Review Argar – Cwm Annwn

Nachdem ich vor wenigen Wochen also das dritte Album der Spanier ARGAR hörte und begeistert war, erschien es nur logisch, auch weitere Alben anzutesten. Hierfür zog ich „Cwm Annwn“ heran, die zweite Scheibe der Jungs aus Barcelona. Sonderlich spektakulär mutet das Cover zwar nicht an, es handelt sich um einen Totenmarsch, dafür aber der Titel, welcher nicht allzu stark auf Vokale setzt. Befürchtet man hier nun ein arg verdrehtes Album, so sei gesagt, dass dies nicht der Fall ist.

Im Gegenteil; wem „Grim March to Eternity“ schon zusagte, der wird seine helle Freude an „Cwm Annwn“ haben. Bereits beim letzten Male war klar, dass Nocturnorz schöne Keyboardsymphonien kreieren kann, hier ist es jedoch um einiges hochwertiger. Wo es beim Nachfolger nicht häufig im Vordergrund steht, erlauscht man das Spielgerät auf dem vorliegenden Werk viel stärker. Was hier bloß wunderbar ist, da es den Stücken einen elegischen, endzeitlichen Klang verleiht, das Bild des Totenmarsches also aufgreift. Achtet man nicht darauf, welches Lied just ertönt, so wird man feststellen, dass die Tracks sehr abwechslungsreich sind. Die Lieder sind facettenreicher aufgebaut, bergen eine Fülle von Material in sich, die andere Gruppen mit Glück in zwei Alben auf die Reihe bekommen hätten. Was ich damit sagen will ist, dass dem Hörer nicht langweilig werden kann. Vielmehr wird er gefangen von dem melodischen und rauen Black Metal der Spanier. Man schreckt auch nicht vor Passagen zurück, die im Gros aus Keyboardklängen bestehen, so in „Millenium Funerarium“ vorhanden. Doch wieso sollte man auch, klingt es doch famos und irgendwie magisch. Ganz anders Ur Profanum, welcher ohne Unterlass leidenschaftlich und hasserfüllt keift und krächzt. Diese beiden Gegensätze bannen den Hörer vor der Anlage, entfachen düstere und schöne Szenarien in seinem Geiste.Ein weiterer formidabler Umstand ist, dass die Musik intelligent arrangiert worden ist. Bei „Blood Black in the Funeral Winds“ finden sich ganz zu Anfang Keyboardtöne, welche man so gar nicht erwartet hätte, das Lied aber doch aufwerten und zudem noch beeindruckend wirken. ARGAR nutzen hier auch noch eine Art Wolfsgeheule, jedoch stimmlich so hoch, dass es schaurig klingt; es werden generell genrekonforme Ingredienzien genutzt, nur eben durchdachter und somit effektiver. Überhaupt, ein mehr als nur brillantes Lied, „Blood Black in the Funeral Winds“ besitzt einen schwelgerischen, todtraurig-schönen Ausklang, wie man ihn bisher kaum gehört hat.

Es gibt nicht viele Alben, welche die Bezeichnung Meilenstein verdienen, doch „Cwm Annwn“ gehört zu dieser übersichtlichen Gruppe. Viele Referenzwerke im melodischen Black Metal sind bekannt, ARGAR werden dabei kaum oder gar nicht genannt, was zum einen aus ihrer Herkunft, zum anderen auch aus der kaum miteinander vergleichbaren Promotion und dem Titelnamen herrührt. Fast hätte mich eben die Betitelung dieses Meisterwerkes auch abgeschreckt, aber wie man so sagt: Kontrolle ist besser, ansonsten wäre diese Perle an vertonter Bedrohlichkeit unentdeckt geblieben.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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