Review Heaven Shall Burn – Iconoclast Part I (The Final Resistance)

Stell dir einfach vor, dass dir gerade nach mehreren Stunden die Flucht von einer der zu dieser Jahreeszeit typischen Karnevalsfeiern gelungen ist. Nun reicht es noch nicht, dass du keinen Alkohol konsumieren durftest, denn irgendjemand muss ja immer fahren, nein auch alle deine „Freunde“ waren in musikalischer Form vor Ort. Sei es der Costa Cordalis Megamix oder ein Mann der seiner Muschi an jedem Tag in der Woche übers Fell streichelt – ab 50 aufwärts findet man das wohl lustig – und wie in jedem Jahr die Höhner. Kann dir nicht passieren? Ein Grund mehr dankbar zu sein und erst recht ein Grund sich im Anschluß an dieses Non-Highlight die volle Packung an Musik, die über Schnunkelschund hinaus geht zu geben. Nur gut, dass HEAVEN SHALL BURN mitgedacht haben und mit „Iconoclast Part I (The Final Resitance)“ zum Jahresbeginn in die Vollen gehen.

Wer jetzt aber beim Intro die gewohnt geballte Energie der Thüringer vermutet, wird sich wundern. Gar besinnlich trifft ein Pianospiel auf die Ohren des Zuhörers, zu welchem sich im weiteren Verlauf eine Geige gesellt. Im Anschluß wirds dann aber höchste Zeit, den angesammelten Staub aus den Boxen zu pusten. „Endzeit“ legt ein zügiges Tempo vor und auch Sänger Marcus zeigt stimmlich wo der Frosch die Locken hat. Auch wenn der Rest des Albums da kaum abfällt, handelt sich bei „Endzeit“ wohl um die aggressivste Nummer. Ohne viel Zeit zu verlieren reiht sich ein Song nach dem anderen in besagtes Schema ein und doch enthält jeder Unterschiede, die ihn zu etwas besonderen werden lassen. „A Dying Ember“ z.B. hat mit sieben Minuten wohl die längste Spielzeit, schafft es aber immer wieder durch groovendes Drumming und technische Spielerein den Hörer bei der Stange zu halten. HEAVEN SHALL BURN goes Finntroll. Dieses Eindruck könnte man wohl bei „Black Tears“ bekommen, klingt das verwendetet Riff doch verdächtig nach der allseits bekannten Keyboardmelodie von Trollhammeren.

Man sieht, für Abwechselung ist gesorgt und somit bürgen viele Elemente dafür, dass „Iconoclast“ so schnell nicht langweilig wird. Nach dieser Achterbahnfahrt ertönt zum Abschluß zuerst die Geige aus dem Intro gefolgt vom abschließenden Piano. Das ganze klingt irgendwie recht deprimierend und erinnert mich stark an melancholische Musik aus Holocaust-Filmen wie z.B. „Der Pianist“. Zudem hört man ein ratterndes Geräusch im Hintergrund und könnte somit wirklich denken, man sieht Bilder eines Zuges auf dem Weg ins Konzentrationslager. Obwohl besagtes Stück als Outro betitelt ist, bekommt man zum Abschluß einen Brei aus allen sonst auf diesem Album vorhandenen Instrumenten vorgesetzt. Ein reines Instrumentalwerk, welches man sich hätte sparen können, da es keinerlei Highlights bietet und irgendwie im Vergleich zum In- und Outro aus dem Rahmen fällt.

Somit fällt der Vorhang und zurück bleibt ein solider Eindruck. „Iconoclast“ ist ein Album, welches trotz seiner geballten Energie Zeit benötigt. Mit einem Hördurchgang ist es hier nicht getan, es gibt wie bereits angesprochen immer wieder neue Details zu entdecken. Zwar können HEAVEN SHALL BURN was die Melodien als solches betrifft, nicht mit Werken wie Arch Enemy´s „Rise of the Tyrant“ mithalten, aber um auf die Karnevalszeit zurück zu kommen: „Der Himmel brennt“ und die Thüringer sind ein Grund dafür, haben sie mit ihrem neusten Werk die Meßlatte in 2008 auf ein angemessenes Level gehievt.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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