Review Dantesco – Pagano

  • Label: Cruz Del Sur
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Doom Metal

Wer nur den Albentitel ließt und sich das recht coole Coverartwork von „Pagano“ anschaut (zeig’s dem doofen Engel… eh, Moment, ich will hier keine Gewalt gegen Frauen propagieren), der könnte wohl meinen, dass sich auf dem Silberling hier heidnischer Pagan Metal findet. Weit gefehlt. Dem haben sich die fünf Puerto Ricaner von DANTESCO nämlich mitnichten verschrieben. Stattdessen feiert die 2003 gegründete Band ein episches Doom Metal Feuerwerk ab, bei dem sogar gestandene Genregrößen ein wenig bleich um die Nase werden dürften.

11 Songs, größtenteils genreüblich mit Überlänge, finden sich auf „Pagano“, was alles in allem eine Spieldauer von knapp 72 Minuten ergibt. Zehn der Tracks sind in spanischer Sprache gehalten (darunter das Ian-Gillan-Cover „Gethsemane“), lediglich bei „I Came From Hell“ (beide genannten Tracks finden sich übrigens nur auf der europäischen Version der CD) gibt Sänger Erico La Bestia (ich schätze mal, das ist ein Künstlername…) mal eine Kostprobe seiner englischen Fähigkeiten. Klingt doch schon mal gar nicht schlecht, also rein in den Player mit dem Ding.

Schon der Opener macht klar: DANTESCO sind keine Leichtgewichte. Der Song eröffnet mit mächtig walzenden, tonnenschweren Gitarrenriffs und wuchtigem Drumming (allerdings ohne auf der mittlerweile so beliebten Drone-Schiene zu fahren). Dem kundigen Hörer fällt gleich eine gewisse Nähe zu den italienischen Doomwikingern von Doomsword auf und das trifft die Sache auch ganz gut. Zumindest bis der Gesang einsetzt. Denn so sehr ich Deathmaster auch mag, Erico La Bestia singt ihn locker an die Wand. Ich weiß nicht genau, ob der Herr eine klassische Gesangsausbildung hat, aber ich würde es ihm zutrauen. Was der alles mit seiner Stimme anstellt… oioioi, nicht übel. Mal bewegt er sich in getrageneren, fast opernhaften Sphären, dann kreischt er sich die Lungen aus dem Hals, steigt problemlos in höhere Stimmlagen auf oder besticht hin und wieder mal mit tiefen, finsteren Passagen, die man wohl am besten „Sprechgesang“ nennt. Und das alles so fließend hintereinander weg, dass man nicht anders kann, als den Hut vor dem Mann zu ziehen. Da kann man sich beim Anhören der Scheibe schon richtig vorstellen, wie Erico bei einer Liveshow die Sau rauslassen würde. Einziges Manko in der Hinsicht: Ich werde mit den spanischen Texten irgendwie nicht richtig warm. Vor allem in den langsameren Passagen find ich das Anhören der Vocals etwas anstregend. Sonst ist aber alles bestens.

Und natürlich ist der Gesang nicht alles, was hervorsticht. DANTESCO schreiben ganz einfach tolle Songs. Stets sehr doomig und bockschwer, aber nie engstirnig. Da werden tolle Einfälle eingebracht, wie das locker-melancholische akkustische Zwischenspiel in „La Ultima Visita De Grendel“, bzw. das Intro von „Su Sangre Es Mia“ (das auch noch mit ein paar sehr netten Riffs im Refrain glänzen kann), der choralartige Anfang von „Por Tu Santo Amor“ oder das einleitende Horn beim Auftakt zu „Anguila De Sangre“ (übrigens der beste Track des Albums). Oder aber halt auch die Ballade „De La Mano De La Muerte“. Abseits dieser glänzenden Exkurse bieten DANTESCO auch immer wieder schön memorables Riffing, anspruchsvolle Soli (die nicht in Gewichse ausarten) und natürlich die nötige Portion Epik und Bombast-Atmosphäre. Und das alles komplett ohne Beiwerk wie Orchesterparts oder überhaupt ein Keyboard. Nur Gitarren, Bass, Drums und Ericos geniale Gesangsleistung. Die Produktion macht’s möglich. Die ist nämlich so fett und druckvoll, wie es sich für diese Art von Musik gehört. Toll.

Damit sind wir auch schon beim gefürchteten Schlusswort angelangt. DANTESCO haben mit ihrem Zweitwerk „Pagano“ ein knüppelhartes, bockschweres Ding gedreht, das jedem Freund von Doomsword, Candlemass und Konsorten die Freudentränen in die Augen treiben sollte. Hut ab dafür.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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