ASTRUM ET ABYSSUM gibt es, wie man nach etwas umständlicher Webrecherche erfahren kann, schon seit 1992. Besonders bekannt sind sie in dieser Zeit nicht geworden – die üblichen Quellen, aus denen man sich über Bands informiert, schweigen sich über die deutsche Fünfertruppe aus, und auch ihre eigene Website ist wenig informativ. Wer also noch nichts von dieser Truppe und ihrem deutschsprachigem Hard Rock gehört hat, ist kaum selbst schuld. Vereinzelt scheint die Band mal mit anderer Instrumentierung (Didgeridoo) experimentiert zu haben, auf dem aktuellen Output „Nebel in mir“ ist davon aber nichts zu hören.
Denn „Nebel in mir“ gehört zu den Alben, die man eigentlich nur einmal hören muss, weil man dann alles erkannt hat, was sie bieten. Von vorne bis hinten vorhersehbar und ohne jede Spur von Überraschung plätschert die Scheibe vor sich hin, sodass neben den obligatorischen Pathosballaden („Sieben Leben“, „Weil sie anders sind“) eine kurze orientalische Melodie am Anfang von „1001 Nacht“ der absolute Höhepunkt an Abwechslung ist, zu dem sich ASTRUM ET ABYSSUM fähig zeigen. Höchstens die etwas düstere und energische Nummer „Maria“ reißt den Hörer kurz aus der Lethargie, entfaltet wegen ihrer geringen inneren Abwechslung aber keine Langzeitwirkung.
Denn ansonsten sind fast alle Songs gleich gestrickt: Es gibt eher langsame Lieder, die von routinierter Gitarrenarbeit begleitet und von den weiblichen Leadvocals der Sängerin Beate dominiert werden. Ihre Stimme bewegt sich meistens innerhalb eines eher kleinen Spektrums, klingt an und für sich aber nicht schlecht – nur eben abwechslungsarm. Streckenweise bringt wenigstens die Percussionsarbeit, für die immerhin zwei verschiedene Köpfe verantwortlich sind, etwas Abwechslung in die ansonsten immer selben Strukturen, aber auch sie bleibt letztlich zu technisch.
Im Songwriting liegt ASTRUM ET ABYSSUMs größtes Problem auf „Nebel in mir“. Fast jeder Song besteht mindestens zur Hälfte aus dem Refrain, der in endlosen Reihungen aneinandergesetzt wird und locker mal die letzten drei Minuten eines Songs alleine ausmacht und höchstens kurz von einem Gitarrensolo unterbrochen wird (u. a. „Opfermoor“, „Ruf der Erde“). Dass selbst bei diesem Rezept, das auf Nummer sicher gehen will, noch Fehler passieren, zeigt „Schlangenbrut“, auf dem eine Rückung wohl der verzweifelte Versuch sein sollte, etwas Abwechslung zu erzeugen. Schade nur, dass Sängerin Beate sich bei dem Sprung nach oben hoffnungslos übernimmt. Warum hat ihr das im Studio eigentlich keiner gesagt?
Im Gegensatz zu dem 08/15-Schema des Songwritings sollte man noch die Lyrics erwähnen. Die sind tatsächlich ungewöhnlich. Dass deutsche Texte grundsätzlich schwierig sein können, ist ja kein Geheimnis – man muss sich entsprechend beim Texten mehr anstrengen als im Englischen. Leider ist das ASTRUM ET ABYSSUM auf „Nebel in mir“ nicht gelungen. Wirre Sprachbilder wie „die Würfel nehmen ihren Lauf“ hinterlassen nur Befremdung („Opfermoor“). Dennoch lassen sie Ergüsse wie „die Schatten ziehen wie die Geier übers Land / sie wollen greifen, doch das Böse ist verbannt“ fast noch intelligent erscheinen (ebd.). Aber eben nur fast, denn was Zeilen wie „Und dann das Mahnmal / durchdringt unsre Tür“ heißen sollen, bleibt wohl ein Geheimnis der Band („Sieben Leben“). Man muss es anscheinend noch einmal sagen: Unklarer Sprachbrei macht noch keine Poesie. Fast schon zustimmen möchte man da der Aussage aus „Schrei nach Dir“: „Worte, die keiner spricht, und Zeichen, die niemand versteht“. Letzteres trifft zu, Ersteres wäre schön gewesen.
Nun gut. Wer hat also etwas von ASTRUM ET ABYSSUMs „Nebel in mir“? Vielleicht ausgemachte Fans deutschsprachigen Hard Rocks, die sich gerne verzweifelt auf Sinnsuche in schlecht getexteten Liedern machen. Musikalisch gibt es sonst nicht viel zu hören.
Wertung: 3 / 10