Einmal Klassik und zurück: Zwischen 1992 und 2002 stand Erico La Bestia als Opernsänger auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Danach kehrte er zu seiner Leidenschaft, dem Heavy Metal, zurück und brachte vor kurzem mit seiner Band Dantesco die zweite CD „Pagano“ raus. Grund genug für uns, um den guten Mann bezüglich Vikingern, der Puerto Ricanischen Metalszene und der Miss Universum auszuquetschen.
Hy Erico. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nehmen konntest. Wie geht’s „La Bestia“ denn so und wie geht’s Dantesco?
La Bestia hat 2008 viel zu tun, drei Alben mit drei verschiedenen Bands… Dantesco mit Pagano, dann das neue Album von Nimrod aus Chile und eine neue Band aus Puerto Rico namens Narval. Und Dantesco arbeiten auch ziemlich hart am Material für das nächste Album, „WE DON’T FEAR YOUR GOD“.
Ihr seid ja jetzt noch nicht so bekannt, also kannst du dich und deine Band erst mal bitte für unsere Leser vorstellen?
Ok, wir sind Dantesco, eine Epic Metal Band von der Insel Puerto Rico. Wir haben drei CDs, von denen „Pagano“ die neuste ist, und wir mögen Musik wie Black Sabbath, Dio, Doomsword, Omen, Sanctuary, Luzbel, Helstar, Manilla Road, Candlemass, Solitude Aeturnus, Mercyful Fate und Root.
Woher kommt denn der Name „Dantesco“ eigentlich? Was bedeutet er und wieso habt ihr entschieden euch so zu nennen?
Ich hab Dantesco selbst ausgesucht, weil ich Literatur liebe und Dante einer meiner Helden ist. Es bedeutet… wenn die Hoffnung weg ist, wenn alles durch Katastrophen zerstört wird, so was halt.
Eure Namen sind teilweise auch Eigenkreationen, oder? Erico La Bestia und Wampa zum Beispiel. Wieso habt ihr euch dazu entschieden, oder gibt es tatsächlich einen Herrn und eine Frau La Bestia? ;-)
Ich heiße Eric. Als ich professioneller Opernsänger war, hab ich diesen Erico-Namen bekommen, weil das musikalischer und klassischer klingt. La Bestia kommt von Nietzsche. Jeder hat doch ein Monster im Inneren, hahahahah!
Ihr spielt sehr schwergewichtigen, epischen Doom Metal. Was fasziniert euch so sehr an dieser Musik und habt ihr je etwas anderes ausprobiert?
Wir lieben vor allem das Feeling und die Leidenschaft davon. Von anfang an wollten wir solche Musik spielen, wir sind mit Candlemass, Pagan Altar oder Solitude Aeturnus aufgewachsen, deren Stil wir mit der Musikalität von Bands wie Mercyful Fate, Sanctuary oder Helstar mischen.
Wie darf ich mir denn die Metal Szene in eurer Heimat Puerto Rico vorstellen? Gibt es viele Bands und vor allem auch viele Fans? Und in dem Zusammenhang: War es schwer die Band zusammen zu bekommen?
Puerto Rico hat eine interessante Metal Szene, es ist ganz normal jedes Wochenende Metal Shows zu sehen, zu denen auch sehr viele Metalheads kommen. Und es werden zunehmend mehr. Es gibt viele großartige Bands, wie Athaxia, Sacrilegio, Aura Azul, Alas Negras, Aura Haven, Errant Society, Macho Cabrio, Pacto de Sangre, Dracmas, Duel of Fate, Unzane, Blokke, Matriarch, Mantarraya, Pit fight demolition, Organic oder Voracious und einen Haufen großartiger neuer Bands von jungen Kerlen mit viel Talent und Hingabe für diese Art von Musik, Bands wie Sacred Guardian, Altazor, Irkalia, Dadiva, Kingdom at war, Angel of Darkness, Scars of deception oder Carnal Devourment.
In meinem Review (ich hab‘ euch übrigens 9/10 Punkte gegeben) habe ich euch in einem Atemzug mit Candlemass und Doomsword genannt. Was sagst du dazu?
Erst mal vielen dank!!!
Und ich finde es großartig, dass ein Reviewer wie du merkt, was wir mögen und unsere Arbeit nachempfinden kann. Natürlich ist Candlemass einer unserer Haupteinflüsse und unsere Brüder von Doomsword sind eine echte Inspiration.
