Review Ingrimm – Live

Nach drei Studioalben („Ihr sollt brennen“, 2007; „Todgeweiht“, 2008; „Böses Blut“, 2010) entschieden sich die Regensburger MA-Metaler INGRIMM letztes Jahr dazu, ihr erstes Live-Album unter die Leute zu bringen. Sänger Fenris und seine Mannen waren inzwischen auf mehreren namhaften Festivals wie dem WGT, dem Veldensteiner Burgfestival oder dem Celtic Rock Open Air 2009 zu sehen. Die Aufnahme des letztgenannten Auftritts hat es schließlich auf die schlicht „Live“ betitelte CD geschafft. Dazu gibt es als Zugabe eine Live-DVD von den Rockbordunnächten 2010 und neuerem Material. Insgesamt also eine Menge Holz, leider ist Masse ungleich Klasse.

Im Vergleich zu anderen Genrevertretern geben sich Ingrimm gerne eine Spur härter. Deutlich wird dies besonders am teils gutturalen Gesang von Fenris sowie an der Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Aufnahmen mit Hardy nur ein Vertreter mit mittelalterlichem Instrumentarium auf der Bühne stand. Dieser setzt mit Dudelsack und Drehleier eher kleine Akzente am Rande krachender Riffs und regelmäßigem Doublebass. Zweiteres in gesteigerter Anzahl stellt Drummer Klaus live hörbar vor Schwierigkeiten. Unter dem Strich aber nur ein kleines Manko, denn Ingrimm leben von Fenris‘ Gesang sowie seiner Bühnenpräsenz. Insofern ein durchaus logischer Gedanke, beides auf CD bzw. DVD zu pressen.

Beschränkt sich die Live-CD noch auf die ersten beiden Alben, so sind bei den bewegten Bildern schließlich Stücke aller drei Studioproduktionen zu finden. Qualitativ fällt die Doppel-VÖ sehr unterschiedlich aus: Während der reine Audiopart mit teils überzeugenden Songs und lautem Publikum punktet, ist das sichtbare Auditorium in Schkopau weder zahlreich noch euphorisch. Unabhängig davon spielen Ingrimm ihre Show mit viel Hingabe und kommentieren ironisch die ausbleibenden Reaktionen wie z.B. Fenris mit einem „Hardy, drei Leute mögen dich“. Und dies entspricht erschreckenderweise tatsächlich der Anzahl der applaudierenden Gäste auf den Rockbordunnächten. Nur einmal kommt etwas Leben in die Menge, als bei „Teufelsweib“ ein eben jenes aus dem Zuschauerraum rekrutiert wird und sich den Weg auf die Bühne bahnt. Verglichen mit anderen Auftritten hätten Ingrimm keine unglücklichere Wahl für eine DVD-Veröffentlichung treffen können. So verpufft auch der Enthusiasmus von Fenris vor dem heimischen Fernseher beinahe spurlos, während er gesungen durchaus bis zum Hörer durchdringt.

Akustisch gibt es mit dem allseits bekannten „Skudrinka“ und „Sag mir nicht“ durchaus Hörenswertes, wenngleich MA-Fetischisten sich mit Grauen von den harten Sounds abwenden werden. Für Ingrimm sind die Instrumente früherer Tage bestenfalls ein kleiner Rahmen für handfesten Metal. Leider fällt dieser wenig unterschiedlich aus und erinnert an die neueren Rabenschrey-Platten. Dafür punktet Fenris mit seinem Charisma und seiner Stimmgewalt. So ist „Live“ eine launige Platte, die ungeschönt rotzt und deren DVD-Part man am besten ignoriert.

Wertung: 5.5 / 10

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