Sie heißen zwar VICIOUS RUMORS und gelten formal als Band, eigentlich sind sie aber das Solo-Projekt von Gitarrist Geoff Thorpe. Der inzwischen in Bayern ansässige Gitarrist führt die Truppe spätestens seit 1996 als – abgesehen von Drummer Larry Howe – einzige Konstante und tauscht seine Mitmusiker inzwischen gefühlt von Album zu Album aus. Auch im Vorfeld der Veröffentlichung von „The Devil`s Asylum“ schwang der Chef mal wieder den Hammer und setzte die gesamte Mannschaft minus Trommler an die Luft. So bleibt es zumindest spannend, denn es lässt sich nur schwer erahnen, welche Songs Herr Thorpe für die Stimme des ehemaligen KILL-RITUAL-Sängers Chalice geschrieben hat.
Mit groben, dezent thrashigem Riffing und recht aggressiven Vocals eröffnet „Bloodbath“ die Platte noch ziemlich genau so, wie „Celebration Decay“ seinerzeit endete. Der neue Sänger mutet dabei zunächst ganz ähnlich wie sein Vorgänger an, klingt er mit seiner Mischung aus Aggression und Temperiertheit doch fast genauso. Allerdings versprüht der Opener in seinem hymnischen Refrain wenigstens ansatzweise den Charme des vielleicht besten VICIOUS-RUMORS-Albums „Digital Dictator“ und deutet damit an, dass Mr. Thorpe den Kurs seiner Band diesmal dezent korrigiert haben könnte. Später soll sich dieser Eindruck mit Songs wie „In Blood We Trust“ sowie dem Titeltrack noch intensivieren.
Sehr zur Freude langjähriger Fans besinnen sich VICIOUS RUMORS auf „The Devil`s Asylum“ tatsächlich mehr auf das Feeling ihrer Anfangstage. So viel Old-School-Attitüde wie im rockigen „Crack The Sky In Half“ oder „Wrong Side Of Love“ hat man von der Band schon lange nicht mehr gehört und dank großer Mitsing-Refrains ist es eine wahre Freude, ihr bei der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit zuzuhören. Zum Glück bedeutet der neue alte Hang zu mehr Eingängigkeit nicht, dass die Truppe plötzlich allzu gemäßigt auftreten würde. Nummern wie „High Hell Hammer“ und „Boring Day In Hell“ zeigen, dass VICIOUS RUMORS bei aller Melodie und Zugänglichkeit doch die nötige Wucht nicht abhanden gekommen ist.
Noch mehr Wucht gibt es in „Abusement Park“, einem Song, der eher an das Material der letzten vier Alben erinnert. Damit gehört er zu zwar zu den schwächeren Titeln auf „The Devil`s Asylum“, seine Berechtigung hat er aber dennoch. Besser klappt die Kombination aus Härte und traditionellem Metal jedoch z. B. in „Dogs Of War“, denn der groovende Track baut eine solide Brücke zwischen dem jüngeren Stil und dem klassischen Material der Band. Und obwohl Mr. Thorpe für sein neuestes Album abermals fast die gesamte Besetzung von VICIOUS RUMORS ausgetauscht hat, rangieren die Leadgitarren auf diesem Album nach wie vor auf allerhöchstem Niveau – anders würde man es von dieser Band auch nicht erwarten.
Verglichen mit den meisten neueren Alben von VICIOUS RUMORS ist „The Devil`s Asylum“ ein ungewöhnlich gut gelauntes Album geworden – das ist durchaus zu begrüßen, denn die zwanghafte Bösartigkeit mancher ihrer Songs wirkte mitunter ein bisschen aufgesetzt. Die Truppe um Geoff Thorpe war beim Songwriting unüberhörbar bestrebt, das Gefühl ihrer zwischen 1981 und 1991 erschienenen Alben wiederzufinden und wenngleich man das natürlich mit aktuellen Hörgewohnheiten aktualisieren muss, ist es ihnen doch über weite Strecken gelungen. Dank deutlich mehr Melodie und Eingängigkeit zeigen sich VICIOUS RUMORS auf „The Devil’s Asylum“ zwar nicht von einer gänzlich neuen Seite, aber doch von einer, die man lange vermisst hat.
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Wertung: 8.5 / 10

