Review Philomel´s Epitaph – Promo 2005

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Extreme Metal

Es ist wohl mal wieder an der Zeit, sich dem Underground zu widmen, diesmal nicht dem lokalen, sondern etwas weiter ausgreifend dem in Skandinavien. Norwegen um genau zu sein. Von da kommen nämlich PHILOMEL’S EPITAPH, eine Band die schon im Jahre 1997 unter dem sehr tolkien’schen Namen Esgaroth (tatsächlich der Name einer Stadt in Mittelerde) gegründet wurde, mit drei Demos („Esgaroth“, „Behold the Land of no Dawn“ und „Incarnation of the Soul“) quasi überhaupt nicht auf sich aufmerksam machte, dann 2005 den Namen änderte und im gleichen Jahr das erste und bislang leider auch einzige Lebenszeichen, nämlich eine sehr kreativ „Promo 2005“ betitelte (mittlerweile aber auch mehr oder weniger unter dem Titel der geplanten Full-Length-CD „A Blood Drop In The Wishing Well“ bekannt geworden, die in etwa dasselbe Cover haben sollte, wie die Demo), drei Track starke Demo-CD, auf den Markt warf, bzw. kostenlos zum Download auf ihrer Homepage bereitstellte. Ich stolperte irgendwann vor Jahren mal darüber und es war so eine Art Liebe auf den ersten Lauscher…

Narrenschiff ist ein Name, den man als kundiger Extreme Metal Fan schon mal gehört haben könnte, der Mann kommt nämlich aus Dänemark und singt auch bei der dort beheimateten Black/Death/Power Metal Band Illnath, die mit „Cast Into The Fields Of Evil Pleasures“ und „Second Skin Of Harlequin“ zwei überraschend gute Alben rausbrachte. Auch auf denen zeigte der gute Mann sich gesanglich schon sehr versiert, bei PHILOMEL’S EPITAPH legt er aber noch mal einen drauf. Die drei Tracks (Spielzeit eine knappe Viertelstunde) hindurch schreit, growlt, krächzt, flüstert und singt er was das Zeug hält, meistert alle verschiedenen Stimmlagen geradezu bewundernswert und wechselt auch zwischen einem Takt und dem nächsten völlig problemlos von einer Stimme in die andere. Was Narrenschiff hier am Mikro abfeiert ist wirklich verflucht beeindruckend, da kann man nicht anders als den Hut vor ziehen.

Und mindestens so beeindruckend ist die Kreativität, mit der die Norweger in Sachen Songwriting vorgehen. Die drei Tracks in ein Genre zu stecken ist gar nicht so einfach, hier werden Elemente aus Black, Death, Gothic und teilweise auch neoklassischem Power Metal inklussive symphonischer Einsprengsel so individuell miteinander vermischt, dass dabei ein Sound rum kommt, wie er eigenständiger eigentlich kaum sein kann. Hin und wieder klingt’s ein klein wenig nach Illnath, zugegeben, aber vor Allem „Dream Of The Somnabulist“ ist etwas, was man so wirklich nirgendwo anders zu hören bekommt.

Nebenbei ist der dritte und letzte Track auch noch klar die beste Nummer der ganzen Demo-CD. „Imps Across All Earthly Nations“ (das gegen Ende zwar ein paar sehr merkwürdige, leicht enervierend „Chöre“ auffährt) und „A Deal, A Death, A Demon’s Breath“ (gut bollerndes Ding) legen zwar schon ziemlich stark vor. Aber „Dream Of The Somnabulist“… Woah. Schon alleine der Auftakt des Songs inklusive Streicherarrangements, das einsetzende Piano, die Kinderstimme und die ersten paar, von Narrenschiff geradezu gänsehauterregend gut geflüsterten Takte, hier passt alles. Das Ding ist nicht nur ein kompositorisches sondern auch ein atmosphärisches Wunderwerk (das sich noch wesentlich mehr als seine beiden Vorgänger allen möglichen Genregrenzen entzieht). Gewöhnungsbedürftig ist der Song zwar etwas, aber die Einarbeitungszeit lohnt sich.

Das ist auch ein wunderschönes Schlusswort für die „Promo 2005“ von PHILOMEL’S EPITAPH. Die Musik hierauf ist sehr ungewöhnlich, abwechslungsreich, die Produktion ist zwar hin und wieder etwas wenig wuchtig geraten, hält aber doch stand, die Gesangsleistung von Narrenschiff ist einfach großartig und sowieso sind die drei Tracks (die man immer noch kostenlos auf der Bandhomepage herunterladen kann) etwas, was sich jeder aufgeschlossene Fan der extremeren Metal-Ausprägungen mal anhören sollte. Unverständlich, dass die Knaben noch keinen Vertrag in der Tasche haben, hoffen wir, dass es bald dazu kommt, oder sie wenigstens noch mal etwas rausbringen, was an die Klasse dieser Tracks heranreicht. Die Homepage, auf der man das Ganze downloaden konnte, ist mittlerweile leider offline, aber auf der Myspace-Seite der Band kriegt man die volle Packung der „Promo 2005“ auf die Ohren.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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