Review Toundra – Vortex

Nach elf Jahren kann man auch mal etwas Neues wagen, dachten sich wohl die Madrilenen TOUNDRA: Auf „Toundra“, „Toundra (II)“, „Toundra (III)“ und „Toundra (IV)“ folgt nicht etwa der auch so betitelte fünfte Streich, sondern: „Vortex“. Auch sonst hat sich einiges Verändert bei den Instrumental-Post-Rockern – doch gewiss nicht zum Schlechteren.

Bereits das atmosphärische Intro, „Intro Vortex“, vor allem aber die folgenden Songs „Cobra“ und „Tuareg“ eröffnen gänzlich neue Welten im TOUNDRA-Kosmos: Nach wie vor bleibt die Musik rein instrumental, nach wie vor bewegt man sich irgendwo zwischen Post- und Prog-Rock. Doch die Atmosphäre ist diesmal anders. Wirkte „Toundra (IV)“ noch sehr experimentell, mit eher zartem Sound, ist das Material diesmal detaillierter ausgearbeitet, dichter im Sound und so alles in allem kraftvoller und schlüssiger.

So könnte ein „Cartavio“ auch einen Insomnium-Cleanpart inspiriert haben, könnte der ruhige Anfang von „Kingston Falls“ in Kollaboration mit Sigur Rós entstanden sein, könnte „Mojave“ als gelungene Hommage an die japanische Post-Rock-Instanz Mono zu verstehen sein. Der geschmeidig-weiche Cleansound, der sich in dem Elfminüter immer wieder um den kraftvollen, dabei aber sehr natürlichen Distortion-Sound spinnt, kann tontechnisch als Post-Rock in Vollendung gewertet werden: Gelungener kann man Musik in diesem Genre klanglich nicht in Szene setzen.

Die Vielfalt, die TOUNDRA auf „Vortex“ vereinen, zeigt sich nicht zuletzt in den Songlängen: Direkt auf „Mojave“ mit seiner zweistelligen Minutenzahl folgt der kürzeste Song des Albums („Roy Neary“), der es gerade so über die zwei Minuten schafft – dabei jedoch so viele Sounds und Ideen zu bieten hat, dass die 2:03 Minuten zugleich endlos wirken und im Fluge vergehen.

Das trifft auch auf „Vortex“ im Ganzen zu: Eine knappe Dreiviertelstunde soll es gewesen sein, was da eben vorbeigeflogen kam? Nur eine Dreiviertelstunde sollen diese wunderbare Ewigkeit gedauert haben, in der TOUNDRA diese bezaubernde Klangwelt vor uns ausgerollt haben? Am Ende ist es egal, wie lange oder kurz „Vortex“ gedauert hat – denn dieses Album ist im übertragenen wie wörtlichen Sinne „zeitlos“.

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Wertung: 9.5 / 10

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