Allgemein sind Vergleiche mit anderen Bands ja immer ein zweischneidiges Schwert. Einer jungen Band kann es helfen, wenn man sie mit Szenegrößen in Verbindung bringt und potentielle Fans werden eher angesprochen, wenn sie bekannte Vergleiche vorgesetzt bekommen. Aber andererseits will man ja sein eigenes Ding machen und nicht als ein Abziehbild hingestellt werden. Wie siehst du das, beispielsweise jetzt im Bezug auf Dantesco? Was antwortest du jemandem, der sagt „Ihr klingt wie Doomsword auf spanisch?“
Das ist ein Problem, um das sich viele Bands nicht kümmern… und viele wollen eben klingen wie ihre Lieblingsband, Iron Maiden, Metallica, oder dieser Götheborg-„Wir alle klingen wie In Flames“-Sound… Naja, wir wollen wie Doomsword auf spanisch klingen, hahahahaha, Doomsword ist für uns mit Abstand die beste Band, die es heutzutage gibt! Aber wir versuchen auch so originell wie möglich zu klingen, ein Vergleich mit Candlemass oder Doomsword ist natürlich trotzdem sehr willkommen… Irgendwann ist halt die Zeit gekommen, da alle Riffs geschrieben und gespielt worden sind, hahahahah!
Mein Spanisch ist übrigens leider etwas eingerostet und mein Französisch und Latein haben mich auch nicht so weit gebracht, also verrat‘ mir bitte, worum geht’s in euren Texten?
In unseren Texten geht es um die Historie wie die Inquisition oder barbarische und vorzeitliche Kriege und Schlachten, Legenden wie Beowulf oder Roland, anti-religiöse Themen, Freiheit und das Leben.
Wie waren denn allgemein die Reaktionen der Presse bezüglich „Pagano“?
Großartig!!! Wir haben die besten Reviews in allen berühmten europäischen Magazinen und auch die Online-Besprechungen sind beeindruckend, natürlich gibt’s immer ein oder zwei schlechte von irgend welchen extremen Seiten, die eine Band, die langsam spielt und deren Texte man verstehen kann, nicht begreifen, haaaaaaa.
Und ihr? Seid ihr vollauf zufrieden mit eurem zweiten Album?
Wir lieben unser „Pagano“-Album. Wir waren nicht so zufrieden mit „De La Mano De La Muerte“, aber wir lieben „Pagano“.
Was hat sich denn gegenüber eurem Debut bei euch getan? Was lief besser, was schlechter?
Wir funktionieren besser als eine Band. Mit dem früheren Lineup gab es sehr viele musikalische und persönliche Differenzen mit Leuten, die nicht wussten, wie man sich in einer Band benimmt, wie man ein guter Bandkollege ist.
Lief die Produktion reibungslos ab oder gab’s Probleme während dem Entstehungsprozess von „Pagano“?
Das lief alles ganz einfach, wir hatten ein paar Probleme mit dem Strom, aber sonst nichts.
Gibt’s noch eine lustige, interessante, erzählenswerte Anekdote aus eurem Studioalltag oder so, die du loswerden möchtest?
Die konstanten Probleme mit der Stromversorgung, hahaha… Das war manchmal echt frustrierend.
Das Cover sieht ziemlich cool aus. Ich hab gelesen, dass Jowita Kaminska es gemalt hat. Von wem kam denn die Idee dafür und zeigt es eine konkrete Szene aus irgend einer Mythologie oder aus euren Texten oder hat es eher einen allgemeinen Bezug zu eurer Musik?
YEAH! Jowita ist eine großartige Künstlerin und sie hat immer die besten Ideen, was man braucht. Das Konzept ist von mir, aber sie hat es besser gemalt, als ich es im Kopf hatte.
„Pagano“ bedeutet Pagan… So was wollte ich haben… Eine mythologische Kreatur, die einen schwulen, christlichen Engel jagt und tötet, also dass der Paganismus das Christentum besiegt… AYE!
Die Musik auf „Pagano“ ist über weite Strecken wirklich bockschwer und sehr wuchtig ausgefallen. Wie kann ich mir als Laie den Schreibprozess vorgestellt? Habt ihr gesagt „Wir schreiben jetzt wirklich schwere Musik“ oder ergab sich das einfach?
Wir arbeiten sehr geduldig… Normalerweise komm ich mit einem Titel und einer der Jungs denkt sich dazu ein Riff, oder ich warte bis ein paar Riffs oder ein ganzer Song fertig sind und dann höre ich’s mir an und lasse mir dazu einen Refrain einfallen, davon nehme ich dann den Titel und kann anfangen zu schreiben.
Ihr musiziert komplett ohne Keyboard und schafft es trotzdem, sehr episch zu klingen. Hut ab dafür. Stand die Einbringung von Keyboards je zur Diskussion?
Wir werden niemals Keyboards benutzen… Wir arbeiten hart daran, diese Atmosphäre mit Gitarren, Schlagzeug und Bass zu machen… und mit Vocals, die die richtige Stimmung der Musik einfangen, die wir spielen.
Bei „Aguila De Sangre“ eröffnet ihr mit einem Hornklang. Das ist aber der einzige „Ambient“-Ausbruch in eurer Musik, wenn ich mich nicht täusche. Wieso nicht mehr davon? Und was soll das Horn ausdrücken, wenn ich fragen darf?
