Ad Infinitum - Chapter II: Legacy

Review Ad Infinitum – Chapter II – Legacy

Kaum eineinhalb Jahre ist es her, da haben AD INFINITUM ihr Debütalbum „Chapter I – Monarchy“ veröffentlicht. Der Release fiel im April 2020 direkt in den Beginn der Coronapandemie, die Pestmasken auf dem Albumcover entbehrten daher nicht unbedingt einer gewissen unfreiwilligen Schwarzhumorigkeit. „Chapter II – Legacy“ erscheint nun im Oktober 2021 in einer anderen Phase der Pandemie, in der die Band endlich ihre ersten einzelnen Konzerte spielen kann.

In der Zwischenzeit hat sich bei AD INFINITUM viel getan. Anfangs ein Soloprojekt von Sängerin Melissa Bonny, sind die Vier nun zu einer richtigen Band gewachsen. Mit dem Akustikalbum zu „Chapter I“ und umfassender Social-Media-Präsenz konnten sich AD INFINITUM konstant eine immer größere Fanbase aufbauen. Vor allem Melissa war zuletzt gefühlt überall präsent: Gastauftritten bei Feuerschwanz und den Warkings folgte die Gründung von The Dark Side Of The Moon mit ihrem Partner und Amaranthe-Drummer Morten Løwe Sørensen.

„Chapter I“ als Debütalbum war solide, musste bezüglich Eigenständigkeit und Spannung aber auch berechtigte Kritik einstecken. Stilistisch bleibt die Band sich treu, weiterhin gibt es hochmelodischen, cinematischen Symphonic Metal auf die Ohren. Dass AD INFINITUM an sich gearbeitet und sich weiterentwickelt haben, beweist schon die erste Vorabsingle „Unstoppable“. Die Dynamik des Songs ist von der ersten Sekunde an mitreißend, der epische, getragene Refrain vermag es dann erst recht, die Hörer zu fesseln. Hierbei fällt direkt auf, dass das musikalische Grundgerüst zwischen Melodic Rock und Alternative Metal mehr Heaviness als das Debüt besitzt. Wie beim Erstlingswerk wird übrigens auch diesmal wieder eine historische Persönlichkeit behandelt: Nach dem Sonnenkönig Ludwig XVI. geht es diesmal um Vlad Tepes, auf den der Dracula-Mythos zurückgeht.

Dass direkt nach “Unstoppable” mit “Inferno” bereits so früh im Album eine Ballade platziert wurde, erscheint mutig, passt aber optimal: AD INFINITUM zeigen damit gleich, dass sie mit ihrer Musik Emotionen und große Gefühle transportieren wollen. Das gelingt bravourös, vor allem auch, da der Song in seinem Verlauf immer kraftvoller und selbstbewusster tönt – das passt perfekt als Beschreibung der aktuellen Bandentwicklung. Ein großer Pluspunkt ist zudem die Variabilität: Teilweise schielt man sogar ein wenig in Richtung Metalcore („My Justice, Your Pain“). Dass AD INFINITUM immer wieder an Genregrößen wie Evanescence („Your Enemy“), Within Temptation („Animals“), Epica oder Lacuna Coil erinnern, ist nicht schlimm, da der Sound reifer und eigenständiger ist als noch 2020.

Auch wenn AD INFINITUM inzwischen zu einer richtigen Band gewachsen sind und alle Instrumentalisten hervorragende Arbeit leisten – Melissa Bonny ist und bleibt das Aushängeschild. Die Frontfrau ist sympathisch wie charismatisch, hat sich stimmlich nochmal enorm verbessert und visiert die Spitzenklasse in der Liga der außergewöhnlichen Metalsängerinnen an. Eines der Albumhighlights ist „Afterlife“, gerade auch weil Melissas Klargesang im Duett mit Dynazty-/Amaranthe-Sänger Nils Molin besonders gut zur Geltung kommt. Die teilweise eingestreuten Growls nehmen keinen großen Raum ein und wären nicht immer nötig gewesen, sorgen aber an manchen Stellen für zusätzlichen Nachdruck. „Into The Night“ als härtester Track des Albums wird durch den vermehrten Einsatz der tiefen Vocals jedoch entscheidend aufgewertet. Growls dürfen in Zukunft gerne öfter so prominent eingesetzt werden.

Mit „Chapter II – Legacy“ streben AD INFINITUM ganz klar nach Größerem. Die musikalische Entwicklung und der vermehrte Blick über den symphonischen Tellerrand sind nur zu begrüßen. Die satte Produktion und das variable Klangbild tun ihr Übriges zum starken Gesamteindruck. Das Quartett steht vor „Chapter III“ vor einer klassischen „Make it or break it“-Situation – bei der der Tendenz schlägt der Zeiger aber ganz klar in Richtung „Make it“ aus und lässt auf eine glorreiche Zukunft für AD INFINITUM hoffen.

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Wertung: 8 / 10

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