September 2009

Review Insomnium – Across The Dark

So richtig erklären kann es wohl niemand, aber dennoch lässt es sich auch nicht leugnen, dass viele Länder ihre angestammten Metal-Genres haben… und wo Schweden und Norwegen mit ihrem jeweils eigenen Black beziehungsweise Death Metal punkten, hat Finnland seine Stärke wohl eher auf dem Melodic Death/Dark Metal-Sektor… hier seien natürlich Amorphis genannt, oder eben INSOMNIUM, welche mit „Across The Dark“ nun ihr mittlerweile viertes Album fertiggestellt haben.

Die Vorgänger wussten mich allesamt zu überzeugen, auch wenn ich der Meinung bin, dass man mit „Above The Weeping World“ nicht das stärkste Werk der mittlerweile zehnjährigen Geschichte der Band vorgelegt hatte. Umso interessanter, ob sich hieraus ein Abwärtstrend herauskristallisiert, oder aber, ob man es schafft, nun an alte Stärke anknüpfen zu können.

Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist schwieriger als angenommen, denn „Across The Dark“ ist zuersteinmal einfach anders. Dabei lässt sich auf die ersten Durchläufe weder genau sagen, warum, noch ob dies positiv oder negativ zu werten ist. Natürlich, die INSOMNIUM-Trademarks sind alle noch da, die eingängigen Gitarrenmelodien, die Melancholie, der tiefe, fast weich gegrowlte Gesang und natürlich die mitreißenden Cleanparts, wobei gerade letztere leider im Vergleich zu „Since The Day It All Came Down“ etwas an Bedeutung verloren zu haben scheinen. Zwar fängt der Opener in alter Tradition mit einem Cleangitarrenspiel an, welches mich spätestens ab dem einsetzenden Flüstern stark an „Ill-Starred Son“ vom Debüt-Album „In The Halls Of Awaiting“ erinnert, jedoch haben die Cleangitarren meines Erachtens nach nicht mehr den Stellenwert inne, der ihnen auf den ersten Alben zugestanden wurde.
Der Hauptunterschied mag sich wohl am treffendsten daran festmachen, dass „Across The Dark“ weniger düster ist, als der Titel vermuten lässt und vorallem als alle anderen INSOMNIUM-Werke zuvor. Stellenweise schon fast poppig ist das Album aber andererseits durch diverse Elemente erweitert, die es vielschichtiger und abwechslungsreicher als den direkten Vorgänger gestalten: Hier sei beispielsweise der Klargesang von Gastsänger Jules Näveri (Profane Omen, Enemy Of The Sun) genannt, welcher mehrfach eingesetzt wird und dazu beträgt, dass man sich mitunter stark an die Landsmänner von Amorphis erinnert fühlt. Dieser ist zwar gelungen performt, eingebaut und arrangiert, dennoch nicht über jeden Zweifel erhaben: So läuft man mit diesem dennoch Gefahr, auf der Gratwanderung zwischen Kitsch und Melodie zu Gunsten des Kitsches abzurutschen.
Sieht man davon jedoch ab, beziehungsweise gibt sich für diese Wandlung offen, weiß „Across The Dark“ mit vielen Stärken zu überzeugen:
Die Songs, die sich zum Großteil im Längenbereich von fünf bis neun Minuten aufhalten, sind derart voll von Ideen, Melodien und feinen Details, dass das Album auf Kosten der Eingängigkeit eine beeindruckende Tiefe aufweist. Dabei geht allerdings ein wenig der früheren Atmosphäre verloren, da die Songs durch all diese Finessen anspruchsvoller sind und vom Hörer mehr Aufmerksamkeit einfordern als die durchweg eingängigen und melodischen Vorgänger.So bleibt bei den ersten Durchgängen zwar nicht all zu viel Hängen, da es auch weit weniger prägnante Ohrwurm-Passagen gibt wie bisher, dafür entdeckt man jedoch mit jedem weiteren Durchlauf neue Stärken in den Songs und findet sich von Durchgang zu Durchgang besser in dem doch recht komplexen Material zurecht.
Das Drumherum ist ebenfalls durchaus zufriedenstellend: Das düstere schwarz-weiß-Artwork halte ich für sehr gelungen und auch der Sound bietet keinen Angriffspunkt für Kritik: Etwas weniger basslastig als auf „Above The Weeping World“ klingen die Gitarren klarer und prägnanter, ohne dabei den Gesang zu verdecken – eine kraftvolle Produktion mit Biss und Druck ist das Resultat.

Nach einer „Einhörphase“, die dieses Album zwingend nötig macht, da es sich wohl nur den wenigsten Hörern schon beim ersten Durchlauf in seiner vollen Pracht entfaltet, weiß mich zwar kein Song von „Across The Dark“ als Einzelkämpfer mitzureißen, sehr wohl jedoch das Album als Gesamtwerk: Vielschichtiger als der Vorgänger gibt es hier weit mehr zu entdecken, als auf so mancher anderen CD.
Wenn auch meiner Meinung nach die Genialität eines „Since The Day It All Came Down“ nicht ganz erreicht wurde, ist „Across The Dark“ dennoch ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung und beweist, dass INSOMNIUM auch 2009 noch großartige und vor Allem individuelle Musik zu schreiben in der Lage sind.

Wertung: 8 / 10

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