Yes!!!!!! Wir lieben den Song. Es geht um die Blood Eagle Todesfolter… hail!!! Und wir haben unseren Gitarristen Dennis beauftragt diesen Vikinger-Horn-Sound zu finden, das ist einfach geil!!! Ich hab übrigens vor kurzem bei Ebay ein echtes Vikinger-Horn gekauft, damit wir diesen Sound auch live ordentlich rüberbringen!
Ich war (und bin) übrigens über das ganze Album hinweg sehr beeindruckt von deinen Vocals. Hast du eine klassische Gesangsausbildung oder so genossen?
Zwischen 1992 und 2002 war ich professioneller Opernsänger. Ich habe in Spanien, den USA, Griechenland, Italien, Argentinien und Puerto Rico gesungen. Aber die Metal-Musik und dieser Lebensstil haben mich eingeholt und jetzt mache ich wieder Metal wie in den 80ern!
„I Came From Hell“ ist euer erster englischsprachiger Song. Wieso habt ihr den nicht auch auf spanisch aufgenommen?
Unsere europäischen Brüder haben uns immer um einen englischen Song gebeten… Und unser neues Album wird komplett auf englisch sein, als ein Geschenk für unsere Fans und Brüder, die Dantes einen Platz in ihren Herzen und ihren Geschmäckern gegeben haben!
Was hat euch dazu bewogen, „Gethsamane“ zu covern? Und habt ihr die Lyrics einfach nur übersetzt oder auch was daran verändert?
Wir haben „Gethsemane“ gemacht, weil wir denken, dass das eine wirklich humane Blickweise ist, weil Jesus sich eben sträubt sich zu opfern und am Ende muss er es eben tun, weil Gott sein Vater ist… Was für ein Arschloch, hahahahah… Der spanische Text stammt von Camilo Sesto, einem spanischen Sänger, der in den 70ern Jesus Christ Superstar aufgeführt hat und das ist die beste Version überhaupt!!! Ja, besser als die von Ian Gillan!
Rein interessehalber: Wieso gibt’s die beiden Tracks eigentlich nur auf der europäischen Version der CD?
Wir haben unser Label Cruz del Sur gebeten die CD in Puerto Rico zu veröffentlichen, damit wir das Geld wieder reinkriegen können, das die Produktion gekostet hat. Und Enrico vom Label war sehr hilfreich, also haben wir uns entschieden, ihnen zwei Bonus Tracks für den europäischen und internationalen Release zu geben.
In meinem Review schrieb ich, dass man sich anhand der Gesangsaufnahmen auf der CD schon vorstellen kann, wie du live auf der Bühne abgehst. Hab ich damit ins Schwarze getroffen? Bist du eine art „Rock Star“ auf der Bühne?
Hahahahahahaha!!! Ich hab das nie bewußt versucht… Aber die Show ist schon sehr theatralisch und visuell. Ich hab sogar eine Papst-Verkleidung für die Show und mit meiner Opernerfahrung ist es ganz normal, dass ich jeden Song wirklich performe.
Ich laß, dass ihr vor zwei Jahren hier in Deutschland die Warm-Up-Show des „Keep It True VI“-Festivals eröffnet habt. Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?
Das war eine großartige Erfahrung, weil die Band jedem gefallen hat und wir viel Lob für unsere großartige Show kassiert haben. Wir haben auch das „Doom Shall Rise“ Fest als Co-Headliner gespielt… Das war unglaublich… Robert Lowe von Solitude Aeturnus/Candlemass hat es nicht zur Show geschafft, obwohl Solitude Aeturnus als letzte Band spielen sollten, also bin ich in dieser Nacht als Sänger eingesprungen. Das war verdammt geil!
Habt ihr vor, mit dem neuen Album im Gepäck wieder zu kommen?
Wir kommen nächstes Jahr nach Europa und spielen in Griechenland, Italien, Spanien, Irrland und Portugal.
Wie sieht denn allgemein eure Planung für die nächste Zeit aus? Große Tour? Oder arbeitet ihr vielleicht schon am nächsten Album?
Im Augenblick arbeiten wir an der neuen CD… yeah!
Wir sind schon fast am Ende… Traditionell schließen wir bei Metal1 mit einem „Wortspiel“. Ich werfe dir ein paar Wörter oder Phrasen zu und du sagst einfach, was dir als erstes dazu einfällt. Fertig?
My Dying Bride? – kein Doom Metal
Doomgemüse? – Was?????
Bowling? – für Bowler
Donald Duck? – eine Ente
Miss Universe? – Puerto Rico sind die Besten
Metal1.info – Großartige Brüder… Hail!
Erico, ich danke dir für das Interview und wünsche dir und Dantesco alles Gute für die Zukunft. Die letzten Worte gehören dir. Was möchtest du unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dantes wird es noch eine ganze Weile geben, also macht euch bereit für einen Haufen Epik von uns… METAL POR SIEMPRE!