Interview mit Frost von Adorned Brood

Eine von Deutschlands dienstältesten Pagan Metal-Bands stand uns Rede und Antwort – wir erwischten ADORNED BROOD kurz vor dem Abflug nach Brasilien und sprachen mit Bandkopf Frost über neue Songs, alte Götter, weiblichen Gesang und was es heißt, sich selbst treu zu bleiben.

„Kuningaz“ – das alte germanische Wort steht für den König und hat sogar Einzug in andere Sprachen wie finnisch gehalten. Was bedeutet es für euch?
Das ist richtig, Kuningaz bedeutet König/Stammesfürst. Im Titeltrack „Kuningaz“ geht’s um Hermann den Cherusker, der in der Varusschlacht die Römer besiegte und sie daran hinderte, weiter in den Norden zu ziehen. Hermann der Cherusker symbolisiert für uns den König.

Zum ersten Mal wurde mit „Victory Or Valhall“ eine (digitale) Single veröffentlicht. Erzählt mal, was es damit auf sich hat.
Die Idee, eine digitale Single zu veröffentlichen, kam von unserer Plattenfirma Massacre Records. Sie fragten uns, ob es für uns OK wäre, „Victory Or Valhall“ als Single zu veröffentlichen. Dem haben wir natürlich zugestimmt. Wir fanden die Idee gut, vor dem Release von Kuningaz schonmal ein Schmankerl auf die Menschheit loszulassen.

„Blutaxt“ von den zugegebenermaßen sehr unbekannten Black Unicorn war daran beteiligt. Ihr tratet einige Male zusammen auf, hat sich da eine tiefere Bandfreundschaft entwickelt? Wie wird der Beitrag von ADORNED BROOD auf dem nächsten Black Unicorn-Erzeugnis aussehen?
Wir waren vor Jahren mit Black Unicorn und Catamenia auf Tour und es hat sich eine Freundschaft daraus entwickelt. Florian „Blutaxt“ und ich stehen regelmäßig in Kontakt miteinander und es war auch keine Frage, ob er wieder mit ins Studio kommt oder nicht. Auf „Hammerfeste“ war er auch schon mit dabei. Ich persönlich finde seine Stimme super geil. Wir haben auch schon darüber geredet ob ich, Frost, beim nächsten „Black Unicorn“ Album auch mal meinen Senf dazu gebe. Ich wäre sofort dabei.

Warum ist ein Song wie „Men!“ auch im 21. Jahrhundert noch aktuell? Immerhin fördert die Botschaft in meinen Ohren nicht gerade die Gleichberechtigung…
Der Song „Men!“ hat einen Text, den man definitiv nicht zu ernst nehmen sollte. Er ist sogar sehr ironisch gemeint. Wir fanden es einfach lustig, das Männlichkeitsgetue, das im Metal durchaus verbreitet ist, einmal stark überspitzt darzustellen.
Textzeilen wie: „We ride with pride. If we have to naked through the night.“ zeigen deutlich den humoristischen Charakter des Textes.

Mit Ausnahme der frühesten Alben verwendet ihr nur sehr wenige deutsche Texte. Mittlerweile gibt es nur noch ein Lied in der Muttersprache. Hat die Tendenz einen besonderen Grund?
Die Frage wird uns sehr oft gestellt und ich könnte jetzt ganz plump antworten „Nein“.Das hat sich einfach so entwickelt und wir werden immer mindestens ein deutschsprachiges Lied mit auf den Alben haben.
Ich frage mich oft, warum es den Leuten so wichtig ist, ob wir deutsch oder englisch singen. Als wir anfingen, Musik zu machen, sind wir belächelt worden, weil wir deutsche Texte hatten, und heute sind es wahrscheinlich genau die Leute, die da so viel Wert drauf legen.

Die meisten Songs beschäftigen sich sehr plakativ mit dem Heidentum und den alten Zeiten. Nur vereinzelt gibt es immer wieder andere Themen. Kann man eine generelle Aussage treffen, was euch so zum Texten bewegt?
Das Hauptthema wird immer die Götter, Krieger und Schlachten der alten Zeit bleiben. Wir versuchen immer wieder, moderne Themen in das Gewand dieser Zeit zu stecken.Ich persönlich liebe die alten Geschichten und Sagen und vor allem den Mut und Stolz der Krieger.

Nach „Erdenkraft“ ist der Sound von ADORNED BROOD meiner Einschätzung nach leichter, weniger melancholisch und dafür eingängiger geworden. Was hat dazu geführt?
Wir gehen nicht hin und planen, wie sich eine CD anhören soll. Wir machen einfach. Wir schreiben Songs und das, was dann auf der CD zu hören ist, ist das Resultat. Ich finde „Kuningaz“ ist wieder melancholischer und brutaler geworden als z.B. „Noor“ oder „Hammerfeste“ es waren. Vielleicht klingt die nächste CD ja wieder stärker wie die Asgard oder Erdenkraft.

