig und respektabel wie der Erfolg, eigentlich halte ich es sogar für noch nützlicher und wichtiger. Natürlich bedauere ich es: Ich hätte eine bestimmte Band nehmen können, die ich fallen gelassen habe, anstatt einen Vertrag mit der Band zu unterschreiben, die ein großartiges Demo hatte, dann aber eine lausige Platte fabriziert hat. Wie gesagt, das gehört alles zum Leben.

In einem früheren Interview mit uns hast du erwähnt, dass du kein Problem damit hast, dass physische Tonträger an Bedeutung verlieren. Wie sieht es diesbezüglich heute aus – siehst du moderne Mittel wie Streaming auch als Chance für euch als Label?
Nein, Streaming ist noch nicht zu einer Gewinnquelle geworden oder zumindest nicht genug, um den enormen Rückgang der Verkäufe von physischen Medien auszugleichen. Wir befinden uns immer noch in einer Phase, in der das meiste Streaming nicht angemessen belohnt wird (man denke nur an Youtube), und auf jeden Fall fließt das Geld nicht in die Taschen der Künstler oder des Labels, sondern in die von Google. Die zahlen einen Hungerlohn an die geistigen Eigentümer der künstlerischen Werke, die sie ihren Nutzern im Streaming anbieten, und erhalten dafür Milliarden an Werbegeldern. Ich wünsche mir immer wieder eine gerechtere Verteilung der Einnahmen, bei der Autoren und Verleger stärker belohnt werden als diejenigen, die nur die Werke anderer Leute transportieren.

Du meintest in dem besagten Interview allerdings auch, dass Labels irgendwann wohl gänzlich überflüssig werden. Spürst du inzwischen schon eine Entwicklung in diese Richtung oder ist es nach wie vor einfach, euren Bands Vorteile gegenüber Eigenproduktionen zu bieten?
Labels, so wie sie vor 20 oder 30 Jahren waren, sind kein praktikables Modell mehr. Wir entwickeln uns langsam zu Unternehmen, die bloß Dienstleistungen für die Bands anbieten, anstatt richtige Verleger zu sein.

Aktuell leidet die Musikbranche sehr stark unter den zweifellos notwendigen, aber eben auch sehr restriktiven Maßnahmen gegen das Coronavirus. Wie gravierend ist die Situation für CODE666 bzw. Aural Music?
Die Lage ist sehr ernst. Die Verkäufe sind seit dem Ausbruch des Virus um 90 % zurückgegangen, und dieser negative Trend wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Da die Betriebskosten unverändert bleiben, ist die Situation mittel- bis langfristig eindeutig unhaltbar. Hoffentlich wird sich die Situation bald wieder normalisieren, aber ich bezweifle das sehr.

Gibt es aktuell spannende Newcomer oder auch bereits bekanntere Bands, die du, sofern du die Möglichkeit hättest, gerne bei CODE666 unter Vertrag nehmen würdest?
Nein, keine. Ich könnte es mir nicht leisten, bekannte Bands zu managen, und ich würde es auch nicht tun wollen. Ich bin gerne der Talentscout, der eine unbekannte Band entdeckt und ihr hilft, ihre Karriere von Grund auf aufzubauen, bis sie bekannt genug ist, um bei einem größeren Label zu unterschreiben und den Sprung nach vorn zu wagen, bei dem ich ihr nicht mehr helfen kann. Das ist die perfekte Rolle für mich, und ich beabsichtige, in dieser Komfortzone zu bleiben. Ich hätte mich oft dazu entschließen können, zu expandieren, Leute einzustellen, größere Räumlichkeiten zu mieten, Verträge mit größeren Bands zu unterschreiben, aber das wollte ich nicht. Meine Entscheidung ist eine wohlüberlegte, weil ich lieber so bleibe, wie ich bin. Manchmal war das schwieriger als zu expandieren, als ich alle Gewinne an Steuern verloren habe, weil ich sie nicht in Personal und Strukturen reinvestiert hatte. Aber das macht mir nichts aus. Man muss seine eigenen Grenzen kennen, sie akzeptieren und sowohl seine Fehler als auch seine guten Seiten anerkennen.

Zum Abschluss würde ich mit dir gerne noch unser traditionelles Metal1.info-Brainstorming durchgehen. Was fällt dir zu den folgenden begriffen ein?
„Trve“ Black Metal: Das ist etwas, das vor 20 bis 30 Jahren existierte und Sinn machte; jetzt ist es veraltet.
Lingua Ignota: Ich habe sie letztes Jahr beim Roadburn zum ersten Mal gesehen und war enttäuscht. Das ist nichts für mich.
Limited/Special-Editions: Als alter Nostalgiker verehre ich solche Dinge sehr; ich habe sie immer gemocht und würde sie gerne weiter produzieren, solange es jemanden gibt, der daran interessiert ist, sie zu haben.
Bandcamp: Eine Plattform, die sowohl für Bands als auch für kleine Labels wie meines nützlich ist; sie hilft, zwischen dem Verkauf und dem Vertriebsnetz zu differenzieren.
Italo-Pop: Italien hat eine ausgezeichnete tausendjährige Musikkultur und Künstler, die Geschichte gemacht haben; deshalb finde ich es beschämend, dass diese prestigeträchtige Tradition heute von talentlosen Personen vertreten wird, die 99% des Platzes in den nationalen Radios und Fernsehern vergiften.
Aktuelles Lieblingsalbum: Es gibt eine ganze Reihe von Alben; die Musik war für mich nie so eingeschränkt, ich habe keine Lieblingsband oder eine bestimmte Platte, die ihre Spuren hinterlassen hat. Vor ein paar Tagen hörte ich „Morok“ von Agruss, eines dieser verborgenen Juwelen, die ich vorhin erwähnt habe; ich war erfreut, festzustellen, dass es sehr gut gealtert ist, und vielleicht wird in zehn Jahren jemand seinen Wert anerkennen oder vielleicht wird es auch für immer nur in meinem Herzen bleiben. Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, dass ich es veröffentlicht habe, obwohl (fast) alle Exemplare bisher in meinem Lagerraum liegen geblieben sind…

An diesem Punkt möchte ich mich vielmals für deine Antworten bedanken. Die letzten Worte würde ich gerne dir überlassen:
Vielen Dank für das schöne Interview, es hatte nichts mit den Routinefragen zu tun, die immer öfter gestellt werden. Metal1.info ist im Laufe der Jahre immer ein Portal gewesen, das mit authentischer Leidenschaft und Kompetenz qualitativ hochwertige Inhalte fördert. In der heutigen Musikszene braucht es mehr Menschen wie euch!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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