Review Vanguard – Succumbra

VANGUARD ist ein gerne und oft gebrauchtes Wort in den Weiten des World Wide Web. Mehr als 25 Millionen Treffer spuckt Google aus, ganze acht Bands mit diesem Namen listen die Metal Archives, daneben nennt sich auch eine amerikanische Independent-Plattenfirma so und in Videospieltiteln findet das Wort sich auch des öfteren. Was es bedeutet war schwerer herauszufinden. „Vortrupp“, sagt Wiki. Glauben wir mal… Auf jeden Fall sind unter dem Namen VANGUARD schon seit 1999 sieben junge Finnen unterwegs, um ihre Vision von modernem Gothic Metal an den Mann, resp. die Frau zu bringen. Mit ihrer ersten Demo aus dem Jahre 2004, die den Titel „Cestrum Nocturnum“ trug, landeten sie einen Plattendeal bei Armageddon Music und nahmen schon im Folgejahr ihre erste (und bislang leider auch einzige) Langrille „Succumbra“ auf.

Suvi G., den Namen hat man vielleicht schon mal im Booklet der „…For Theirs Is The Flesh“ von The Wicked gelesen, denn da designte die gute Frau das Cover. Tat sie hier auch (das ist irgendwie recht unspektakulärer Natur, aber doch stimmig), aber darüber hinaus veredelte sie den Silberling auch mit ihrer wunderschönen Stimme. Ihr zur Seite steht dabei am Mikro Kollege J. Grym (das G. in Suvis Namen steht übrigens auch für „Grym“… Verwandschaft nicht ausgeschlossen, aber nix Genaues weiß man nicht) und der ist das genaue Gegenteil seiner Partnerin. Erst mal sowieso schon männlich und dann auch noch rasant und richtig fies. Das ganze gibt eine ordentliche Gesangsmischung, die sich nett von dem alten Gothic-Mann/Frau-Einerlei abhebt.
Auch die musikalische Untermalung weiß zu gefallen, vor allem, da der Sound der in den Tornado Studios in Hamburg aufgenommenen Platte eine wahre Wonne ist. Schön klar, sehr transparent und trotzdem wuchtig. Da wurde ganze Arbeit geleistet. Die Musiker wissen mit ihren Instrumenten umzugehen, liefern zwar keine Glanztaten ab, machen aber prinzipiell alles richtig. Vor allem der Einsatz eines waschechten Cellos gibt dem Ganzen eine eigene Note, die VANGUARD auch bitter nötig haben.Denn prinzipiell sind die gloreichen Sieben ungefähr so innovativ wie der fünftausendste Gothic-Band-mit-Frontfrau-Neuaufguss. VANGUARD gehen keine gewagten Experimente ein, sondern setzen auf bewährte Qualitäten. Das kann ja ganz gerne mächtig in die Hose gehen, beziehungsweise da enden, dass die Band einfach in der absoluten Belanglosigkeit versumpft. Wer VANGUARD das jetzt aber schon attestieren möchte, der hat die Rechnung ohne das tolle Songwriting der Truppe gemacht. Den in ihrem innovationsarmen Rahmen machen die Finnen schlicht und ergreifend alles richtig.
Die tiefe Gitarre fährt ein leicht doomiges Riff nach dem anderen auf, das Schlagzeug und der Bass bollern meist im Midtempo daher, Suvi und Jory (der Name, der sich hinter dem J. versteckt) wechseln sich gut am Mikro ab, wobei er auch hin und wieder zwischen Screams, Growls und Klargesang moduliert, und das Piano und Aapo Romus Cello sorgen für die nötige Portion Herzschmerz. Den fahren VANGUARD fast durchgängig auf und es gibt auch ein paar sehr platte Textzeilen zu vermerken („I know now why I breathe/I know now why my heart beats/Only to be in love with thee“), aber die werden glücklicherweise so unschmalzig rübergebracht, dass man sich da nur minimal dran stoßen kann.

Also eigentlich alles prima im Hause VANGUARD, oder? Wer jetzt hier ein großes „Aber“ erwartet… hm, den muss ich leider enttäuschen. „Succumbra“ ist ein grundsolides Album mit starkem Songwriting, zwei tollen Sängern und einer famosen Produktion. Wie schon gesagt, die Innovation kommt recht kurz, aber mal ehrlich, bei so wuchtigen Tracks wie dem heftigen Opener „Asylum“, dem todtraurigen „Bitheon“, dem hymnenhaften „Excarnation“ oder dem deprimierenden Schlussakt „Wurmtod“ kann man gepflegt auf das Quentchen frischen Wind verzichten. VANGUARD haben mit „Succumbra“ ein wirklich tolles Stück düsterer Musik erschaffen und sich damit in mein Herz gespielt. Ich hoffe, dass sie mit ihrem neuen Album „Hydralchemy“ schon bald ein Label finden, denn ich will mehr… Mehr… MEHR!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert