Interview mit Jakob Nebel von Livingston

Vor kurzem haben Livingston mit “Animal“ ihr nun drittes Album veröffentlicht. Gitarrist Jakob Nebel gibt Hintergrundinformationen und Auskünfte über die Produktion der einzelnen Songs, die Freude am selbstständigen Arbeiten und neue Einflüsse.

LIVINGSTON_LOGO_Black
Hey! Danke zunächst, dass du dir Zeit genommen hast. Wie geht es dir?
Sehr gut, Danke! Ich sitze in meiner Küche in Berlin und die Sonne scheint durch das Fenster. Unsere Tour startet in einer Woche. Was will man mehr?

Euer neues Album “Animal“ wurde vor kurzem veröffentlicht. Wie haben Fans und Medien reagiert?
Die Resonanz ist unglaublich. Ich bin sehr froh darüber, dass all unsere Fans das neue Album zu lieben scheinen. Jedes mal, wenn man ein neues Album veröffentlicht ist man unsicher, wie die Leute darüber denken. Auch wenn man selbst ein gutes Gefühl hat, kann man es nicht wissen. Die Kritiken der Presse waren die besten, die wir jemals für eine Veröffentlichung erhalten haben.

LIVINGSTON_Photo_smallIhr habt eure Arbeit mit Universal Music beendet und dann entschieden, “Animal“ komplett ohne die Hilfe anderer aufzunehmen und zu produzieren. Wie hat dieses Vorgehen eure Selbstwahrnehmung als Band beeinflusst und plant ihr, beim nächsten Album genauso vorzugehen?
Für uns fühlt es sich so an, als hätten wir endlich die beste Arbeitsweise für uns gefunden. Ich denke, dass wir weiterhin so vorgehen werden. Auf diese Art bleibt unsere Musik so ehrlich wie möglich.

Ihr habt “Animal“ in einer kleinen Jagdhütte außerhalb von Berlin aufgenommen. Welchen Effekt hatte die Abgeschiedenheit auf den Aufnahmeprozess?
Sie hat uns wirklich sehr geholfen, da wir nicht durch die Außenwelt abgelenkt wurden. So konnten wir unseren Sound entstehen und wachsen lassen. Immerhin war kilometerweit niemand, der uns ablenken konnte.

Was würdet ihr sagen, ist der größte Unterschied zwischen “Animal“ und dem Vorgänger “Fire To Fire“?
„Fire To Fire“ wurde von einem großen Rock-Produzenten (David Bottrill) produziert. Es war großartig, mit ihm zu arbeiten und wir haben eine Menge gelernt. Nachdem wir mit einem der ‚Großen‘ gearbeitet hatten, stellten wir fest: „Hey, das ist keine Zauberei. Das können wir auch selbst!“ Und das taten wir auch. „Fire To Fire“ klang zunächst wie ein super Rock-Album, bis uns das Label aufforderte, mehr Songs zu schreiben, die auch für das Radio geeignet seien. In diesem Moment haben wir uns selbst etwas verloren und letztlich ein Paar Titel auf das Album gepackt, auf die wir nicht sonderlich stolz sind. Sie kamen nicht vom Herzen. Anders die Lieder von „Animal“, die alle direkt vom Herz kommen. Jeder von uns vieren liebt jeden einzelnen Song auf „Animal“. Das ist uns so noch nie passiert.

Wieso habt ihr „Animal“ als Titel für eure neue Veröffentlichung gewählt?
Der Titelsong war der Erste, den wir in der Hütte geschrieben und aufgenommen haben. Das war ein Wendepunkt für uns. Es gab diese eine bestimmte Nacht, in der wir uns dieses Lied anhörten und feststellten, dass wir hier etwas besonderes geschaffen haben. Außerdem sahen wir viele Tiere während unserer zahlreichen Aufenthalte in dem Haus. Soviel verschiedene und wunderschöne. So war es nur sinnvoll, sie auf das Cover zu packen.

livingston promo
Welche Bands, Filme und Bücher haben euch während der Aufnahme beeinflusst?
Wir haben nicht allzu viele Alben gehört, während wir in der Hütte waren, am häufigsten lief aber wahrscheinlich „II“ von Moderat. Wir haben einen Haufen Filme gesehen und eine Serie, die wir alle genossen, war „True Detective“. Fantastisch. Ich lese auch viele Kriminalgeschichten auf meinem Kindle, die mir beim Einschlafen helfen. Aber ich würde nicht sagen, dass sie mein Songwriting sehr beeinflusst hätten.

Willst du uns etwas zur Produktion erzählen? Habt ihr eine klare Arbeitsteilung bei der Komposition oder mischt sich jeder überall mit ein?
Ich war derjenige, der mit dem Schreiben der Stücke angefangen hat. Letzten Endes habe ich den Großteil der (instrumentalen) Musik geschrieben – schlicht durch die bloße Menge an Ideen, die ich hatte. Normalerweise setze ich mich mit meinem Laptop, einer Gitarre und einem Keyboard hin und beginne mit einer grundlegenden Idee. Das kann ein Ablauf von Akkorden, ein Riff oder einfach ein Schlagzeug-Beat sein, den ich programmiert habe. Sobald sich dieser Einfall entwickelt hat, gebe ich ihn weiter an unseren Sänger Beukes. Er jamt dann, indem er zu meiner Musik sing und kommt oft innerhalb weniger Minuten zu großartigen Vocallines. Anschließend arbeite ich noch etwas an dem Track, nun mit seinem Gesang. Dann gebe ich den Song weiter an Phil oder Chris, um den Song auszubauen. Chris und Phil haben auch einige der Lieder geschrieben und durchlebten den selben Prozess. Jeder Titel durchlief mindestens einmal jeden unserer vier Laptops, bevor wir ihn wirklich ernst genommen haben. Erst dann ging es an die Produktion und Aufnahme, bei der vor allem Chris und Paul an den Reglern saßen.

LIVINGSTON - AnimalIhr habt beim aktuellen Album verstärkt elektronische Elemente verwendet. War das eine bewusste Entscheidung oder ergab sich das einfach aus dem Kerativprozess heraus?
Es war nie eine bewusste Entscheidung. Es ist einfach passiert. Außerdem reflektiert es die Musik, die wir über die letzten Jahre gehört haben. Wenn man einen neuen Song schreibt und ihm erlaubt, ohne Einschränkungen zu entstehen, weiß man nie genau, wohin das führt. In diesem Fall leicht elektronisch und außerdem leicht orchestral. Wer weiß, wohin uns das nächste Album führen wird.

Nun sind wir fast am Ende unseres Interviews. Ich würde es gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Ich nenne einen Begriff und du schreibst das erste nieder, dass dir in den Sinn kommt.
Berlin: Ein großartiger Ort für Künstler und Musiker.
Metal: Hier bin ich kein wirklich Einheimischer, aber ein Ort, an dem sehr viele talentierte Instrumentalisten anzutreffen sind. Und von dem, was ich mitbekommen habe, auch großartige Fans. Sehr loyal.
Facebook: Ein Ort, an dem ich viel zu viel Zeit verbringe.
Bestes Album 2014: Livingston – Animal (Komm schon, was hast du erwartet?)
Motten: Sehr gute Freunde von uns. Extrem gechillt.

Okay, noch einmal vielen Dank für deine Antworten, die letzten Worte gehören dir.
Kommt und trinkt auf einer unserer Shows im Oktober und November ein Bier mit uns!

Publiziert am von Daniel Stein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert