Interview mit Ville Laihiala von Sentenced

Zur letzten, die Karriere ins Grab tragenden Veröffentlichung von SENTENCED hatten wir die Gelegenheit, mit dem charismatischen Frontman der Finnen, Ville Laihiala, ein Telefoninterview führen zu können. In diesem Gespräch wurden das „Funeral Album“, die letzten Shows und die kommende DVD der Band besprochen. Was Ville zu sagen hatte, lest ihr am besten selbst in einem sehr emotional beantwortetem Fragenkatalog.

Zum englischen Original…

Hallo Ville. Zuerst möchte ich dir dafür danken, dass du dir die Zeit nimmst, dieses Interview mit Metal1.info zu machen. Es ist eine große Ehre für uns, die Möglichkeit zu haben, dir als eines der letzten Webzines einige Fragen zu stellen.

Wie fühlst du dich in diesen Tagen? Bist du in den letzten Tagen als Sänger einer wichtigen und einflussreichen Band nervös?
Es ist so was wie eine fröhliche Traurigkeit. Es kommen so viele Gefühle hoch, es ist traurig, dass ein großer Teil unseres Lebens zu Ende geht. Und so ist das eben.

Bitte erzähle unseren Lesern die Gründe dafür, dass Sentenced ihre allerletzte CD veröffentlichen.
Es ist wirklich schwer, dass mit genauen Gründen zu beschreiben. Aber für mich persönlich ist das Leben zwischen der Band und meinem Privatleben zu etwas herangewachsen, was ich einfach nicht mehr schaffen kann. Ich meine, ich bin verheiratet und habe zwei kleine Jungs zu hause. Das ist ein großes Opfer, wozu ich einfach nicht mehr fähig bin. Dazu kommen auch die Dinge, die die Musik umgeben, wie viele Wochen in Bussen zu leben und ein Teil des Rock’n’Roll-Lifestyle zu sein, der sowieso nie zu uns gepasst hat. Ich muss aber betonen, dass diese Entscheidung absolut nichts mit unserer Musik an sich zu tun hat. Es war keine Woche, wo wir darüber nachgedacht haben, wir haben die letzten zwei Jahre lang daran gedacht. Du wirst also verstehen, dass das eine lange und schwierige Zeit für uns war um dann festzustellen, dass es das richtige und die einzige Lösung für die Band ist.

Wusstet ihr bereits, als ihr mit dem Songwriting angefangen habt, dass das euer letztes Album werden wird?
Wir haben die Entscheidung letzten Sommer getroffen, als die Hälfte der Songs geschrieben waren und mit den anderen Songs haben wir dann beschlossen, dass es unser letztes Album sein wird.

„The Funeral Album“ enthält einige Liednamen, die für die Fans sehr hart sein müssen. Wie denkst du darüber?
Ich verstehe ganz genau, was du meinst. Und ja, die meisten Songs drehen sich textlich gesehen um das Ende der Band und haben etwas von einer endgültigen und abschließenden Stimmung. Aber es ist eben das letzte Album und da wollen wir natürlich unsere Gefühle über dieses Ende ausdrücken. Es war also mehr oder weniger logisch und natürlich, die Songs auf diese Weise zu schreiben.

Kannst du uns ein paar Informationen über die kommende DVD geben? Welche Konzerte und Extras wird man darauf finden können?
Wir werden die DVD bei unserer allerletzten Show aufnehmen, die wir im September in unserer Heimatstadt Oslo spielen. Wir können zwei Stunden spielen, und die Leute die nicht zu dieser Show kommen können, sollen die Möglichkeit haben es auf DVD zu sehen. Es wird auch einige spezielle Sachen auf der DVD geben, da will ich jetzt aber noch nichts weiter darüber verraten. Auf der DVD wird es auch all unsere Videos geben sowie stundenlange Aufnahmen aus den letzten Jahren, die wir mit unseren eigenen Videokameras gemacht haben. Wir wollen das zu einem speziellen Paket und abschließenden Geschenk für unsere Fans und Menschen, die sich in unsere Musik verliebt haben, machen.

Ist auch eine „Funeral Best Of“ geplant?
Ich denke, die Plattenfirma wird das so und so machen. Aber für uns ist „The Funeral Album“ das finale Album und wir geben absolut nichts auf solche Zusammenstellungen, weil sie nichts neues bieten können. Ich glaube, sie werden eine solche Zusammenstellung veröffentlichen, uns bedeutet das aber nichts.

Wie würdest du die Geschichte von Sentenced zusammenfassen?
Das ist hart… Ich für meinen Teil kann nur stolz darauf sein, was wir geschaffen haben. Wir selbst haben etwas kreiert und immer das gemacht, was wir wollten und sind nie Kompromisse eingegangen. Wir haben uns in unsere Musik gestürzt, als die Menschen die wir sind. Auch wenn es nun endet, kann ich weiterhin mit einer Art Stolz leben, auch wenn es ein trauriges Gefühl ist. Ich bereue nichts, ich hatte die neun besten Jahre meines Lebens.