Von „Heldentat“ bis „Hammerfeste“ gab es je einen schwankhaften Coversong – wenn mich nicht alles täuscht, diesmal aber nicht. Wieso?
Wir haben mit „Men!“ einen eigenen Partysong kreieren wollen, was uns auch gut gelungen ist, oder? Wir haben auch hin und her überlegt, welchen Song wir covern könnten und ob wir das dieses Mal überhaupt machen wollen. Allerdings hat die Stimmung nicht ganz gepasst.

Ihr habt euch vor einigen Jahren von Ingeborg Anna getrennt, seitdem gibt es keinen weiblichen Gesang mehr. Weshalb habt ihr euch keine Verstärkung am Mikrofon mehr geholt?
Nach dem Ausstieg von Ingeborg war es erstmal sehr schwer, einen guten Ersatz für die Flöte zu finden. Den haben wir mit Anne auf jeden Fall gefunden, aber da haben wir uns nicht aufs Singen konzentriert. Uns war die Flöte immer wichtiger. Da Anne aber auch sehr gut singen kann, kann es auch sein, dass wir wieder mal einen Song schreiben, in dem mehr Frauengesang zu hören ist.

Überhaupt ist außer Frost kein Mitglied mehr als fünf Jahre dabei. Warum funktioniert ADORNED BROOD dennoch?
Mmmmhhhhhh das sollte dir besser ein anderes Mitglied der Band beantworten, aber ich versuche es mal, ohne überheblich zu klingen. ;)
Ich denke, dass es daran liegt, dass ich sehr ausdauernd und zielstrebig bin. Ich habe mit Adorned Brood schon viel durchgemacht und auch überstanden. Es war nicht immer leicht und wir standen auch mehrmals vor dem Aus, aber mein Dickkopf hat sich dann doch immer durchgesetzt, ein Glück. ;)
Die Besetzung, die jetzt Adorned Brood schmückt, ist eine ganz andere. Sie ist „intensiver“ als es alle anderen Besetzung vorher waren und ich hoffe, das bleibt auch so.

Die beiden ersten Alben wurden vor dem Re-Release von „Hiltia & Wigand“ für fast dreistellige Summen im Internet gehandelt. Mal ehrlich, macht so etwas stolz?
Natürlich macht es einen Stolz. Daran sieht man, dass man irgendwie etwas besonderes geschaffen hat, an dem sich viele Menschen erfreuen. Es ist ziemlich krass, dass Leute so viel Kohle für eine CD von uns bezahlt haben, und eine tolle Bestätigung für uns.

In wenigen Tagen geht es zum Thorhammerfest nach Sao Paulo, Brasilien. Was erwartet ihr euch davon? Soweit ich sehen konnte, wird das eure Amerika-Premiere.
Oh ja, das ist unsere Amerika-Premiere. Was erwarten wir? In erster Linie ein geiles Konzert, was von den Fans dort gefeiert wird. Das wichtigste am Musik machen ist, dass man live die Fans mit seiner Musik begeistern kann.

Zuletzt gab es auch einige Radioauftritte von ADORNED BROOD. Warum ist dieses Medium für euch wichtig?
Es ist eine Möglichkeit, uns zu präsentieren, so wie wir privat sind. Ich finde das Medium Radio auch sehr wichtig, weil die Fans der Band auch durch die Stimmen der Musiker eine andere, persönlichere Sicht auf die Sache bekommen. Wir haben uns immer bemüht, unseren Fans in irgendeiner Form „nah“ zu sein.

ADORNED BROOD bestehen mittlerweile seit fast 20 Jahren, der große Durchbruch ist aber nie gelungen. Wie ist das, wenn man sieht, dass viele jüngere Bands vom kommerziellen Erfolg her an einem vorbeiziehen?
Man muss gönnen können ;)!!!
Ja, natürlich ist es nicht immer einfach, zu sehen wie Bands an einem vorbeirauschen. Allerdings muss man auch sehen, dass ich/wir uns nie verbogen haben und musikalisch immer das machen konnten, worauf wir gerade Spaß hatten. Vielleicht werden wir ja irgendwann für unser Durchhaltevermögen belohnt ;)

Gut, kommen wir zum obligatorischen Metal1.brainstorming. Was fällt euch bei folgenden Begriffen als erstes ein:
Kjetil-Vidar „Frost“ Haraldstad: Ich heiße wirklich Frost ;)
Veganismus: Kein Fleisch, wie grillen die?
Zeitungssterben: Scheiße
Gangnam Style: Ich bekomme das kotzen wenn so\’ne Scheiße so gehypt wird
Erdöl: Ist irgendwann weg.
Weihnachten: da freuen sich immer meine Kinder drauf
Metal1.info: Danke für das schöne Interview!

Vielen Dank für eure Zeit und alles Gute! Irgendwelche letzten Worte?
Kauft euch die neue Scheibe und habt Spaß damit. Vielleicht sieht man sich mal live.
Stay Brood

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