Review Kimi Kärki – The Bone Of My Bones

Wenn die Comedian Harmonists veröffentlichten, war gerne schon mal der Lenz (=Frühling) da, wenn die Promos zu gitarrendominiertem Folk Rock kommen, kann man sich gewiss sein: Der Herbst ist da. Auch KIMI KÄRKI hat den Termin für sein Debütalbum „The Bone Of My Bones“ entsprechend gewählt und vor allem sehr passende Musik geschrieben.

Bekannt könnte der gute Mann durch seine Gitarrenarbeit bei den finnischen Doomern Reverend Bizarre sein, aber wie man die Nordmänner so kennt, handelt es sich dabei längst nicht um die einzige musikalische Tätigkeit, zudem hat KIMI KÄRKI auch noch einen Hochschulabschluss in Geschichte. Basis genug, um auch mal auf Solopfaden zu wandeln und so komponierte er lediglich mit einer Akustikgitarre bewaffnet das vorliegende Album. Dabei orientiert er sich aber nicht klassisch an der Folk-Szene, vielmehr kommen einem Namen wie Leonard Cohen und Johnny Cash in den Sinn, stimmlich erinnert er teilweise an Simon And Garfunkel. Dazu hat sich der Skandinavier diverse Gaststimmen ins Boot geholt und sich damit auf eine gute Fährte begeben, überzeugen doch alle auf der ganzen Linie.
Dies soll jetzt nicht so klingen, als kupfere er munter ab. „The Bone Of My Bones“ besticht nämlich vor allem durch eine erstaunliche Eigenständigkeit, die andere Projekte auch mit dem zehnten Album nicht erreichen. Außerdem scheut er keine konventionellen Brüche und wagt in den sieben Songs diverse Stilistiken, variiert sowohl Tempo als auch Stimmung und garniert das Ganze mit typisch finnischer Atmosphäre. Diese fällt aber „angenehm angenehm“ aus, KIMI KÄRKI arbeitet nicht mit den visuellen Eindrücken finsterer Wälder und entfacht somit Gefühle der Beklemmung, die Düsterkeit wird durch viele positive Emotionen aufgebrochen, letztlich präsentiert er einfach Musik zum Wohlfühlen.
Soll man die etwas knappe Spielzeit von 35 Minuten kritisieren? In diesem Fall überhaupt nicht, viele Veröffentlichungen aus diesem Genre kranken etwas daran, Ideen für eine gute halbe Stunde zu haben, aber trotzdem unbedingt 45 oder 50 Minuten lang sein zu müssen. Kurz, die Spielzeit ist knapp gehalten, verzichtet dabei aber auf Füllstoff.

„The Bone Of My Bones“ hat zwar einen etwas seltsamen Titel, überzeugt aber in den genannten Punkten. Angenehme Musik, eine warme Stimme des Protagonisten und gute Ergänzungen im Bereich der Gastmusiker, das kann man an trüben Herbsttagen schon mal so stehen lassen. Schwierig ist es allerdings, konkrete Anspieltipps zu nennen, da die Platte durchgehende Qualität aufweist, dennoch sollte man sich „Young Goodman Brown“, „My Name Is Free“ und „Archipelago“ genehmigen. Oder lieber doch gleich das ganze Album, viel falsch machen kann man da nicht.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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