Review Hellyeah – Welcome Home

  • Label: Eleven Seven
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Groove Metal

Dass der Tod eines Musikers eine Band ab einem gewissen Popularitätslevel nicht mehr aufhält, ließ sich zuletzt bei Bands wie Slipknot, deren 2010 verstorbener Bassist fix ersetzt wurde, oder Static-X, die – ehemals im Streit auseinandergegangen – fünf Jahre nach dem Tod von Bandkopf Wayne Static nun wieder auf Tour gehen. Auch für HELLYEAH war mit Vinnie Pauls Tod 2018 nicht Schluss: Seinen Platz hinter den Kesseln hat unterdessen Roy Mayorga (Stone Sour, ex-Soulfly) eingenommen. Und für das neue Album waren die Schlagzeugspuren zum Glück schon im Kasten.

So kann man auf „Welcome Home“ nun bereits zum zweiten Mal bei HELLYEAH den musikalischen Spuren eines Verstorbenen lauschen: Auf dem Vorgänger „Blood For Blood“ hatten HELLYEAH im Phil-Collins-Cover „I Don’t Care Anymore“ ein Gitarrensolo von Dimebag Darrell verwendet: „Es war wirklich etwas sehr sehr sehr Besonderes für uns und auch supercool für alle, dass Dime über den Äther im Jahr 2016 ein Teil von HELLYEAH sein kann“, sprach uns Vinnie noch 2017 ins Mikrophon. 2019 ist er selbst nur noch „über den Äther“ dabei.

Gerade Pantera-Fans boten HELLYEAH viel Grund zum Spott: Der Alternative Metal der Truppe fand bei den alten Fans nie großen Anklang. Auch losgekoppelt von Pantera betrachtet klingt ein Großteil dessen, was HELLYEAH in ihrer Karriere hervorgebracht haben, nach bestenfalls mittelmäßigem US-Metal, wie man ihn von unzähligen Bands mal besser, mal schlechter um die Ohren gehauen bekommt. Daran ändert sich leider auch mit „Welcome Home“ nichts Grundsätzliches.

Das fängt mit dem Artwork an, bei dem sich HELLYEAH treu bleiben: Seelenloser und generischer hätte sich das per se schon nicht eben tiefgründige Bildthema kaum umsetzen lassen. Ganz so schlimm wird es musikalisch dann zum Glück nicht: „333“ und „Oh My God“ bieten HELLYEAH gelungenen Groove Metal, der vom Grundtenor her vergleichsweise hart und düster klingt, ehe sie mit dem Titeltrack in softere Gefilde wechseln. Irgendwo dazwischen dümpelt „Welcome Home“ auch im Folgenden herum: Mal grooviger, wie im an Korn angelehnten „Boy“, mal softer („I’m The One“), mal ganz soft, wie in der stonesouresken Ballade „Sky And Water“. Zumindest kann man HELLYEAH nicht vorwerfen, sie wären nicht auf Abwechslung erpicht: Der Titeltrack etwa wartet mit Streichern auf, und „Perfect“ wird durch eine Westerngitarre aufgelockert.

Spätestens bei letzterem kommt man dann aber nicht mehr umhin, die Produktion von Kevin Churko (Five Finger Death Punch, Papa Roach) zu kritisieren: Klingen die Zerrgitarren generell etwas dumpf und das Gesamt-Klangbild zu stark komprimiert, stimmen bei den „soften“ Instrumentierungen die Lautstärkeverhältnisse überhaupt nicht mehr: Unnachvollziehbar laut dröhnt etwa die Westerngitarre, sodass der Pegel zum folgenden Riff hin drastisch abfällt. Und auch besagte Ballade über den Himmel und das Wasser klingt eher aufdringlich laut als gefühlvoll zurückgenommen.

HELLYEAH waren, sind und bleiben leider Mittelmaß. Daran ändert auch Vinnie Pauls tragischer Tod und der Pathos, mit dem „Welcome Home“ allein deswegen aufgeladen ist, nichts. Wollte man nunmehr sechste Album der Band aus Dallas, Texas, mit einem dort heimischen Tier vergleichen, wäre es mitnichten die Klapperschlange. Eher noch der dort ebenfalls heimische Waschbär: Der kann zwar auch beißen, ist aber eigentlich ziemlich harmlos.

Wertung: 6.5 / 10

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