Review Forgotten Suns – Innergy

Die portugisischen Progger FORGOTTEN SUNS legen mit „Innergy“ ihr drittes Album vor. Wer die vorhergehenden Werke der Band, „Fiction Edge I: Ascent“ und „Snooze“, kennt, wird schnell feststellen, dass die fünf Herren auf ihrer neuen Songzusammenstellung ihrem bisherigen Spezialgebiet – dem Neo-Prog mit Schmackes – den Rücken zugekehrt haben. Früher klang die Gruppe wie eine Mischung aus alten Marillion und klassischen Dream Theater. Doch die Zeit der sphärischen Keyboards, fantasievollen Gesänge und Lyrics und elegischen Gitarrensoli in halber Geschwindigkeit ist vorbei.

Schon das Cover und der Albumtitel kündigen an, worum es auf den acht neuen Tracks geht: „Innergy“ ist ein Wortspiel aus „energy“ und „inner“; zweifelsohne kein besonders originelles, aber es macht die Marschrichtung klar: Kraftvoller Progressive Metal mit gelegentlicher Powermetal-Schlagseite wird hier zelebriert. Technisch blitzsauber, mit druckvoller und differenzierter Produktion, überaus modernen Keyboardssounds und technoiden Sequencer-Parts. Dream Theater als Einfluss ist dementsprechend stets herauszuhören, viel näher aber ist der Fünfer am pathetisch-kraftvoll-kompakten Kosmos von Symphony X. Außerdem neu ist der Sänger: Nio Nunes hat eine sehr genretypische Stimme, viel Power, einen ordentlichen Stimmumfang, wie so viele seine Kollegen aber auch ein wenig Defizite im Ausdruck von Emotionen. Alles in allem macht er seinen Job gut und ist für diese Aufgabe sicher besser geeignet als sein Vorgänger Linx.

Positiv hervorzuheben ist, dass die Band es schafft, Genreklischees zu bedienen, ohne dabei peinliche Sounds, insbesondere aus der Keyboardabteilung, aufzufahren. Das klingt alles sehr ausgereift und überlegt. Es wird zwar stellenweise arg gefrickelt („Outside In“), an anderen Stellen aber gibt sich die Band aber auch betont gradlinig und kann einen einfachen Rhythmus mit simplen Gitarrenriffs („Doppelgänger“) spielen.

Abgesehen vom Opener „Flashback“ und dem einprägsamen ‚Hit‘ „Doppelgänger“ kommen die Songs dabei immer auf eine Spielzeit von sieben bis dreizehn Minuten. Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Alles, was der Fan dieses Genres erwartet, findet er auch auf diesem 64-minütigen Silberling. Allerdings stellen sich etwa ab Albummitte leichte Ermüdungserscheinungen ein, die Songs klingen alle ähnlich zugepackt und überproduziert.

Insgesamt machen FORGOTTEN SUNS aber auch mit ihrem neuen Stil eine gute Figur und wissen zu überzeugen, auch wenn sie mit ihrem Stilwechsel etwas an Profil verloren haben. Power-Prog gibt es wie Sand am Meer – der knackige Neo-Prog mit Progmetal-Einschüben, den sie vorher gespielt haben, war noch nicht allzu ausgewalzt und mit Bands überlaufen, zumal die Portugiesen in dieser Rubrik zu den ersten und besten Acts zu zählen waren.

Wertung: 8 / 10

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