Das Cover von "Let There Be Witchery" von Midnight

Review Midnight – Let There Be Witchery

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

MIDNIGHT touren zwar in voller Besetzung um die Welt, sind aber eigentlich keine richtige Band, sondern das Ein-Mann-Projekt eines gewissen Athenar. Der heißt mit bürgerlichem Namen Jamie Walters und war bereits in zig Bands aktiv, unter anderem für immerhin zehn Jahre als Bassist der Speed-Metal-Urgesteine Destruktor. Unter dem Banner von MIDNIGHT produziert Mr. Walters – Verzeihung, Athenar – seit fast 20 Jahren eine überaus erfolgreiche Mixtur aus Black, Thrash und Speed Metal, was ihm zuletzt einen Vertrag mit Metal Blade Records sowie eine Tour im Vorprogramm der Genre-Urväter Venom einbrachte. Zwei Jahre nach der letzten Platte „Rebirth By Blasphemy“ erscheint mit „Let There Be Witchery“ das fünfte MIDNIGHT-Album.

Wie wohl kaum anders zu erwarten, macht Herr Athenar auf „Let There Be Witchery“ genau das, was es auch in der Vergangenheit schon unter dem Banner von MIDNIGHT gab: Rotzigen, räudigen und doch irgendwie immer gut gelaunten Speed Metal mit dezentem Black-Metal-Anstrich. Da geht es generell sehr grundlegend zu, die meisten Songs kommen mit zwei, maximal drei Riffs aus und große stilistische oder musikalische Experimente sucht man vergebens. So gewöhnlich und zigfach dagewesen diese Formel in der Theorie auch sein mag, so gut geht sie doch in der Praxis auch beim fünften Mal noch auf.

Natürlich sind die Vorbilder dabei wie immer offensichtlich. Neben den eingangs bereits angesprochenen Venom fallen in Nummern wie „Telepathic Nightmare“ oder „Frothing Foulness“ auch frühe Sodom sofort als Einfluss auf. Deutlich besser klingt der MIDNIGHT-Chef aber noch, wenn er sich in rockigen Songs wie dem gelungenen „Nocturnal Molestation“, „Szex Witchery“ oder dem stampfenden „More Torment“ an – wie könnte es anders sein – Motörhead orientiert. Mit dem party-tauglichen „In Sinful Secrecy“ kommt dann noch eine unüberhörbare Punk-Schlagseite hinzu und fertig ist eine erfrischend unprätentiöse und herrlich abwechslungsreiche Mischung, die dank maximaler Spielfreude sofort mitreißt.

Wenn man ehrlich ist, kommt der Black-Metal-Einschlag bei MIDNIGHT eigentlich nur durch den vergleichsweise extremen Gesang von Mr. Athenar. Ansonsten überzeugt der Mann nämlich mit vornehmlich griffigen und gerne rockigen Riffs, die alles von Motörhead über Venom bis Exciter abdecken und damit irgendwo zwischen Punk, Heavy und Thrash Metal rangieren. Das taugt stets zum Headbangen und kann auf „Let There Be Witchery“ mitunter sogar überraschend eingängig ausfallen – so eingängig sogar, dass sich „Villany Wreched Villany“ abgesehen vom erwähnt kehligen Gesang als waschechte NWOTHM-Hymne entpuppt.

Die Musik von MIDNIGHT ist weder innovativ noch originell, aber sie ist in ihrer energiegeladenen Einfachheit nichtsdestotrotz absolut zwingend. Mit seinem fünften Album für dieses Projekt liefert Mr. Athenar einmal mehr ebenso simplen wie großartigen Metal ab und zollt dabei sämtlichen Vorreitern dieser rotzig-räudigen Partymusik Tribut. Es mag eine gewagte These sein, aber wenn der Mann so weitermacht wie in den letzten 20 Jahren, dann hat MIDNIGHT vielleicht als einziges Projekt die Chance, irgendwann die mächtigen Venom zu beerben. „Let There Be Witchery“? Ja, bitte!

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Wertung: 8.5 / 10

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