Review Bokor – Anomia 1

BOKOR ist der zwar seltsame aber einfache Name einer schwedischen Band, die sich nach Jahren in allen möglichen, wenig erfolgreichen Bands zusammengefunden hat, um die Musik zu machen, die ihnen gefällt. Als ich das erste Mal von der Band hörte, wurde wie so oft in diesem Genre ein Vergleich mit Tool angestrengt, der bei mir bis jetzt eigentlich immer nur zu Unzufriedenheit geführt hat. Das der Vergleich hinkt, dürfte klar sein, doch BOKOR begeistert mit einer eigene Mischung aus Härte, Tiefe und wunderbarem, variablen Gesang, aus Progressive und Alternative Metal. Doch der Reihe nach:

Beim Einstieg in ihren Erstling fällt gleich das doch sehr angezogene Tempo auf, die Riffs fliegen einem nur so um die Ohren, der Sound ist ideal, um bei einem Konzert richtig mitzugehen. Doch dann setzt der Gesang ein. Ich habe lang überlegt, wie ich die Leistung von Lars Carlberg beschreiben soll. Eigenschaften wie gefühlvoll, variable und unberechenbar werden ihm einfach nicht ganz gerecht. „Crawl – The Sermons And Dreams Of John Duncan Thunstall”, wie dieser erste Track interessanter Weise genannt wurde, kann mit den gleichen Attributen ausgestattet werden, geht der Song im letzten Viertel doch in einen sehr atmosphärischen und ruhigen Part über, der in der letzten Minunte mit dem Anfangsriffs wieder dem Erdboden gleich gemacht wird. Klasse Vorstellung, so darf es meinetwegen gerne weitergehen.„Best Trip“ fällt gegen den ersten Song etwas in Sachen Progressivität ab. Was aber nicht schlecht ist, da sich der Song als eine sehr gute Alternative Metal Nummer mit einprägsamen und leicht melancholischen Refrain präsentiert.„The Island Of StMenèe (Beach Of The Living Dead)” startet gleich mit einer etwas härteren Gesangslinie. Die Band versteht es hervorragend Spannung im Sound aufzubauen und die Songs sehr abwechslungsreich zu gestalten. So überraschen sie in der Mitte des Songs mit gutklassiken Growls.Dass die Band macht, was sie gerne möchte, habe ich ja eingangs schon erwähnt, den orientalische Klangteppich, wie er in „Convert Into“ vorexerziert wird, hatte ich trotzdem nicht erwartet. Dieser Song stellt für mich gleichzeitig den verträumtesten der Platte da. Kurzfristig erinnert der Gesang von Carlberg an Ville Laihiala von Sentenced, doch dieser Eindruck währt nicht lange, fährt die Band doch wieder Growls auf, um „Convert Into“ schließlich mit einem wunderbaren Gitarrensolo enden zu lassen.

„Migrating“ bildet so was wie das Herzstück des Albums, alleine schon weil es mit knapp über 14 Minuten eindeutig der längste Song der Platte ist. Zudem wechseln ruhige, schnelle, amtosphärische und experimentelle Phasen ab und gehen nahtlos in einander über. Zurücklehnen und genießen, weitere Worte meinerseits sind unangebracht.Hab ich schon erwähnt, dass der Sound der Band leicht von Seiten Stoner Rock angehaucht ist? Nein? Naja, spätestens beim letzten Track fällt es einem dann auch von alleine auf. Der Anfang erinnert mich an die Genregrößen von Kyuss mit dem Gesang eines Chris Cornell. „Avert Your Eyes“ stellt einen wunderbar rockenden Abschluss des Erstlings der Schweden dar, denn nach knapp 44 Minunten ist leider schon Schluss, doch man kann (und wird) gleich wieder von vorne anfangen.

Was bleibt zusammenfassend zu sagen? Mich hat das Debütalbum „Anomia 1“ von BOKOR sehr beeindruckt und seit dem Erscheinen ist kein Tag vergangen, an dem das Album nicht mindestens einmal durchgelaufen ist. Langzeitwirkung ist also auf alle Fälle vorhanden. An Genregrößen aller Tool oder Porcupine Tree kommen sie bis auf ein, zwei Ausnahmen zwar noch nicht heran, aber die Band hat ja noch Zeit sich zu entwickeln und diesen Prozess werde ich mit Interesse verfolgen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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