Interview mit Eyal Levi von Dååth

Es besteht an sich kein Mangel an technisch hochwertiger Markenware an Extreme Metal aus den USA, durch starke Songs und eine völlige Abwesenheit von nervigen Genre-Klischees heben sich DÅÅTH aber dennoch aus der Masse ab, sogar so sehr, dass sie mit ihrem selbstbetitelten Album nun den „Album des Monats“-Award bei Metal1.info gewinnen konnten. Wir befragten Gitarrist Eyal Levi über die aktuelle Situation im Hause DÅÅTH.

Hi Eyal, nett, dich wieder zu sprechen, obwohl das letzte Interview ja eigentlich erst ein Jahr her ist. Wie kommt es, dass ihr nur eine so kurze Zeitspanne benötigt habt, um das neue Album zu machen? War noch Material von den “The Concealers”-Sessions übrig?
Im letzten Jahr waren es nicht nur zwei DÅÅTH-Scheiben im letzten Jahr, Emil und ich haben im April auch ein Instrumental-Projekt verwirklicht. Wir waren gut beschäftigt damit, neue Musik zu machen, weil wir die ganzen Label-Verspätungen, mit welchen wir in der Vergangenheit zu kämpfen hatten, aufholen wollten. Und weil wir fanden, dass es an der Zeit ist, klarzumachen, wer wir sind, und was wir tun. So viel Musik in einer so kurzen Zeitspanne sollte da alle Fragen beantworten. Und was übriggebliebenes Material angeht… Nein, niemals. Wenn ein Song es nicht auf ein Album schafft, gibt es dafür normalerweise gute Gründe. Und wenn wir beim nächsten Album ankommen, sind wir als Künstler schon wieder auf einer anderen Ebene. Wir nähern uns jedem Projekt von null an und schauen, wohin es uns führt.

Wie fühlen sich du und die Band nach so einem Workaholic-Jahr? Seid ihr zurzeit nicht ein bisschen gestresst?
Ich war immer ein Workaholic. Dieses Jahr war nur ein sehr glückliches. Unsere Arbeit hat sich in zwei Alben ausgezahlt. Das ist deutlich besser sichtbar als dir den Arsch hinter den Kulissen abzuarbeiten, damit mehr Leute dich wahrnehmen, aber ehrlich gesagt, wir haben schon immer so gearbeitet und werden das auch weiter so machen. Als wir das DÅÅTH-Album fertig hatten, waren die Band und Mark Lewis total am Boden. Die Sache hat uns total ausgezehrt und war kurz davor, unser Privatleben zu zerstören, dieses Album zu machen war wirklich eine Qual. Ein paar von uns kümmern sich gerade nur darum, psychisch wieder auf die Beine zu kommen. Ich würde sagen, das ist eher eine Erholung vom totalen Kollaps als normaler Stress. Der normale Stress kommt jetzt langsam wieder durch die Tour-Vorbereitungen.

Gratulation zum Album, meiner Meinung nach besitzen diese Songs eine Energie, auf die sich nur wenige Extreme Metal Bands über eine ganze Scheibe fokussieren können. Ich finde diese Tracks auch deutlich Song-basierter als die „The Concealers“-Nummern. Würdest du dem zustimmen? Was sind die musikalischen Unterschiede zwischen „Dååth“ und seinem Vorgänger? Und inwiefern hatte die kurze Entstehungszeit des Albums Einfluss auf das Produkt?
Ein Album von Anfang bis Ende in so einer kurzen Zeit fertigzustellen, hat definitiv Einfluss auf das Ergebnis. Du hast keine Zeit, Sachen nochmal zu überdenken. Du hast keine Zeit Mist zu bauen. Du hast auch keine Zeit, den Spirit und die Atmosphäre der ganzen Sache zu verlieren.Mir gefällt diese Arbeitsweise besser. Das Gesamtprodukt wirkt in sich geschlossener. Was die Sache mit dem Song-basierten angeht, ich bin mir nicht sicher, ob ich da zustimmen. Ich finde jedes Album, das wir gemacht haben, ist Song-orientiert. Vielleicht sind das hier einfach nur bessere Songs. Was mich zu den Unterschieden zwischen diesem Album und dem letzten führt. Beides sind Song-orientierte Alben, aber der Anspruch an sie war von Grund auf gegensätzlich.

