Review Ingrimm – Ihr sollt brennen

Mit den Regensburgern von INGRIMM will eine weitere Band die Mittelalter-Rockszene bereichern. Die seit nicht einmal drei Jahren bestehende Gruppe liefert mit „Ihr sollt brennen“ ihr durchaus schon recht umfangreiches Debüt ab, denn mit elf Songs haben wir hier ein vollständiges Album vorliegen. Doch will ich lieber Qualität als Quantität von „Ihr sollt brennen“ prüfen.

Stilistisch betreten Ingrimm immerhin gewisses Neuland. Mir ist zumindest keine Band bekannt, die richtigen Heavy/Power Metal inklusive Doublebass-Geholze und dominierenden Gitarrenriffs mit historischen Instrumenten kombinieren. Man könnte sagen, dass Grave Digger auf In Extremo trifft, aber auch diese Umschreibung trifft den Sound von Ingrimm nicht ganz, beispielsweise wird hier und da auch noch ein kleiner Growl eingestreut. Ein gutes Zeichen, dass man sich so eine gewisse Eigenständigkeit erarbeitet hat. Abwechslungsreicher als erstgenannter Vergleich geht man auch zu Werke, denn während Songs wie „Spielmann“ einerseits verspielte Folkaspekte bieten, geht’s im gleichen Song auch noch mal ordentlich auf die Zwölf und es wird ganz schön kräftig gedroschen.

Das „Vagantenlied“ ist eine der stärksten Titel von „Ihr sollt brennen“, während der man immer wieder die grandiose Refrainmelodie herbeisehnt, die aber geschickt hinausgezögert wird. „Skudrinka“ ist das einzige Lied mit historisch überlieferter Melodie. Den Titel wird jeder Kenner der Mittelalterszene sicherlich schon einmal aufgeschnappt haben, und auch die Melodie kennt man als Marktbesucher totsicher. Eine (Halb-)Ballade – gar nicht mal schlecht – gibt es zum Abschluss, wobei allerdings gesagt werden muss, dass sich hinter „Letzte Reise“ der hundertfünfundachzigste Song über Walhall verbirgt, den so nun wirklich keiner mehr gebraucht hätte. Der Opener „Sag mir nicht“ erinnert irgendwie an die ersten – recht dilettantischen – Gehversuche der Schotten von Alestorm (damals noch Battleheart), und damit kommen wir zum größten Kritikpunkt am Werke Ingrimms: Der Gesang.

Während sich Stephan beim tiefen, rauen und an Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein erinnernden Gesang noch ganz passabel gibt, kommt einem jedes Mal das kalte Grausen, sobald der Ingrimm-Sänger die Stimme erhebt. Beim Versuch nach Power Metal zu klingen, scheitert Stephan leider kläglich, denn in höheren Tonlagen trifft er wirklich keinen Ton mehr und ist nur noch Wasser auf die Mühlen der „Eunuchenmetal“-Hasser. Alle Instrumentalisten präsentieren sich, sagen wir mal, solide. Klar, die Musik ist so konzipiert, dass sich keiner an seinem Gerät verausgaben muss, und das ist auch vollkommen in Ordnung, so lange kein Schnitzer passiert. Denn die macht der Knabe mit dem kreativen Pseudonym schon für die ganze Bande genug.

Von daher wird der ansonsten ordentliche Gesamteindruck gewaltig getrübt. Es bleibt zu hoffen, dass sich Herr Zandt noch steigert oder zumindest davon absieht, allzu hoch zu singen. Jedoch befürchte ich, dass es ihm einfach an Talent fehlt. Dem Rest der Band und auch dem Songwriting ist Potential nicht abzuerkennen, aber bis zu einer runden Scheibe von Ingrimm ist noch ein gutes Stück Weg.

Wertung: 6 / 10

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