Ist da nicht etwas, was du ändern würdest, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Nicht wirklich. Natürlich gab es einige schlechte Erfahrungen in den vergangenen Jahren, aber so ist das Leben nun mal. Ich meine, du kannst schließlich nicht nur gute Erfahrungen haben, jeder macht auch schlechte Erfahrungen. Etwas zu bereuen wäre nur eine Verschwendung an Energie und Gedanken. Es gibt keine Zeitmaschine, man kann also nicht zurückgehen und irgendetwas ändern. Ich glaube auch nicht, dass das nötig wäre.

Wie hast du dich gefühlt, als du nach „Amok“ mit Jarva als Sänger in die Band gekommen bist? Und wie gefiel der der frühere Sentenced-Stil?
Ich war bereits seit „North From Here“ ein Fan der Band. Es war natürlich sehr schwierig für mich, Jarva zu ersetzen, weil er ein sehr charismatischer Sänger war. Ich habe nie versucht, ihn zu kopieren. Ich habe nur versucht, ich selbst zu sein. Zum Glück haben die Leute mich als neuen Sänger akzeptiert, so dass wir einen Neuanfang mit der Band starten konnten. Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, in der ich zur Band gekommen bin… Es war alles großartig, auch wenn mir viele Leute gesagt haben, dass sie den alten Sänger besser fanden. Aber du weißt ja, was passiert ist, neun Jahre später rede ich mit dir…

Was werdet ihr in Zukunft machen, wenn alle Abschieds-Shows gespielt sind?
Ich habe immer noch Poison Black und wir werden ein weiteres Album veröffentlichen. Ende 2006 wird das Musikmachen für mich wohl Vergangenheit sein. Danach werde ich eine lange Pause machen und viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Vielleicht mache ich musikalisch weiter, produzieren und aufnehmen möglicherweise. Ich glaube, jeder von uns wird auf irgend eine Weise mit Musik weitermachen, nur eben nicht auf diesem Level, wie wir das mit Sentenced hatten. Wir stecken immer noch mittendrin, diese Band zu Grabe zu tragen, deswegen hat auch noch niemand von uns wirkliche Pläne für die Zukunft.

Wird Poison Black deine neue Hauptband? Ich meine, du spielst zwar „nur“ Gitarre, oder wird es da vielleicht noch ein anderes Projekt mit dir als Sänger geben?
Auf dem nächsten Poison Black-Album werde ich singen und die Rhythmusgitarre spielen. Der Grund, warum ich ein weiteres Album veröffentlichen will, ist weil ich voll von der Stärke der neuen Songs überzeugt bin und es etwas ist, dass ich unbedingt noch machen will, bevor ich das alles beende. Danach wird wohl kaum noch irgend etwas großes nachkommen. Ich werde auch weiterhin eine Art Band haben, nur um Spaß an der Musik zu haben. Auf einem wesentlich kleinerem Level, einfach nur um mit Freunden Spaß zu haben und etwas mit meiner Gitarre zu tun. Ich spiele nun schon 20 Jahre Gitarre und habe nicht vor, dass aufzugeben.

Wollt ihr auch einige Songs von “Shadows Of The Past” oder “North From Here” spielen? Vielleicht mit einem Gastsänger?
Es wird einige Überraschungen bei unserer letzten Show geben, die auf DVD aufgenommen wird. Du wirst also bald sehen, was passiert. (lacht)

Ist “Where Waters Fall Frozen” ein kleines Geschenk an die Fans früherer Tage? Es ist ein Song voller Hass…
Die Geschichte hinter dem Lied ist, dass die Jungs bei der Probe auf mich gewartet haben. Ich weiß nicht, vielleicht waren sie sauer, weil ich zu spät gekommen bin und sie hatten diesen plötzlichen Ausbruch an Zorn und spielten dieses Riff. Wir alle wussten gleich, dass der Song es verdient, auf dem Album zu sein. Auch wenn es aussieht wie ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit, war es nicht so gedacht. Wenn ich es mir jetzt anhöre, ist es nur ein einminütiges Abtauchen in die frühen Tage und die Wurzeln der Band. Es wirkt als großartiger Schocker auf dem Album zwischen zwei Songs, wo es niemand erwarten würde.

Welche Bands haben dich als Sänger und Gitarrist am meisten beeinflusst?
Als ich angefangen haben zu spielen, waren es Bands wie Metallica, Slayer und solche Sachen. Heute versuche ich die Einflüsse eher von innen als von außen zu sehen. Als Gitarrist mag ich zum Beispiel natürlich den Stil von Zakk Wylde. Er ist ein wirklich sehr guter Gitarrist, aber ich versuche nicht, ihn zu kopieren, weil ich einfach nicht so spielen kann wie er. Es gibt sehr viele gute Musiker, aber so sehr beeinflussen sie mich gar nicht. Ich kann nur so klingen, wie ich bin.

Okay, Ville, meine Fragen sind gestellt und beantwortet. Ich möchte dir alles Gute wünschen. Vielen Dank!

Geschrieben am von Metal1.info

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