Review Defecto – Duality

Schon erstaunlich, was so ein kleines Land wie Dänemark an spannenden Metal-Acts raushauen kann: Mercyful Fate, Royal Hunt, Pyramaze oder auch Wuthering Heights – diese Bands haben Genres zum Teil mitprägen können. Die Lorbeeren, die DEFECTO für ihre bisherigen Alben (zu Recht) erhalten haben, lassen durchaus auf einen ähnlichen Werdegang hoffen. Selbst ins Vorprogramm von Metallica und Rammstein hat es das Quartett bereits geschafft – kein Wunder also, dass man die Dänen als Senkrechtstarter schlechthin ansieht.

„Duality“, das Drittwerk der Band, besteht aus elf abwechslungsreichen Songs, die direkter nicht ins Ohr gehen könnten: Dieses Album kann man als Referenz für Eingängigkeit heranziehen, und es ist nicht unbedingt nur als Kompliment anzusehen. Doch Schritt für Schritt: Erst einmal gilt es, umfassend den Gesang von Nicklas Sonne zu loben, der mit seiner Stimme unfassbar viel anstellen kann. Egal ob engelsgleich, rotzig oder auch mal growlend („The Uninvited“, „Condemned“, „Bed Of Nails“) – der Mann steht mit seinem Organ eindeutig im Mittelpunkt der Musik von DEFECTO. Nur schade, dass die starken Growls im Vergleich zum Vorgänger eindeutig zurückgefahren wurden.

Der Opener „Rings Of Saturn“ kann im Grunde schon als Blaupause für das gesamte Album angesehen werden: Gekonnte Wechsel von langsamen zu härteren Parts und spannende Gitarrensoli dominieren, begleitet vom fantastischen Gesang Sonnes. Auch orchestrale Spielereien und schön anzuhörende Chöre verirren sich mal in die Musik der Dänen, sind aber nur wenig prägend für „Duality“. Schon eher bestimmend sind die ständigen Gitarrensoli, die so gut wie jeden Song von DEFECTO genretypisch und technisch über jeden Zweifel erhaben bereichern.

Neben dem starken Gesang muss man auch definitiv einige fantastische Hooklines erwähnen: Im kurzen, aber knackigen „Rise“ verursacht gerade der düstere Part ein wohliges Gänsehautgefühl und „Condemned“ punktet mit überragendem Abwechslungsreichtum in der Melodieführung. Einen gewissen „Pop-Faktor“ findet man in einigen Tracks von DEFECTO: „Washed Away“, mit seiner balladesken Grundausrichtung und „Tempest“ (trotz weniger Screams) jedoch überragen diesbezüglich den Rest um ein gutes Stück – toll sind die Songs trotzdem.

Der wunde Punkt von „Duality“ ist wohl gleichzeitig eine seiner Stärken: die schon angesprochene Eingängigkeit. Es ist schon ein wenig unheimlich, wenn die Songstruktur bereits nach dem ersten Durchgang vollends vom Gehirn begriffen wird. Da DEFECTO technisch alles draufhaben, bleibt dem anspruchsvolleren Prog-Fan nur die Hoffnung auf ein komplexeres nächstes Album. Aber das ist Meckern auf einem enorm hohen Niveau: „Duality“ ist ein Kracher im Bereich des melodischen Progressive Metals, daran gibt es keinen Zweifel. Es bleibt spannend, in welche Richtung sich die Band in Zukunft entwickeln möchte.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Sebastian Mighali

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