GASKIN. Wer war das noch mal? Zugegeben, ältere Semester haben es leichter, da sie die 80er anders erlebt haben als aus dem Laufstall heraus, wie ich. Da mir aber nachgesagt wird, ich stünde besonders auf die Musik alter Männer, und noch dazu das Internet altes Songmaterial in Mengen wieder verfügbar machen kann, lässt sich die Bildungslücke schnell schließen: Paul Gaskin ist Sänger und Gitarrist der bescheiden nach ihm benannten Truppe, die in den 80ern zwei Alben veröffentlichte, von denen so manchem Zeitgenossen wohl besonders die klassische NWoBHM-Nummer „I’m No Fool“ in Erinnerung geblieben sein könnte. Danach wurde es trotz einiger Erfolge dunkel um die Herren und erst im Jahr 2000 meldeten sie sich mit einem neuen, aber eher mäßigen Output zurück.
Nach dieser kleinen Geschichtsstunde nun zum Anlass des Reviews: „Edge Of Madness“, denn GASKIN tun es schon wieder, dieses Mal nur mit schlappen zwölf Jahren Wartezeit. Viel geändert hat sich bei ihnen nicht – ob man das nun gut oder schlecht findet, ist sicher Geschmackssache. In jedem Fall gibt es klassischen Hard Rock mit NWoBHM-Einschlag, ohne aber die Kraft der großen Namen der Szene zu erreichen. GASKIN haben zudem einen sanften Blues-Einschlag, der aber genau wie ihre raren metallischeren Anwandlungen niemals die Mainstream-Kompatibilität der Scheibe beeinträchtigt. Denn im Wesentlichen gibt es hier gefälligen Hard Rock, der in seine schwachen Momenten am Hörer vorbeirauscht und in seinen besseren Momenten zum Fußwippen und rhythmischen Nicken animiert.
Besonders gelungen sind Songs wie „Heart Like Thunder“ oder „Lost & Lonely“, in denen etwas aufs Tempo gedrückt wird und gute Refrains den Songs einen gewissen Wiedererkennungswert verschaffen – hier lebt die NWoBHM fort. Bei „Bedlam“ kommt gar ein kleiner Kiss-Einschlag durch. Auch die Halbballade „Wake Up Dead“ weiß mit ihrem schönen 80er-Charme zu begeistern und hat noch dazu einen besonderen Hintergrund, wenn man sich vor Augen hält, dass Paul Gaskin in ihr seinen Suizidversuch von 2005 thematisiert. Insgesamt aber bleibt das Album trotz klar erkennbarer Leistung etwas farblos. Das liegt zum einen sicher am eher dünnen Gesang von Paul Gaskin. Richtige Begeisterung löst es aber auch musikalisch nicht aus – trotz grundsätzlich solider Arbeit kann man so etwas ähnliches wie anspruchsvolle Komposition höchstens im Rausschmeißer „Edge Of Madness“ entdecken. Insofern bleibt dies ein Album für Fans der Epoche und für Hard Rocker ohne Scheu vor mainstreamigen Kompositionen. Hier erfüllt es seinen Zweck voll und ganz – wer sich diesem Personenkreis aber nicht zuzählt, sollte die Veröffentlichung links liegen lassen.
Wertung: 7 / 10