Review Mr. Hurley und die Pulveraffen – Voodoo

Die Kaperakustik von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN hat in den letzten Jahren vermehrt die größeren Festival- und Clubbühnen erobert. Wie es der Name vermuten lässt, entstammen die drei Musiker der LARP-Szene und beackterten erst einige Jahre die Marktlandschaft, ehe sie ihre Aggroshantys immer rockiger gestaltet haben. Was als kostümiertes Spaßprojekt auf einem Osnabrücker Straßenmusikfestival begann, ist inzwischen zu einem der partytauglichsten Folk-Projekte der Gegenwart gereift, ohne ein gewisses Niveau zu vernachlässigen.

Meist für einen Kasten Bier im Austausch verdienten sich die Pulveraffen ihre ersten Piraten-Sporen, um sich zunehmend mehr Eigenkompositionen zu fokussieren. Auf „Voodoo“ sind schlussendlich nur noch eigene Songs gelandet. Geblieben ist hingegen die Piratentradition, den eigenen Grog ’n‘ Roll mit einem Hörspiel zu mixen. In vier Teilen berichtet die Kapelle über „Blakes Fluch“. Eine unterhaltsame Idee, die sich lediglich langfristig abnutzt, wenn man die Geschichte kennt. Auf die einzelnen Kompositionen trifft dies glücklicherweise nicht zu:
Was den Bandkapitän und seine Crew seit jeher auszeichnet, sind ihre Texte, die galant den Bogen spannen zwischen sprachlichem Niveau und ganz viel Humor. Diesen Kurs behalten MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN auch auf ihrer dritten Veröffentlichung bei. Die Songs bleiben tanzbar und textlich unterhaltsam. Stellvertretend für gewohnte Qualitäten der Pulveraffen stehen dabei Stücke wie „Leinen Los“, „Seehilfe“ oder „Schrumpfkopf im Rumtopf“ über die zweifelhaften Qualitäten des Schiffkochs. Für die passende, düstere Voodoo-Atmosphäre sorgen „Etwas vom Faden“ und „Die Legende von Daisy Jones“. Fans der norwegischen Combo Katzenjammer dürften hierbei ein Déjà-vu bei „Mother Superior“ erleben. Die ruhigen Momente sorgen zusammen mit den Hörspielkapiteln für die notwendigen Verschnaufpausen, nachdem sich beispielsweise beim liveerprobten „Ach Ja!?“ ordentlich bepöbelt und beleidigt wurde oder die Pulveraffen über das wichtigste Accessoire eines Seemanns schwadronierten, den Vollbart. „Abschiedslied“ ist wiederum eine Premiere: der erste ernst gemeinte Song in der Bandgeschichte. Knapp zusammengefasst lautet die Botschaft: Wir fahren wieder raus auf See. Ob wir uns wiedersehen, weiß man nicht. Darum lasst uns diesen gemeinsamen Augenblick genießen. Klingt banal, zeigt Mr. Hurley und sein Gefolge aber von einer Seite, in der für die Spaß- und Partyband noch die eine oder andere fette Beute liegen dürfte.

Ihrem Ruf als vielseitige Unterhaltungsmusiker werden die drei Barden auf „Voodoo“ erneut mehr als gerecht. Anstatt des Gesamtwerks folgt jeder der insgesamt 15 Songs sozusagen seinem eigenem Konzept und sorgt für eine Stimmung, auf und unter Deck. Oft genug greifen die Nordlichter ein paar Voodoo-Klischees auf, die den etwas ungewöhnlichen Titel rechtfertigen. Das integrierte Hörspiel von Captain Blake und der Voodoo-Lady in vier Mini-Episoden trägt ebenfalls zum roten Faden bei. Mit ihrem neuesten Silberling sind die Pulveraffen aber auch abseits von Hokuspokus mehr als nur gut gerüstet für weitere Kapernfahrten, ganz ohne billige Wortspiele oder ausgelutschte Plattitüden. Dass sie mehr als „Blau wie das Meer“ können und sind, ist auf „Voodoo“ offenkundig.

Wertung: 8 / 10

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