Review Macbeth – Neo-Gothic Propaganda

In einer finsteren Ecke des CD-Regals fristet das Debüt der italienischen Schwarz-Gotiker MACBETH ein weitgehend wenig beachtetes Dasein. Der Background ist also knapp bemessen, als die mittlerweile fünfte Scheibe, „Neo-Gothic Propaganda“ der Mailänder pünktlich zur düsteren Jahreszeit eintrudelt. Schlanke sieben Jahre war nichts von dem Quintett zu hören, einen gewissen Kultstatus scheint sich die Band aber erarbeitet zu haben, gänzlich unbekannt ist sie der Szene trotz nicht unbedingt opulenter Präsenz jedenfalls nicht.

Die ersten Töne machen die Entwicklung von fast 20 Jahren schnell klar, schwarzmetallisch ist nicht mehr viel, der Fokus geht eindeutig Richtung eingängigem Gothic Metal. Warum auch nicht, qualitativ scheint man hier ein Händchen zu haben. So pendelt man zwischen eher atmosphärischen Songs, welche dann etwas intensivere Keyboard-Parts aufweisen und mitunter etwas langsamer sind und Liedern, die schon ziemlich eindeutig dem Bereich „Metal“ zuzuordnen sind.
In diesen Fällen scheut man sich auch nicht, auf männliche Growls zu setzen, die Andreas Cislaghi als gekonnten Kontrapunkt zu seinen eigenen, nicht weniger gelungenen Clean-Vocals setzt. Schön ergänzt wird diese auch so schon abwechslungsreiche Herangehensweise durch Fronterin Morena Rozzi, welche erfreulich tief intoniert. So lassen MACBETH das altbekannte und mittlerweile recht langweilige Teufelchen-Engelchen-Spiel schön im Schrank, die Musik klingt somit wesentlich erwachsener als berüchtigte Negativbeispiele, die hier mal nicht genannt werden sollten. Als Paten standen im gesanglichen Bereich möglicherweise die Norweger Trail Of Tears bereit, einige Passagen erinnern sehr an das großartige „Existentia“-Album, wenngleich Andreas sich noch etwas variabler zeigt und so schon mitreißen kann.
Musikalisch schimmern immer wieder neuere Entwine-Platten durch, was den Claim endgültig absteckt: nicht allzu kompliziertes Riffing, dafür dichte Arrangements, gekonntes Zusammenspiel der Saitenfraktion und hier und da kernige Attacken der Rhythmusfraktion. Dabei hat „Neo-Gothic Propaganda“ seine stärksten Momente sogar im zweiten Teil der Platte. Auch wenn MACBETH von Beginn an ganz gut zur Sache gehen, verstecken sich die wahren Perlen, das getragene „Empire`s Fall“ und das energische „Opaque“ sind die Highlights und als solche gut versteckt.

Das einzige, was eigentlich wirklich unnötig ist, ist der irgendwie doch wenigsagende und dennoch viel verwendete Bandname. Gut, der wird sich nicht mehr ändern lassen, stilistisch hat man sich aber von „Romantic Tragedy´s Crescendo“ bis zu „Neo-Gohtic Propaganda“ (gut, auch dieser Titel wäre überdenkenswert gewesen) recht ordentlich entwickelt. Kein Glanzlicht, aber für die düstere Untermalung des trüben Winters recht gut geeignet.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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