Review Myrkgrav – Trollskau, Skrømt og Kølabrenning

Erst 21 ist er, der Mann hinter MYRKGRAV. Lars Jensen hat alles auf „Trollskau, Skrømt og Kølabrenning“ selbst geschrieben und gar selbst fast komplett eingespielt, Unterstützung bekam er bei einigen Liedern von Lumsk-Bassist Espen Hammer. Das lyrische Konzept hinter dem Album widmet der Norweger alten Geschichten seiner Heimat Ringerike, mit der er sehr verbunden ist, so sind die Texte in Ringeriksdialekt verfasst. Mit norwegischen Grundkenntnissen dürfte man hier also nicht weit kommen, erfreulicherweise aber steht vor jedem Liedtext im ausführlichen und schön gestalteten Beiheft eine englische Zusammenfassung der Handlung. Das Frontbild stammt von einem Ölgemälde, das vor langer Zeit gemalt wurde und eine Farm zeigt, auf der Verwandte von Jensen aufgewachsen und gelebt haben. Recht beeindruckend alles, wenn man das Alter des Künstlers bedenkt.

Musikalisch kann MYRKGRAV sich wohltuend aus dem Sumpf der aktuell häufig veröffentlichten Zumutungen aus dem Folk-/Black-/Pagan-Metal-Bereich hervorheben. In einer guten Dreiviertelstunde bietet „Trollskau…“ viel Abwechslung und man kann deutlich erkennen, dass Jensen hier jede Menge Leidenschaft und Herzblut hineingesteckt hat. Anders als bei vielen Genrevertretern ist der Black Metal-Anteil hier erstaunlich hoch und mit dem Folk-Teil in etwa gleichgestellt. Die Gitarren sind hier klar das führende Instrument, die Synthesizer- und Tastenklänge sind fast nur im Hintergrund aktiv und unterstützen die abwechslungsreich und melodisch zu Werke gehende Saitenabteilung. Die Stimmung, die dadurch aufgebaut wird, wird durch den Gesang unterstrichen. Jensen singt klar und heroisch, ebenso keift er schwarzmetallisch. Zwischen beiden Gesangsarten findet er einen guten Mittelweg, der Abwechslung bietet und keine der beiden Stimmlagen vernachlässigt, an passenden Stellen wird auch kurz eine Erzählstimme zum Einsatz gebracht. Der Keifgesang ist hier weder schwachbrüstig noch zu aggressiv, ein allzu bösartiger Ton hätte hier wohl viel der Atmosphäre zerstören können, so aber kann man nichts kritisieren, da es sich durchgehend sehr gut anhört und eben einfach passt.

Der ständige Wechsel zwischen langsamen und ruhigen sowie schnelleren und härteren Stellen lässt „Trollskau…“ verdammt abwechslungsreich werden und macht das Album spannend und sorgt dafür, dass man nach mehreren Hördurchgängen immer noch überrascht werden kann und neues entdeckt. Da das Schlagzeugspiel auch in den schwarzmetallischen Passagen nicht zu heftig und rasant wird, fällt kein Lied bedeutend heraus, der instrumentale Gesamtkontext wird gewahrt. Das ist vielleicht auch das einzige Problem hier, wenn man es denn so nennen möchte, kein Lied sticht besonders heraus oder bleibt explizit im Ohr hängen, wer also einen schnellen Ohrwurm sucht, wird hier nicht fündig werden. Als Anspieltipp würde ich wohl am ehesten „Tjernet“ nennen, welches das Ruhige und das Heftige am besten verbindet.

„Trollskau, Skrømt og Kølabrenning“ ist nicht nur grandios komponiert, sondern auch noch hervorragend produziert, es gibt schlicht keine Mängel am Gesamtprodukt. Oftmal kommen bei gewissen Melodien und Gesängen Erinnerungen an Bands wie Falkenbach, Enslaved, Manegarm, Windir oder Einherjer auf, wer musikalisch mit Gruppen dieser Richtung vertraut ist, wird mit MYRKGRAV ein Freudenfest für die Gehörgänge entdecken können. Eine Kopie oder dergleichen muss man aber nicht befürchten, aufgrund der Mischung ist dieses Werk mit einem gewissen Grad an Eigenständigkeit ausgestattet. Eine unbedingt empfehlenswerte Scheibe dieses jungen Musikers, von dem in Zukunft hoffentlich noch mehr dieser Qualität zu erwarten ist.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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