Konzertbericht: Toundra w/ Deadsmoke, Samavayo

15.05.2016 München, Feierwerk (Kranhalle)

Toundra Tour

Seit nunmehr fast zehn Jahren sind TOUNDRA eine Instanz im instrumentalen Post-Metal. Gemeinsam dem Doom-Sludge-Trio DEADSMOKE aus Italien begeben sich die Spanier auf Europatour, um ihr aktuelles Album Toundra (IV) zu promoten. Eine Tour, die sich nicht nur TOUNDRA-Fans, sondern auch Sludge- oder Stoner-Hörer nicht entgehen lassen sollten – für Letztere runden im Münchner Feierwerk SAMAVAYO aus Berlin das Billing gelungen ab.

Samavayo-01Um kurz nach 20:00 Uhr eröffnen SAMAVAYO aus Berlin den Konzertabend. Das Stoner-Rock-Trio hat mit „Dakota“ unlängst sein erstes Album in dieser Konstellation veröffentlicht, das entsprechend im Mittelpunkt der Show steht: Bis auf einen Song steht das komplette Album auf der Setlist – auf älteres Material verzichten SAMAVAYO dafür bewusst. Das wirkt sich durchaus positiv auf die Darbietung aus: Das Set wirkt wie aus einem Guss und kann in der Folge mit einer dichten Atmosphäre begeistern. Getragen vom druckvollen, extrem groovigen Schlagzeug, aber auch dem perfekt eingepegelte Sound in der Kranhalle kommt der Stoner-Rock der sympathischen Berliner so voll zur Geltung – und sorgt für Begeisterung beim Münchner Publikum, das zwar noch nicht all zu viel Bewegung zeigt, SAMAVAYO mit kräftigem Applaus jedoch angemessen Respekt zollt.

Deadsmoke-01Nach diesem gelungenen Einstieg folgt ein Ausflug in härtere Gefilde: Ebenfalls als Trio unterwegs, entführen die Italiener DEADSMOKE das Publikum in die noisig-doomigen Sphären des Sludge. Was auf Album wuchtig und fast beängstigend düster klingt, kann diese Wirkung live heute leider nicht ganz entfalten: Zum einen ist der Gesang deutlich zu leise, zum anderen klingt das Schlagzeug – gerade im direkten Vergleich zum druckvollen Drum-Sound bei Samavayo – etwas zu trocken. Diese Unzulänglichkeiten in Sachen Sound machen DEADSMOKE mit viel Einsatz wett: Schlagzeuger Maurice prügelt auf seine Kessel ein, als gäbe es kein Morgen, und auch dem Rest der Band steht die Hingabe ins Gesicht geschrieben. Auf mangelndes Engagement lässt es sich also nicht zurückführen, dass sich die Publikums-Reihen im Laufe der ebenfalls dreiviertelstündigen Show etwas lichten. Vielmehr dürfte der Sound der Band dem einen oder anderen schlicht zu extrem sein. Für Genre-Fans haben DEADSMOKE jedoch trotz nicht optimaler Bedingungen ein mitreißendes Set im Angebot.

Tundra-01Um viertel nach zehn schallen schließlich Fussball-Fangesänge aus den Boxen: Zur Fan-Hymne „You’ll Never Walk Alone“ entern die Spanier TOUNDRA die Bühne. Ob es an dem humorigen Intro oder der augenscheinlichen guten Laune der Musiker liegt, ist schwer zu sagen. Fakt ist: TOUNDRA gelingt es, das Publikum von der ersten Minute an in Tanz-Stimmung zu versetzen – für eine rein instrumental agierende Post-Metal-Band eine durchaus beachtliche Leistung. Doch nicht nur das Publikum tanzt, auch die Musiker setzen auf der Bühne mächtig Energie frei – allen voran Gitarrist Esteban, der wie von der Tarantel gestochen herumspringt, hinterm Kopf soliert und den Augustiner-Mönch auf der Bierflasche übers Griffbrett sliden lässt. Doch nicht nur die Show ist unterhaltsam; auch die Musik der Spanier weiß zu begeistern: Vielseitig und überraschend kraftvoll bietet diese alles, was man sich von instrumentalem Post-Metal erwarten darf – und das auf technisch absolut hochklassigem Niveau. So vergeht eine Stunde wie im Flug. Dass die Fans die Band nach dieser mitreißenden Darbietung zu einer Zugabe zurück auf die Bühne klatschen, verwundert wenig: Ehre, wem Ehre gebührt.Tundra-02

Gemeinsam mit DEADSMOKE und SAMAVAYO beweisen TOUNDRA, dass gute Unterhaltung nicht teuer sein muss: Für gerade einmal 15 Euro (Abendkasse) bekommt der Fan ein extrem abwechslungsreiches und qualitativ hochwertiges Billing mit drei Bands geboten, die jede auf ihre Weise und in ihrem Bereich zu überzeugen wissen. Egal, ob Sludge-, Stoner- und Instrumental-Post-Metal-Fan – bei dieser Tour ist für alle etwas geboten.

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