Review Insane – Doppelficker Spiegelpanzer

Sucht man in den Metal Archives nach INSANE, bekommt man ganze 17 genaue Treffer. Ja, mit der Namenswahl haben es die Münchner wahrlich nicht allzu bunt getrieben, da mussten sie beim unglaublich dämlichen Albumtitel wohl umso mehr Kreativität walten lassen. Trotzdem erstaunlich, dass ich hiervon noch nie etwas gehört habe, werden sie doch häufig mit den von mir verehrten Knorkator verglichen…

Nun ja, mit der Kreativität ist es dann auch im weiteren Verlauf nicht weit her. Nach einem überflüssigen Intro begrüßt uns der titelgebende „Doppelfickerspiegelpanzer“ mit dem Bibabutzemann-Gesinge eines kleinen Mädchens, verbunden mit – natürlich – total harten Neue Deutsche Härte-Riffs. Wie spannend, ist ja nicht so, dass nicht auch schon Hämatom oder AOK vor vielen Jahren relativ erfolglos auf dieser Humorschiene fuhren. Mehr als abgegriffene NDH-Riffs der allereinfachsten Sorte kommt auch auf dem Rest des Albums nicht rüber, mal abgesehen von ein paar netten Spielereien wie etwa die Percussions bei „Indien“ oder das Akkordeon bei „Märchenstunde“. Ein paar Filmzitate leiten die Lieder manchmal ein, die machen allerdings eher wenig bis keinen Sinn im Kontext, sondern soll wohl einfach cool sein. Instrumental ist das trotzdem in Ordnung, geht halt kaum über durchschnittliches Megaherz-Niveau hinaus, ist aber sehr klar und dick produziert.

Nun, das textliche aber bricht INSANE dann das Genick, denn der Humor und die Gesellschaftskritik sind, sagen wir mal, sehr bemüht. Und um es weniger blumig auszudrücken: Die sogenannte Kritik, wie sie wohl etwa in „Sport“ auftaucht, ist so plump und flach wie nur möglich, das stößt spätestens beim Deutschrock-üblichen „Ihr hasst mich aber mir ist das egal weil ihr seid voll doof“-Text von „Hängen“ auf. Meine Fresse, das ist so billig und abgedroschen, dass es wirklich schon auf die Nerven geht. Die Toleranz gegenüber dem Humor ist dann auch spätestens beim achten Track „Unschuld“ vorbei, die Lyrics sind dermaßen dumm und infantil, es ist kaum auszuhalten, die Reime mit einer geschätzten Entwicklungszeit von drei Sekunden schließen sich da nahtlos an. Manche Stellen brennen sich zwar durchaus flink ins Gehirn ein, aber das tut Mist wie „Schatzi, Dortmund ist Meister“ oder „10 nackte Frisösen“ ja auch.

Am besten, wenn auch nicht spannender, sind INSANE (die nach eigenen Angaben übrigens „Fickmetal“ spielen… Kleiner Nachtrag zum Niveau) dann tatsächlich, wenn sie ihre langweilige NDH-Spielerei mal beiseitelassen und in poppige Gefilde abdriften. Auch der Klargesang ist durchaus hörbar, aber das ist der Klargesang bei den Atzen auch. Unterirdisch dagegen ist der zumeist verwendete tiefe Gesang und die Growls, die irgendwie durch die Kehle gepresst werden und als Stückchen Elend aus ebenjener herauskriechen, ganz schlimm. Aufgrund der Qualitätsverteilung innerhalb der Musik liegt die Vermutung nahe, dass der gewollte Krawall nur plumpe Provokation und Rebellion ist. Genau das macht dann eben auch den Unterschied zu Rammstein oder oben angesprochenen Knorkator aus. Die beiden Bands sind zwar auch manchmal plump und einfach unterwegs, bieten unter anderem durch textliche Intelligenz mit Hintersinn und geschickte Provokation eine um Welten andere Qualität. Und wer diese INSANE ernsthaft mit Rammstein oder Knorkator vergleicht – wie schon öfter geschehen – der hat sich noch nie mit Rammstein oder Knorkator beschäftigt. Der Scheiß kann mir gestohlen bleiben.

Wertung: 2 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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