Konzertbericht: Phantom Winter w/ Deathrite, Forlorn Sights

01.04.2016 Jena, Rosenkeller

Nach nur zwei Alben verkündeten die deutschen Doom/ Sludge/ Post-Metaller von Omega Massif ihr jähes Ende, welches überraschend und schlicht vor knapp zwei Jahren bekannt gegeben wurde. Noch im selben Jahr meldeten sich Drummer Rath und Gitarrist Schmittfull mit einer neuen Band, PHANTOM WINTER, zurück, verstärkt durch Bassist Achter und Sänger Krank. Bereits 2015 legte das Quartett sein Debüt „Cvlt“ vor, welches die Würzburger nun dem Jenaer Publikum im beliebten wie auch gut besuchten Rosenkeller vorstellen. Mit dabei sind als Opener die Coburger FORLORN SIGHTS sowie die Death-Metal-Kombo DEATHRITE.
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10933970_738428726254261_1739561018985701521_nNahezu pünktlich eröffnen FORLORN SIGHTS mit ihrer eingängigen Mischung aus Post Metal, Sludge und Modern Hardcore das Konzert und bieten in der kommenden halben Stunde eine überraschend gute Show: Nicht nur, dass die Tontechniker an jenem Abend großartige Arbeit leisten und bereits bei dem Opener die Besucher mit wohlklingendem Sound verwöhnen, auch FORLORN SIGHTS selbst tun dies. Ihre Musik ist ebenso mitreißend wie fesselnd, die Steigerungen in den einzelnen Songs als auch der durch Mark und Bein gehende Gesang kreieren eine Atmosphäre, die erhabener nicht hätte sein können. Von der ersten bis zur letzten Minute gelingt es FORLORN SIGHTS, diese Dichte an Klang und Stimmung aufrechtzuerhalten, sodass der Kauf ihres Debüts „Bound“ nicht nur als Empfehlung für Hörer der Genre, sondern prinzipiell als Aufforderung an alle Musikbegeisterte verstanden werden sollte!

545997_608529952508253_509608825_n11150174_1067631329931444_746520107490377338_nNach einer kurzen und somit für den Rosenkeller relativ untypischen Umbauphase legen die Jungs von DEATHRITE los, die im wahrsten Sinne des Wortes zügig voran preschen. Im starken Kontrast zum Opener stehend, spielen die Jungs aus Leipzig und Dresden in der bereits gut gefüllten Venue kompromisslosen Death Metal und legen bezüglich Genre und Tempo eine absolute Kehrtwende zum Sound ihres Vorgängers hin. Mit Tracks aus ihrem aktuellen Output „Revelation Of Chaos“ versprühen die vier Sachsen eine ansteckende Dynamik, die schnell auf das Publikum überschwappt und für begeistertes Headbanging und schließlich zu Zugabe-Rufe am Ende ihrer Show führt. Obwohl sich der geneigte Besucher fragt, weswegen zwischen der ersten und dritten Band, die sich musikalisch halbwegs nahe stehen, ein Death-Metal-Act geschoben wurde, muss dennoch konstatiert werden, dass DEATHRITE zwar nicht die passendste Lösung für dieses Billing waren, aber dennoch guten Death Metal in Old-School-Manier präsentieren.

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Bandfoto1_Dunkel_web-550x412Der 40-minütigen Show schließt sich eine etwas längere Umbauphase an, die ihr Ende durch ein düsteres Intro findet. Die Besucherzahl erreicht ihren Höhepunkt und die Herren von PHANTOM WINTER werden in dunkelblaues Licht gehüllt, welches das einzige optische Highlight der nächsten Dreiviertelstunde und des gesamten Abend darstellen wird. Mit Songs ihres Debüts bietet der Phönix aus der Asche von Omega Massif eine Show, die von dem Zwiegesang von Sänger und Gitarristen, die sich mit tiefen Growls und höheren Screams abwechseln, dominiert wird. Auch ihnen kommt eine astreine Tonabmischung zugute, sodass die Songs von „Cvlt“ ihre beklemmende Aura vollends entfalten können. Und obgleich diese im Plattenspieler im heimischen Wohnzimmer noch zu begeistern wussten, gestalt sich ihre Live-Darbietung ernüchternder: Schnell wird das Muster deutlich, mit dem PHANTOM WINTER Stimmung zu erzeugen versuchen, nämlich durch die stets wiederkehrende Struktur von längeren instrumentalen Parts, einsetzenden Sprachsamples und dem plötzlichen Ausbruch. Hingegen der Opener mit Steigerung arbeitete, setzen PHANTOM WINTER auf einen Überraschungsmoment, der jedoch live nach dem ersten Song nicht mehr Recht zog.

12647159_1100309346666031_3860456625216148943_n - KopieAm Ende jenes Abend ist festzuhalten, dass FORLORN SIGHTS das leben, was PHANTOM WINTER technisch erschaffen – hingegen die erste Band das Herz und das Gefühl für ihre Musik authentisch darbietet, krankt es der dritten Band an eben jenem. Somit steht auf der einen Seite FORLORN SIGHTS, die Feuer und Flamme für das sind, was sie spielen, und auf der anderen Seite PHANTOM WINTER, die dies eher zu Kunst anstatt zu gelebter Musik stilisieren. Und dazwischen finden sich mit DEATHRITE sympathische Jungs, die irgendwie dazwischen gestolpert sind. Dennoch: Die Kritik an PHANTOM WINTER entspringt lediglich dem Gusto, mindert aber nicht im geringsten die Qualität ihrer Songs. Insofern: Organisatorisch wie musikalisch ein bisweilen überraschender wie gelungener Abend!

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