PARADISE LOST zählen zu den prägenden Bands im Bereich melancholischer Metal-Musik. Kein Wunder, haben sie doch gemeinsam mit KATATONIA, ANATHEMA und MY DYING BRIDE ein ganzes Genre maßgeblich geformt. Zuletzt meldeten sich die Briten um Nicholas „Old Nick“ Holmes 2020 mit „Obsidian“ zurück. Dieses Album war zwar solide, konnte jedoch nicht an die Schwere von „Medusa“ oder gar Großtaten wie „Tragic Idol“ oder „Draconian Times“ anknüpfen. Wie also präsentiert sich die Band 2025 mit ihrem Neuling „Ascension“?
Gleich zu Beginn wissen PARADISE LOST mit zwei echten Knaller-Tracks zu überzeugen. „Serpent On The Cross“ und „Tyrants Serenade“ glänzen durch ihren schleppend-traurigen Charakter, immer wieder aufgelockert durch treibende, eher dem klassischen Metal zuzuordnende Songstrukturen. Starke Lead-Gitarren und ein Old Nick in Bestform runden den gelungenen Start ab. „Salvation“ kontert hingegen mit schweren Doom-Riffs, tiefer Melancholie und Gesang, der stellenweise an James Hetfield erinnert.
Songs wie „Silence Like A Grave“ und „Sirens“ verstärken den Eindruck, dass die Band auf „Ascension“ großzügig mit dem Bay-Area-Drive von METALLICA liebäugelt. „Silence Like A Grave“ treibt mit einer schmissigen Leadmelodie voran, fein verwoben mit der für PARADISE LOST typischen Melancholie. „Sirens“ hingegen meint es ein wenig zu gut was die Heldenverehrung angeht. Nicht nur klingt dieser Song grundsätzlich am „wenigsten“ nach PARADISE LOST, auch den Anklang seiner Inspiratoren betreffend, ist hier das Maximum erreicht.
Dem gegenüber stehen jedoch genügend eigene Glanzstücke. „Savage Days“ etwa könnte nicht exemplarischer für die Stärken von PARADISE LOST stehen: Holmes‘ zurückhaltend-passende Gesangsperformance, tragisch anmutende Leads und der wellenartige Charakter des Songs führen die Briten zu ihrem Kern. Der Rausschmeißer „A Life Unknown“ vereint schließlich noch einmal alle Stärken von „Ascension“ – wie ein treibender Fluss zwischen wuchtigen Gitarren und leisen, träumerischen Momenten.
Insgesamt agieren PARADISE LOST auf „Ascension“ fokussierter und weniger defensiv als noch auf „Obsidian“. Ihr Gespür für melodischen Weltschmerz hat die Band auch auf ihrem neuen Album nicht verloren. Seien es feine akustische Einsprengsel, die auf Streicher treffen („Lay A Wreath Upon The World“) oder knackige Riffs der Marke „Diluvium“ – auch 2025 geizen die britischen Trauermeister weder mit Abwechslung noch mit Verweisen auf ihre Wurzeln. Allerdings erschließen sich die über weite Strecken sehr guten Kompositionen auf „Ascension“ relativ schnell, sodass nicht jeder Titel die Spannung durchgehend hochhält. Und so schön die hingebungsvolle Verneigung vor METALLICA auch ist – in diesem Fall wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
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Wertung: 8 / 10

