Review Antigama – Resonance

Harte Töne erreichen uns da aus Polen, ANTIGAMA – Noise-Inferno. Naja, nicht ganz, die Wurzeln sind klar im Grindcore zu finden, der Rest ist eine wilde Achterbahnfahrt von Death bis Noise und Industrial – so entnehme ich das aus dem Promo-Blatt. Laut diesem sind ANTIGAMA sogar die „Kult-Abrissbirne“ Polens, die Rede ist sogar von Avantgarde, na wenn das mal nicht zu hoch gegriffen ist.

In der Tat abgedreht legt die Polen-Kombo los, schnell und brutal – aber nicht besonders Avantgarde-bedacht, noch nicht! Kein Grindcore der traditionellen Schule, aber auch keiner der an moderne, amerikanische Acts erinnern würde. Im Verlauf des Albums merkt man vor allem aber, das die Herren abgedrehtes Songwriting bevorzugen, diese Kunst der gewöhnungsbedürftigen Strukturen und Klänge aber mehr als nur beherrschen. Ich als Hörer werde von harten, logisch strukturierten Abläufen von dem einen auf den anderen Moment losgerissen und in ein Klangbild erfüllt von Emotion und Absurdität geworfen. Das geschieht aber nicht nur einmal – ANTIGAMA bringen es mehrmals zustande und schaffen es auch, all dies stets interessant und auf hohem, musikalischen Level zu halten.

Aber der Reihe nach: Mit „Pursuit“ beginnt die Scheibe wie gesagt absolut nachvollziehbar und klingt zunächst gar nicht so außergewöhnlich. Erstes auffälliges Merkmal ist aber der fließende Übergang zu Track 2, „Seismic Report“. Von einem Übergang zu einem der folgenden Stücke bekomme ich dann gar nichts mehr mit, ich bemerke es erst, als das heillos wirkende Durcheinander ein Ende nimmt und der Song „Order“ für Ordnung sorgt. Ob die Wahl des Titels Absicht war oder ich mir diesen Zusammenhang nur einbilde, kann ich nicht beurteilen. Wer nun denkt, das Schlimmste bereits überstanden zu haben („schlimm“ im Sinne von heftig,…), der irrt. Easy-Listening kann man einfach erklären: Man gibt jemandem das Album „Resonance“ und erklärt ihm, dass der Inhalt dieser CD genau eines nicht ist, nämlich „einfach“ anzuhören. Hingegen ist „Barbapapex“ eine der zwei kurzen Verschnaufpausen und überrascht mit Jazz-ähnlichen Klängen und verhältnismäßig ruhigem Ablauf. Aber für zart besaitete dürfte selbst dies nicht geeignet sein – mir hingegen gefällt es sehr gut. Übergänge und Abläufe sind stets im Rahmen des Nachvollziehbaren, das wird vielleicht nicht immer beim ersten Hördurchgang deutlich, aber gerade wenn man sich die Zeit nimmt und sich nur auf die Musik konzentriert, sollten all die Details dem ambitioniertem Hörer bewusst werden.

Ich fasse also noch mal zusammen: ANTIGAMA’s „Resonance“ – das Debüt bei Relapse Records – ist ein zunächst sehr verwirrend wirkendes Stück Musik, das durch sehr außergewöhnliche Klänge hervor sticht. Harte Riffs und viel Grindcore treffen auf Samples, Sound-Symbiosen und technische Raffinesse. Nach mehrmaligem Hören und einiger aufgebrachter Zeit beginnt das vorliegende Album zu wirken und lässt sich von einer völlig anderen Seite betrachten. Hörer, die progressive Töne und verschachtelte Musik bevorzugen, sollten sich ANTIGAMA auf jeden Fall anhören!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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