Review Gandreid – Nordens Skalder

  • Label: Naturmacht
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Interessant, GANDREID beschäftigen sich also mit dem Leben, dem Tod, der Verbindung zwischen beidem und derer von Mensch und Natur. Dazu spielen sie folkigen Black Metal und kommen aus… Norwegen, so unglaublich das klingen mag. Gegründet wurde die Band ursprünglich als Projekt von Dáublódir, der Gesang und Schlagzeug übernimmt, Mitmusikant ist Ildsint, der den Rest der Instrumente bedient.

All diese Vorabinformationen geben bereits einen eindeutigen Fingerzeig auf das, was den Hörer in den anstehenden 50 Minuten erwartet. In der Tendenz eher schnelle Songs, bei den Gitarren und Schlagzeug sich teilweise einen regelrechten Wettlauf liefern, aber auch epische Momente haben es auf „Nordens Skalder“ (müsste „Dichter des Nordens“ bedeuten) geschafft. Dies sind dann auch die Augenblicke, die die Stileinordnung Folk rechtfertigen, aber man muss es sagen, wie es ist: Sie sind in der Minderheit.
Insgesamt ist die Platte nämlich ziemlich aggressiv, gerade hinten heraus bleibt der Fuß fast durchgehend auf dem Gaspedal. Dann stehen auch die Gitarren stark im Vordergrund, während es zumindest bis zum Titeltrack auch mal ruhiger zur Sache geht. Dann setzt man mehrheitlich auf Chorarrangements, die dem teilweise doch recht harschen Sound als gesunder Kontrapunkt gut zu Gesicht stehen.
Überhaupt ist „Nordens Skalder“ der beste Song, den GANDREID auf die Scheibe gepackt haben, man könnte sogar sagen, es ist der nordischste Song. Erinnerungen an legendäre Schlachtgesänge werden wach, eingängige Melodien erzeugen Bilder, die bei dieser Art von Musik dazu gehören – selbst wenn es lyrisch, wie eingangs erwähnt, eher nicht um Schwerter und Katapulte geht.
Was bleibt sonst noch hängen? Die schmissige Gitarre im Opener, welche das Album sehr schön einleitet und die Marschrichtung klar vorgibt und eben die Erkenntnis, dass GANDREID nicht auf Gefangene aus sind. Alle zehn Tracks haben schnelle Elemente zu bieten, aber nur wenige nehmen die Fahrt auch mal raus. Dabei wäre das eigentlich ganz wünschenswert gewesen, speziell die zweite Hälfte wird hier und da eintönig, vor allem, weil das spieltechnische Niveau eher mäßig ist.
Selbiges könnte man auch zum Sound sagen, aber genau wie bei den ausbleibenden Frickeleien wird dies dem Konzept geschuldet sein. Die Gitarren weisen traditionell viele Höhen auf, der Bass spielt eine untergeordnete Rolle, das Schlagzeug ist immerhin recht transparent abgemischt. Keine Pleite, aber auch keine Perle im Genre.

Die eine oder andere Länge haben GANDREID also im Programm, ebenso geht es ihnen auch nicht darum, technische Raffinessen zu präsentieren. Die Stärken liegen im Konzept und dessen Umsetzung, Atmosphäre steht im Vordergrund. Ein prinzipiell recht rundes Programm, aber mit einer vermutlich recht überschaubaren Zielgruppe, die sich durch „Nordens Skalder“ auch nicht unbedingt vergrößern wird.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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