Review Neglected Fields – Splenetic

„Skyforger, oder?“, war meine Reaktion auf das Herkunftsland von NEGLECTED FIELDS, Lettland. Musikalisch und technisch kann man die beiden Bands jedoch nicht im Entferntesten vergleichen, denn NEGLECTED FIELDS spielen Melodic Death Metal. Doch auch der bei vielen vielleicht automatisch folgende Gedanke an In Flames hat wenig mit dem zu tun, was einem hier geboten wird. Und trotz inzwischen einer Demo, zwei Alben und zwei Label-Wechseln kann man es eigentlich niemandem übelnehmen noch nie von der Band gehört zu haben, die mit „Splenetic“ nun also ihr drittes Full Length-Album herausbringt.

Ein aus diversem Quitschen und Knattern bestehendes Intro leitet in das Album ein und leitet unmittelbar auf „The Spectator“ weiter. Dieses macht einem gleich mit einem Schlag ins Gesicht klar, welche Schiene hier gefahren wird: Manchmal brutaler, oft melodischer Death Metal, Songstrukturen, die mit herkömmlichem Heavy Metal sehr wenig zu tun haben, Geschwindigkeitswechsel an allen Ecken und Enden sowie Soli, mit welchen die Band viele ihrer Genre-Kollegen problemlos zeugen, wo der Hammer hängt. Dieser Eindruck wird von dem folgenden „Teufelswerk“ nurnoch verstärkt: Man hat oft das Gefühl, die Band würde die manchmal auftauchenden, kurzen, mit Keyboard unterlegten Passagen der Ruhe nur in ihren Sound einbauen um danach noch ein Stück schneller und verwirrender zu Werke zu gehen. Dabei sind daran, was unbedingt erwähnenswert ist, keinesfalls nur die Gitarren verantwortlich, auch wenn diese durch immer kompliziertes Riffing und erwähnte Solis durchaus am meisten zur Gesamtstimmung beitragen, nein, auch alle anderen Instrumentalisten, allen voran Schlagzeuger Kariis, gehen mit zweifellos beschaulichem Können zuwerke. Problematisch gestaltet sich nur der (Growl-)Gesang, der zwar passt, und auch nicht zu weit nach vorne produziert wurde, sodass man die Instrumente daneben immer gut hören kann, der aber auch unheimlich unvariabel wirkt, und im Endeffekt auch nichts wirklich besonderes darstellt. Dies soll aber auch der einzige Kritikpunkt bleiben, die Produktion hätte wohl etwas druckvoller sein können, da aber auch so alle Instrumente wie schon erwähnt gut zu Hören sind, ist das auch nicht wirklich ein Problem. Es stellt sich sowieso die Frage, ob man diese vollkommen konfuse Musik mit einer für den Hörer anspruchsvollen Produktion überhaupt allzulange ertragen könnte. So kann man sich das ganze Album gut geben, auch wenn es sehr lange dauert, bis man die Songs auch nur ansatzweise auswendig kann und begriffen hat, man entdeckt bei konzentriertem Hören immer wieder neue Einzelheiten, trotzdem wirkt die Musik nie überladen, und man kann sich auch mal „einfach so“ von Songs wie „The Spectator“ oder „Khert Neter“ umhauen lassen. Was man auf dieser Platte aber absolut nicht suchen sollte, sind reine Balladen oder auch nur durchgängig ruhigere Stücke, es findet sich nämlich nur von Zweiterem gerademal ein einziger Song auf der gesamten CD, namentlich „Confusion“. Zwar wartet auch dieser mit dem gewohnten gegrowlten Gesang auf, jedoch besitzt er keine allzu starken Geschwindigkeitsausbrüche, erst gegen Ende entfalten sich hier ein paar Keyboard-Gitarren-Duelle mit etwas höherem Tempo. Wem diese Review jetzt noch nicht so viel gesagt hat, dem soll noch der einzige mir bekannte Vergleich genannt sein, der Song „My Sky Is Darker Than Thine“ von Sentenced geht an einigen Stellen in die Richtung, die NEGLECTED FIELDS spielen, man muss sich das Lied nur technischer und mit mehr Geschwindigkeitswechseln denken. Man merkt also sicherlich, dass die Musik garnicht so einfach zu beschreiben ist, Emotionen die vermittelt werden sind tatsächlich vor allem bedrohlicher und verwirrender oder gar verstörender Natur, hier kann das Cover der CD gut als Vergleich herhalten.

In diesem Sinne: Eine (für mich) durch und durch gute und emotionale Scheibe, die von der technischen Finnesse her durchaus einen größeren Hörerkreis ansprechen könnte. Im Schlusssatz möchte ich aber dann auch den Grund ansprechen, warum dies wahrscheinlich doch nicht passieren wird: NEGLECTED FIELDS sind zu vertrackt im Sound, einzelne Fragmente wiederholen sich zu selten, wenn überhaupt, und so entsteht ein oft unübersichtliches Gesamtbild. Außerdem hört man auch noch viel Raum nach oben, der hoffentlich auf dem nächsten Album dann noch besser ausgefüllt wird. Für Fans des progressiven Death Metals aber auf jeden Fall zum empfehlen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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