Ist „Dååth“ also das DÅÅTH-Album bisher, dasjenige, das sich jemand, der sich mit der Band auseinandersetzen will, als Erstes zulegen muss?
Zweifellos. Ich würde mir erst „Dååth“ anhören, und sobald ich das verinnerlicht hätte, würde ich mir „Avalanche Of Worms“ und „The Concealers“ holen. Ich weiß, dass „Avalance…“ kein DÅÅTH-Album ist, aber es sind Emil und ich und DÅÅTH-Fans scheinen es richtig zu lieben.

Könntest du uns kurz über die textlichen Inhalte der Songs aufklären?
Ich habe die Lyrics nicht geschrieben, Sean Z ist für alle Texte verantwortlich und somit hat auch nur er wirklich Ahnung davon. Ich werde ihn für dich zitieren. In seinen Worten ist dieses Album „ein Tag im Leben auf diesem kaputten Planeten“.

Als ob ein Album in einem Jahr nicht genug wäre, hast du mit Emil auch ein Instrumental-Album gemacht. Kannst du dazu ein paar Worte sagen? Was kann ein DÅÅTH-Hörer erwarten, verglichen mit dem Sound der Hauptband und wie aktiv wird dieses Projekt zukünftig sein, gerade was Live-Performances usw. angeht?
Ich werde dir sagen, was dieses Projekt nicht ist. Dieses Projekt besteht nicht aus zweitklassigen DÅÅTH-Riffs ohne Gesang. Dieses Projekt wurde komplett spontan geschrieben, nur orientiert an der Idee, ein instrumentales Abenteuer zu schaffen. Es ist trip-artiger Albtraum eines Albums und es erlaubt, uns eine Menge Dinge zu tun, die bei DÅÅTH einfach nicht angebracht wären. Auch wenn du ein Fan der Schlagzeug-Spuren von Sean Reinert bist, könnte es interessant sein. Und ja, wir werden irgendwann live, das komplette Line-up hat da Lust drauf.

2010 erschient „The Social Network“, der Facebook-Film, falls du davon gehört hast. Was denkst über das Phänomen an sich, und inwiefern ist es sinnvoll, einen Film über so etwas zu drehen? (Ich selbst habe ihn nicht gesehen, finde die Idee und den Erfolg des Films aber befremdlich.)
Ich habe diesen Film nicht gesehen und habe das auch nicht vor. Als ich das Preview gesehen habe, dachte ich mir nur „Ist es nicht zu früh dafür?“

Außerdem endete 2010 die Öl-Katastrophe am Golf von Mexiko. Wenn du zurückblickst, wie konsequent waren die Reaktionen, und was sind die Resultate, mit welchen wir nun zurechtkommen müssen?
Man kann BP natürlich am laufenden Band beschuldigen, aber ich hoffe, dass die Leute irgendwann anfangen, die Schuld bei sich selbst zu suchen. Wäre die Nachfrage nicht so riesig, würde nicht so viel gebohrt werden. Dies hätte jeder Öl-Firma passieren können, es ist aber BP passiert und somit ist es natürlich einfach, sie dafür niederzumachen – während man ihr Benzin verwendet, um weiter bequem zu bleiben. Solang die Konsumenten nicht deutlich zeigen, dass Nachfrage nach Alternativen besteht, werden solche Dinge wieder passieren.

Warum wird oder warum wird Barack Obama die Legislaturperiode nicht überstehen? Deine Prognose bitte.
Mir egal. Die Alternative ist auch nicht besser.

Eyal, danke dir nochmal fürs Interview, wir sind so gut wie fertig. Wie sehen die nächsten Schritte von DÅÅTH aus? Wird das nächste Album im Februar 2011 erscheinen? Wenn ihr so weitermacht, gehen mir sehr bald die Fragen aus, wenn seit dem letzten Album überhaupt nichts passiert ist ;-)
Hahaha – Erstmal keine neuen DÅÅTH-Alben, nein. Wir müssen unsere Tanks neu befüllen. Im Moment konzentrieren wir uns aufs Touren und darauf, andere Projekte zu realisieren. Es wird ein zweites Instrumental-Album von Levi/Werstler geben.

Wie immer beenden wir das Interview mit einem Brainstorming. Woran denkst du Folgendes hörst:

Talking Heads: 80s
YMCA: Schwul
iPhone: Spielzeug
King Crimson: Klassiker
Katy Perry: Echt?
Miles Davis: Der Beste.
Till Lindemann: Sinn für Humor

Wenn du was hinzufügen möchtest, tu es gerne hier, ansonsten alles Gute für dich und DÅÅTH!
Danke, dass du dir die Zeit nimmst, man. Immer ein Vergnügen.

Publiziert am von Marius Mutz

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